Wie ernst die Würzburger Kickers die Pokalaufgabe in der Korbstadt nahmen, zeigte sich allein schon an der Startaufstellung des Zweitliga-Absteigers, der mit dem Profikader angereist war und so von Anfang an keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass das BFV-Achtelfinale bei Weitem keinem Betriebsausflug gleichkam. Dass sich der Favorit deutlich schwerer tat als erwartet und einen weniger standesgemäßen Sieg erzielte, als die Würzburger Rothosen von sich selbst erwarteten, lag an einem couragiert auftretenden Gastgeber, der die Chance nutzte vor zahlreichen Zuschauern Werbung in eigener Sache zu machen.
1400 Zuschauer sorgten für voll besetzte Tribünen im Karl-Fleschutz-Stadion.
Bernd Riemke
Das erste Raunen gehörte auch den Hausherren, für die Lukasz Jankowiak seine exzellenten technischen Fähigkeiten im Zweikampf aufblitzen und seinen leicht irritierten Widersacher Marvin Kleihs verdutzt an der Außenlinie stehen ließ (3.). Der erste Torschuss gehörte ebenfalls den Hausherren, als Manuel Aumüller einen Angriff vorausschauend in der eigenen Hälfte abfing und die Korbstädter anschließend über Tobias Zollnhofer das Leder zu Daniel Oppel brachten, der mit seinem Rechtsschuss im Strafraum Keeper Drewes zu einer echten Parade zwang (6.). Der Landesliga-Siebte spielte forsch, stand massiert mit der Viererkette in der eigenen Hälfte und war dabei dennoch bemüht, sich nicht zu weit zurückdrängen zu lassen. Zur eigenen Entlastung schufteten Zollnhofer und Pfadenhauer in vorderster Front, gingen enorm lange Wege und versuchten, den Spielaufbau der Unterfranken zu unterbinden beziehungsweise die Kickers zu langen Bällen zu zwingen. Dies gelang phasenweise ausgezeichnet, so dass dem Drittligisten in der Anfangsviertelstunde wenig Gewinnbringendes einfiel und die Heimelf sich bis zur 25. Minute nicht nur ein torloses 0:0 ermauerte, sondern ohne Angst vor großen Namen auftrat und sich den Respekt des Gegners verdiente. Der hielt dennoch stets die Zügel in der Hand und lauerte geduldig auf seine Möglichkeiten. Dabei ließ Würzburg den Ball sicher und flüssig in den eigenen Reihen laufen und kombinierte sich ansehnlich durch das Mittelfeld. Der aufmerksamen Deckungsarbeit des FCL war es geschuldet, dass die Kickers jedoch kaum wirklich gefährlich vor das gegnerische Gehäuse kamen. Im Zentrum waren die Räume eng und so bedurfte es zweier einstudierter Spielzüge über die Außenbahnen, um mit einer beruhigenden 2:0-Führung aus Sicht der Gäste in die Kabinen zu gehen. Erst fand ein herrlicher 40-Meter-Diagonalball Patrick Göbel am rechten Flügel. Der nahm das Spielgerät im Lauf mit und traf schließlich aus spitzem Winkel zum 0:1 (25.). Unmittelbar vor dem Seitenwechsel hinterlief Kai Wagner auf der linken Außenbahn und brachte die Hereingabe auf den Schlappen von Joannis Karsanidis, der im Strafraum keine Mühe hatte, zu vollstrecken (44.).
Man sieht es Orhan Ademi (re.) förmlich an. Andreas Mahr ist ein unangenehmer Gegenspieler.
Bernd Riemke
Der zweite Durchgang begann mit einer Unachtsamkeit in der Hintermannschaft des FCL, die die ausgebufften Profis prompt bestraften. Für einen Augenblick ließen die in rot gekleideten Hausherren Patrick Göbel gewähren, der die Situation erkannte, den Freiraum nutzte, aus etwa 20 Metern zum Abschluss kam und schön anzusehen unter die Latte traf (51.). Wer nun allerdings erwartete, dass die Gastgeber dem hohen Tempo Tribut zollen mussten und allmählich einbrechen würden, der sah sich schnell getäuscht. Lichtenfels lieferte über die gesamte Spieldauer hinweg einen aufopferungsvollen Kampf und wagte sich selbst in der Schlussviertelstunde noch mutig in des Gegners Hälfte, um sich für die starke Leistung mit einem eigenen Tor zu belohnen. Lukas Dietz versuchte es zunächst aus der Distanz und verfehlte sein Ziel nur knapp (71.), zwei Zeigerumdrehungen später fand der eingewechselte Hönninger die Lücke in der Würzburger Kette und schickte Sprinterkönig Oppel auf die Reise, der jedoch einen hauchdünnen Schritt zu spät gegen den aus seinem Kasten geeilten Keeper Drewes kam (73.). Weitere Möglichkeiten sprangen zwar nicht heraus, doch die heimischen Rot-Weißen boten auch spielerisch ansehnliche Kost, die die Zuschauer auf der proppenvoll besetzten Haupttribüne stellenweise zu Szenenapplaus animierte. Bei den Kickers sammelten vor allem der wieselflinke Doppeltorschütze Göbel sowie Joannis Karsanidis im Zentrum Pluspunkte. Die Kickers machten den Klassenunterschied vor allem dank ihres enorm sicheren Passspiels und der - wenn nötig - robusten Durchsetzungskraft deutlich. Am überlegenen Sieg des Drittligisten gab es demnach nichts zu deuteln. Dass dieser am Ende nicht noch höher ausgefallen ist, hatten die Hausherren in der 81. Minute ihrem glänzend reagierenden Keeper René Schulz zu verdanken, der per Fußabwehr gegen Karsanidis rettete. Sieben Minute vor dem Ende klärte schließlich Lukas Dietz mit allerletztem Einsatz vor dem einschussbereiten Felix Müller, so dass sich die Hausherren ein 0:3 "verdienten", nach dem sie mit mehr als erhobenem Haupt vom Platz gehen konnten. Die Würzburger Kickers gefielen durch einen konzentrierten und vor allem respektvollen Auftritt gegenüber des niederklassigen Gastgebers und zogen letztlich nicht nur mehr als verdient, sondern in allen Belangen souverän in das Viertelfinale des BFV-Verbandspokals ein.
Aufmerksam verfolgt Lukas Dietz Ball und Gegner - in diesem Fall Emanuel Taffertshofer.
Bernd Riemke
Spielbericht eingestellt am 05.09.2017 22:15 Uhr