von Ulrich Engel
Die Ausgangsposition vor dieser Partie war klar. Beide Teams trafen sich zum Kellerderby und zu einem Schlüsselspiel für den weiteren Saisonverlauf. Dabei hatten wohl beide Seiten vor der Saison nicht damit gerechnet, in einer so verzwickten Lage aufeinander zu treffen. Die Vorgabe war auf beiden Seiten der Sieg, ein Unentschieden stand gar nicht erst zur Debatte. Am Ende gab es einen Sieger, und der kam aus dem Allgäu und hieß FC Memmingen. Der VfL Frohnlach läuft weiter einem Erfolgserlebnis hinterher und war, wie schon so oft in dieser Saison, nah dran und mußte einmal mehr einsehen, daß ohne Spielglück aller Einsatzwille unbelohnt bleibt. Ob nun der Gegner zwei oder drei Treffer erzielt hat, ist letztendlich ohne Belang. Ebensowenig sind die Umstände, die einer keinen Deut besseren Mannschaft zum Sieg verhalfen, im Nachhinein relevant. Die Punkte sind weg für den VfL, dessen Weg in eine gesicherte Bayernligazukunft nun noch steiniger wird.
Fassungslos war man im Frohnlacher Lager, da waren gerade erst drei Minuten gespielt und man war schon mit 0:1 im Rückstand. Rebhan hatte Eiband einen Meter im Strafraum zu Fall gebracht, Schiedsrichter Pirsching zeigte sofort auf den Punkt und Regenbogen verwandelte den Strafstoß unhaltbar (3. Min.). Nur wenige Augenblicke später kam der VfL zu seiner ersten Möglichkeit. Schön angespielt von Rosenbauer nahm Wicht aus 16 Metern Maß und traf den Pfosten. Dieser Verlauf nach nur wenigen Minuten war fast schon symptomatisch für den VfL in dieser Saison, in der der Begriff "Spielglück" längst zu einem Fremdwort geworden zu sein scheint. Dazu paßt auch das frühe Ausscheiden von Kapitän Braungardt nach elf Minuten mit Verdacht auf Adduktorenanriß. Mit der Führung im Rücken spielten die Gäste aggressiv, störten die Platzherren frühzeitig und machten die Räume im Mittelfeld und vor dem eigenen 16er eng. Der VfL wirkte blockiert. Die Unsicherheit war angesichts ihrer Tabellensituation allerdings beiden Seiten anzumerken. Vieles in dieser Anfangsphase war zerfahren und von reichlich Nervosität geprägt. Die Memminger fanden sich dennoch etwas besser zurecht, und als der reaktivierte Keller dem aufgerückten Manz zu einer Kopfballchance verhalf, wurde es gefährlich für den VfL (25. Min.). Inzwischen fand auch der VfL besser ins Spiel und kam durch Fippl (26. Min.) und Simaoe (28. Min.) zu nennenswerten Torszenen. Völlig überraschend sah nach 34 Minuten Reiner Wicht, der bis dahin fehlerlos agiert hatte, nach einer Attacke gegen Manz die rote Karte. Manz hatte Schiedsrichter Pirsching dermaßen beeindruckt, daß dieser Wicht die Höchststrafe verpaßte. Pirsching setzte mit dieser Entscheidung seiner bis dahin mäßigen Leistung die Krone auf und mußte sich nicht wundern, daß er damit nicht mit Beifall überschüttet wurde. Der VfL riß sich trotz Unterzahl und Rückstand zusammen und behielt bis zur Pause die Übersicht, während die Allgäuer auf Sicherheit bedacht waren und risikolos nicht mehr taten als nötig.
Unmittelbar nach dem Seitenwechsel gab es viel Jubel im Waldstadion. Rosenbauer, der längst seinen Liberoposten aufgegeben hatte, brachte Wöhner in Schußposition, und der überwand Stedtnitz zum verdienten Ausgleich (46. Min.). Alles war wieder offen und der VfL wurde mit zehn gegen elf zunehmend bissiger. Fippls Freistoß veranlaßte Stedtnitz zu seiner bis dahin besten Tat (50. Min.). Frohnlach setzte mit frischem Elan und deutlichem Ehrgeiz auf Offensive. Memmingen bekam Probleme und Stedtnitz viel Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen, beispielsweise bei einem kraftvollen Schuß von Eidloth (54. Min.). Frohnlachs Offensivdrang verschaffte den Gästen Raum für Konter. Hintereinander mußte Gückel vor Sauer (56. Min.) und Keller (57. Min.) klären. Die Platzherren waren dennoch aktiver, erspielten sich Feldvorteile und gewannen viele Zweikämpfe. Memmingen aber reagierte clever und erkannte Konterchancen sofort. Als Keller bei einem dieser Konter von Gückel am Torraum von den Beinen geholt wurde, blieb dem Mann mit der Pfeife, der - vorsichtig formuliert - viel zu oft zweierlei Maß anlegte, keine Wahl; er zeigte erneut auf den Punkt und erneut verwandelte Regenbogen - Memmingens wichtiger Neuzugang vom SSV Ulm - den fälligen Elfmeter (77. Min.). Dieser Treffer zerstörte Frohnlachs Eifer und Siegeswillen erkennbar. Noch einmal warfen sie alles nach vorne, aber der Schock saß tief. Die Gäste hatten nun leichtes Spiel und kamen in der Schlußphase durch den eingewechselten Braun sogar noch zu einem dritten Treffer (86. Min.), aber das war nun wirklich zuviel des Guten und entsprach dem Leistungsvergleich beider Teams ganz und gar nicht. Wie auch immer, die Punkte haben sich die Allgäuer ergattert und der VfL stand erneut mit leeren Händen da. Das Abstiegsgespenst verdunkelt den Frohnlacher Fußballhimmel beängstigend und wird sich nur mit enormen Anstrengungen und mit Hilfe des zitierten "Spielglücks" verscheuchen lassen. Viel Zeit zur Wende bleibt Charly Zapf und seiner Truppe allerdings nicht mehr, denn mit der Partie bei der SpVgg Weiden am kommenden Samstag endet schon die Vorrunde.
Spielbericht eingestellt am 23.01.2016 13:43 Uhr