Christian Hüttl im Interview: Torwart-Engpass in 21 Jahren so noch nicht erlebt! - fussballn.de
Das Amateurfußballportal aus
der Region Nürnberg/Fürth
 
Artikel veröffentlicht am 13.10.2021 um 07:00 Uhr
Christian Hüttl im Interview: Torwart-Engpass in 21 Jahren so noch nicht erlebt!
INTERVIEW In Eibach hat man derzeit mit ungewöhnlichen Problemen zu kämpfen: Im Kreisliga-Spiel beim FC Bayern Kickers stand aufgrund eines Keeper-Notstandes mit Alexander Kißkalt ein nomineller Feldspieler zwischen die Pfosten, ehe nach dessen Platzverweis mit Paul Bandi ein weiterer folgte. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht DJK-Coach Christian Hüttl über die Hintergründe sowie die derzeitigen Herausforderungen.
Von Michael Watzinger
Christian Hüttl und seiner DJK Eibach gehen allmählich die Torhüter aus...
fussballn.de / Gitzing
Hallo Christian, bereits seit einem halben Jahr beschäftigt ihr Euch in Eibach notgedrungen mit der Torhüter-Frage, die nun darin gipfelte, dass mit Alexander Kißkalt ein nomineller Feldspieler im Spiel gegen Bayern Kickers zwischen den Pfosten stand. Wie kam es dazu?

Hüttl:
Um das zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen: Zu Saisonbeginn waren wir mit Christian Hufnagel als Stammtorhüter und Maik Homann als Back-Up für diese Position doppelt besetzt und gut aufgestellt. Maik zog es dann aus beruflichen wie privaten Gründen in seine Heimat in den Norden Deutschlands zurück. Chris konnte sich inzwischen seinen beruflichen Traum bei der Feuerwehr erfüllen, musste hierfür allerdings nach Berlin umziehen, weshalb er Ende September gegen den Post SV das letzte Mal für uns im Tor stand. Auf diese Weise entstand eine große Lücke, die es zu schließen galt.

Auf die Paraden von Torhüter Christian Hufnagel muss die DJK Eibach fortan verzichten. Der 26-Jährige zog berufsbedingt nach Berlin und hinterlässt eine große Lücke im Eibacher Tor.
fussballn.de / Oßwald

Mit Jonathan Götz und Sami Tojen stehen aber doch nominell noch zwei weitere Kandidaten für das Eibacher Tor zur Verfügung?

Hüttl:
Beide Jungs stehen zwar in der 2. und 3. Mannschaft auch zwischen den Pfosten, spielen aber stellenweise auch als Feldspieler in ihren Teams. Wir haben deshalb auch allerlei ehemalige Torhüter kontaktiert und in Fabian Saam beispielsweise einen langjährigen Torhüter gefunden, der uns vorübergehend helfen wollte, wenn es die Zeit mit Beruf und Familie zulassen würde. Allerdings hat uns hier eine Verletzung einen Strich durch die Rechnung gemacht. So haben wir schließlich auch noch Martin Corell aus dem Hut gezaubert, er stand beispielsweise im Heimspiel gegen den FC Stein bereits zwischen den Pfosten. Wie es der Zufall eben so wollte, standen am Sonntag gegen Bayern Kickers aber beide leider nicht zur Verfügung, weshalb wir erneut kreativ werden mussten. 

Die Wahl fiel schließlich auf Alexander Kißkalt. Wie kann man sich den Auswahlprozess dahinter vorstellen?

Hüttl:
Ganz ehrlich? Im offenen Dialog mit der Mannschaft! Es bringt ja nichts, wenn wir als Trainer einfach jemanden bestimmen, das Team braucht ja auch ein gewisses Vertrauen in den Schlussmann und umgekehrt. Wir haben direkt in die Runde gefragt, wer es sich vorstellen kann ins Tor zu gehen - und Alex hat sich hierbei zur Verfügung gestellt. Er war zuvor bereits einmal bei einem Spiel der 2. Mannschaft gegen Flügelrad im Tor gestanden und hat sich das zugetraut. Wenn wir wissen, dass im anstehenden Spiel kein gelernter Schlussmann zur Verfügung stehen wird, machen wir beim Donnerstagstraining ein wenig mehr Torschussübungen, damit sich derjenige etwas besser darauf einstellen kann - Torwarthandschuhe liegen auf jedem Fall im Ballraum zur Zeit schon immer bereit. (lacht)

Nun musste Alex Kißkalt nach Handspiel außerhalb des Strafraums auch noch vorzeitig zum Duschen und mit Paul Bandi kam ein weiterer nomineller Feldspieler ins Tor...

Hüttl:
Da mache ich Alex überhaupt keinen Vorwurf! Zunächst einmal startete der Angreifer bei dem Angriff vor der Roten Karte aus meiner Sicht aus dem Abseits. Und auch abgesehen davon war es ein Reflex, außerhalb des Strafraums die Arme hochzureißen, der zuvor schon einigen anderen, gelernten Torhütern passiert ist. Es kam einfach vieles zusammen. Paul Bandi konnte so seinem Ruf als Allrounder alle Ehre machen - ich glaube inzwischen hat er alle Positionen innerhalb der Truppe einmal durch.

Paul Bandi (in weiß, hier im Spiel der DJK Eibach II gegen Flügelrad) machte am Sonntag gegen Bayern Kickers seinem Ruf als Allrounder alle Ehre und stellte sich für den vom Feld gestellten Alex Kißkalt zwischen die DJK-Pfosten.
fussballn.de / Strauch

Außenstehende fragen sich vielleicht, weshalb nicht im Vorfeld bereits weitere Torhüter verpflichtet wurden, um eine derartige Problematik zu umgehen?

Hüttl: Als sich die Situation so entwickelt hat, haben wir natürlich sämtliche Kontakte abgeklopft. Ich war ja selbst Torhüter und habe viele Weggefährten angerufen und angeschrieben, doch letztlich waren die Versuche nicht von Erfolg gekrönt. Ehrlicherweise ist das Thema Geld doch immer wieder ein wesentlicher Faktor - wir bezahlen bei der DJK aber nichts, sondern setzten ausschließlich auf die Kameradschaft. Auch deshalb hat es mit Neuzugängen auf dieser Position dann leider nicht mehr geklappt.

Hast Du eine derartige Situation in Deiner Zeit als Trainer schon einmal in diesem Ausmaß erlebt?

Hüttl: Auf keinen Fall! So eine Situation habe ich in meinen 21 Jahren als Trainer - egal ob im Junioren- oder Seniorenbereich - noch nie gehabt! Natürlich kam es mal vor, dass man kurzfristig ohne Torhüter dastand. Während meiner Zeit bei Rangierbahnhof haben dann aber zwei, drei Anrufe genügt, um wieder richtig gute Leute wie zum Beispiel den Arthur Ockert zwischen den Pfosten stehen zu haben. Das ist mit der jetzigen Situation also absolut nicht zu vergleichen.

Hand aufs Herz: Wie sehr juckt es dem ehemaligen Torhüter Christian Hüttl angesichts der aktuellen Lage gerade in den Fingern?

Hüttl: 
Natürlich juckt es gerade in so einer Situation besonders. Aber Spaß beiseite: Gerade nach meiner Operation an der Wirbelsäule vor gut zwei Jahren stellt sich die Frage alleine aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Außerdem wäre ich aktuell ohnehin sicherlich nicht kreisligatauglich. (lacht)

Mit 25 Gegentreffern hat die DJK Eibach derzeit die siebtmeisten Gegentreffer hinnehmen müssen. Siehst Du in der Torwart-Thematik eine Gefahr der weiteren Verunsicherung?

Hüttl:
Die sehe ich so eigentlich nicht. Sicher, wenn kein gelernter Torhüter zwischen den Pfosten steht, wird noch einmal genauer darauf hingewiesen im Spiel defensiv besonders konzentriert zu sein. Aber wir haben schon auch bewiesen, dass wir mit der aktuellen Situation gut umgehen können - gegen Bayern Kickers haben wir zum Beispiel unheimlich gut gearbeitet und kaum etwas zugelassen. Die betreffenden Partien hätten wir meiner Meinung nach auch mit gelernten Keepern nicht gewonnen - es ist nicht so, dass wir Jungs ins Tor stellen, die die Hände auf den Rücken gebunden haben oder viele Fehler gemacht hätten. Von daher heißt es für uns die Situation jetzt erstmal bis zum Winter so anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Mit Jonathan Götz, der übrigens gegen die SGV Nürnberg-Fürth 1883 ein sensationelles Spiel gezeigt hat, und Martin Corell wollen wir die übrigen Spiele bis zur Winterpause gut überbrücken.

Jonathan Götz (in gelb) war bei der Keeper-Rochade gegen die SGV Nürnberg-Fürth 1883 im Tor und hielt seiner Mannschaft mit starken Paraden beim 1:1 einen Zähler fest.
fussballn.de / Gitzing

Stichwort Winter - soll dann etwas passieren?

Hüttl:
Natürlich wollen wir im Winter noch einmal aktiv werden! Wir hören uns um und sind auf der Suche - natürlich in dem Wissen, dass die Ablösesumme dort frei verhandelbar ist, was es für uns sicher nicht einfacher machen wird. Wer weiß, vielleicht findet sich ja ein ambitionierter Schlussmann, der derzeit auf der Ersatzbank sitzt und lieber Spielpraxis in einem tollen Kreisliga-Team sammeln möchte, als in einer höheren Liga nur von außen zusehen zu können. So etwas wäre natürlich ein absoluter Glücksfall für uns!

Was muss ein neuer Schlussmann denn zur DJK mitbringen?

Hüttl:
Ich denke, da kommt es auf ein gewisses Gesamtpaket an. Eine gewisse Größe wäre sicher kein Nachteil - vor allem aber sollte er menschlich zur Truppe passen. Ich denke, ich habe für Torhüter ein ganz gutes Auge und hoffe einfach, dass wir jemanden finden werden, der ein Kumpeltyp ist und viel Bock auf Kreisliga-Fußball mitbringt.

Beeinflusst die Torhüter-Problematik die Eibacher Zielvorgaben?

Hüttl: Absolut nicht! Noch einmal: Wir haben bislang keine Punkte aufgrund irgendwelcher Torwartfehler liegen lassen und hinken auch hinter unseren eigenen Vorgaben nicht völlig hinterher - um genau zu sein sind wir da im Moment drei Zähler hinten nach. Es gibt also keinen Grund für Panik! Wir werden auch diese Phase überstehen und alles dafür tun, um am Ende unsere Ziele zu erreichen.

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare


Tabelle Kreisliga Nürnberg

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
13
35:16
27
5
13
24:22
23
8
13
39:36
21
9
13
32:32
20
10
13
23:25
17
13
13
21:35
14
14
13
22:39
10
15
13
15:30
8
16
13
11:50
3
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit


Steckbrief C. Hüttl

Christian Hüttl
Spitzname
Chris
Alter
48
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Nürnberg
Nation
Deutschland
Größe
187 cm
Gewicht
87 kg
Beruf
Projektleiter
Hobbies
Fußball, Chillen, Darts
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Torwart

Trainerstationen C. Hüttl

23/24
JFG Wendelst. 2, U15
 
22/23
KL
 
22/23
BOL
 
22/23
BOL
 
21/22
KL
 
19/21
KL
 
18/19
KL
 
17/18
KL
 
16/17
KL
 
15/16
KL
14/15
KK
 
13/14
KK
 
12/13
KK
 

Zum Thema


Meist gelesene Artikel



Diesen Artikel...