Der Fairplay-Gedanke stand für die Altstädter Verantwortlichen im Vordergrund. Als klar war, dass der Hauptplatz des Stadions nicht bespielbar ist, fiel die Entscheidung auf dem Kunstrasenplatz zu spielen. Eine Premiere in der Wagnerstadt. Eine, die sich nicht auszahlen sollte. Die Ismaninger bewiesen eindrucksvoll, weshalb sie als die offensivstärkste Mannschaft der Liga mit den individuell stärksten Einzelspielern gelten. "Der Kunstrasenplatz kam uns zugute", gestand Gästetrainer Frank Schmöller unumwunden ein. Eine höchst vorsichtige Umschreibung der Darbietung auf dem "satten Grün". Die Ismaninger waren von der ersten Minute an wacher, energischer, spielstärker, schneller und ideenreicher. Schon nach fünf Minuten hätten die Hausherren zurückliegen können, als Stijepic und Niederlechner an der Querlatte und dem Pfosten scheiterten. "Wir haben heute nicht die nötige Einstellung an den Tag gelegt", kritisierte Bayreuths Spielertrainer Ingo Walther seine Mannen. Wie wahr: Bis auf Herls Standardsituationen, die zeitweise ansatzweise Gefahr heraufbeschworen, blieben die Altstädter ein Muster an Harmlosigkeit.
Victor Gradl (gelbes Trikot) und "Joey" Häfele im Duell.
Andi Bär
Vor dem Pausentee sah nicht vieles danach aus, als können die Altstädter die defensiv bekanntermaßen anfälligen Ismaninger aushebeln. Auf der anderen Seite bewiesen die Torjäger Mijo Stijepic und Florian Niederlechner einmal mehr ihre Vollstreckerqualitäten. Erst war Stijepic hellwach, als Ingo Walther nach einem Flankenball den Kopf einzog und auf Keeper Stephan Essig hoffte. Der aber verließ sich auf seinen Coach. Der lachende Dritte war Ismanings Goalgetter, der dankend einnetzte (29.). Niederlechner wollte dem in nichts nachstehen. Nach Stijepics Flankenball tauchte er völlig blank vor Essig auf, der den ersten Versuch noch reaktionsschnell entschärfen konnte, gegen den Nachschuss aber machtlos war.
Häfele macht den Sack zu
Die hoffnungsvoll aus den Katakomben gekommenen Bayreuther hatten durch Hofmanns Kopfballversuch (46.) und Herls knapp am Tor vorbeisegelnden Schussversuch (47.) den Anschlusstreffer auf dem Fuß - doch schon kurze Zeit später war das Strohfeuer erloschen. Mijo Stijepic entwischte Spielertrainer Ingo Walther, Uli Frieß scheiterte noch an Essig, den zweiten Versuch drückte Bernd "Joey" Häfele über die Linie - die Partie war entschieden. In einer zumeist ungewohnt emotionslos geführten Auseinandersetzung krönten die Ismaninger ihre starke Darbietung mit einem mustergültigen Konter: Uli Frieß versetzte den verdutzten Keeper Essig mit einem fulminanten Querschuss inmitten des Altstädter Marks.
Michael Eckert und Julian Maurer im Duell.
Andi Bär
Mit dem vierten Treffer nahmen die Ismaninger das Tempo aus der Partie und ließen die Altstädter besser ins Spiel kommen. Wie zuvor über 75 Minuten lang die Bayreuther ließen sich nun die Gäste aus dem Münchener Speckgürtel fallen, standen zu tief und ließen die Gelb-Schwarzen kombinieren. Der auffällige Victor Gradl, nach der Hereinnahme von Co-Kapitän Florian Wurster (der die Binde von seinem Namensvetter Jakl übernahm) sorgte schließlich mit einem Sololauf für die Chance zum Ehrentreffer. Weiser wusste sich gegen ihn nur mit einem Foulspiel zu helfen, Torjäger Christopher Klaszka ließ sich die Chance vom Elfmeterpunkt nicht nehmen.
Altstadt-Anhänger als heimliche Gewinner
Einen Sieger hatten die Altstädter doch noch auf ihrer Seite: Die Anhänger. In Großbardorf noch negativ aufgefallen, da ein Fan den Schiedsrichter beschimpfte und daher mit einer Geldstrafe vom Sportgericht der Bayernliga belegt, zeigten sie sich von ihrer besten Seite. "Ich komme gern nach Bayreuth", meinte Ismanings Trainer Frank Schmöller "und nicht nur, weil ich hier immer die Punkte mitnehme." Vielmehr beeindruckte ihn das Umfeld einmal mehr: "Wie die Fans nach einem 0:4-Rückstand ihre Mannschaft immer noch anfeuern, das ist Wahnsinn. Die machen richtig Spaß. So etwas wenn wir in Ismaning hätten. Dann hätten wir bei dem Fußball, den wir spielen, wahrscheinlich immer 1500 Zuschauer", so der einstige HSV-Profi.
Spielbericht eingestellt am 13.11.2010 21:52 Uhr