Hallo Herr Raßbach, in unserem Interview aus dem Frühjahr im Zuge der
Runden Tische mit den Vereinen hatten Sie bereits erklärt, dass der Kreis
vieles selbst regeln könnte. Nun steht für den Winter 2020/21 eine
einschneidende Hallenreform an. Erklären Sie kurz woran die Hallensaison
zuletzt gekrankt hat!
Thomas Raßbach: Die
Hallenrunde ist seit Jahren rückläufig. In der Frankenhöhe haben sich letztes
Jahr elf Mannschaften gemeldet, dieses Jahr war mit nochmals weniger
Meldungen zur rechnen. Im Raum Nürnberg hat sich die Zahl auf niedrigem Niveau
bei ca. 20 Mannschaften stabilisiert. Die Vereine haben im Wesentlichen
die kurze Pause zwischen Freiluftsaison, bei der sie zumindest seit August
anfangen zu spielen und die Ende November endet und Beginn der Hallenrunde
die spätestens Mitte Dezember beginnt moniert. Darüber hinaus sind die
Turniere oftmals aufgrund der Länge und des Wissens, dass man nach zwei
verlorenen Spiele nicht mehr weiterkommen kann, nicht attraktiv.
Die Vereine hatten sich in ihrem Meinungsbild ja
mehrheitlich gegen die Halle, so wie es zuletzt gespielt wurde, ausgesprochen.
Gab es die Idee künftig komplett auf ein Hallenangebot zu verzichten?
Raßbach: An sich zu keinem Zeitpunkt.
Der Rahmenterminkalender wird zwar, mit Ausnahme des Rundenendes am 2. Wochenende im
Juni, von den Vereinen komplett selbst gestaltet. Ich sehe mich aber schon in
der Verpflichtung den jungen Fußballern ein Sportangebot zu geben, da die Pause
von Ende November bis Mitte März ja insgesamt schon sehr lange ist. Daher habe
ich das Ganze bei den Runden Tischen und bei den Spielleitertagungen
thematisiert. Extrem bedauerlich finde ich es, dass die Vereine selbst
keinerlei Beitrag zu diesem Thema geleistet haben. Man könnte schon fast sagen,
dass es ihnen egal ist, wie sie ihre Jungs in diesem Zeitraum vernünftig
beschäftigen und damit auch an ihren Verein binden. Man braucht sich daher
nicht unbedingt über die strukturellen Probleme bei den Vereinen wundern!
Welcher Ansatz steckt hinter der nun angekündigten Reform?
Raßbach: Der Verband kann ein Verbandsturnier niemals so attraktiv wie
ein Verein oder ein Sponsor abhalten. Zusätzlich sind die
Hallenfutsal-Turniere wie bisher, kein echter Futsalsport, beispielsweise fehlt die Nettospielzeit samt Auswirkungen auf kummulierte Fouls. Früher haben wir vom Verband
erfolgreich parallel Hallenfußball und Hallenfutsal gespielt.
Wie lässt sich Futsal auch auf Kreisebene fördern?
Raßbach: Wir wollen im Kreis gezielt auf
diese Sportart, auf den echten Futsal, mit ihren Vorzügen aufmerksam machen, die Vereine aber nicht dazu zwingen. Die unpopuläre
Mischform von Futsal, wie wir es bei den Turnieren hatten, wird nicht mehr angeboten. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir in der kommenden Saison mit zwei Futsal-Ligen in Nürnberg rechnen können – im Raum Frankenhöhe empfinde ich es als Herausforderung, zumindest eine Liga in der kommenden Saison stellen zu können. Es wird daher nur noch
eine oder mehrere Futsal-Ligen geben. Dort spielen mindestens fünf, maximal sechs Mannschaften an fünf Spieltagen gegeneinander. Dies hat den Vorteil, dass eine
Mannschaft zur Halle fährt, ihr Spiel austrägt und dann wieder heimgeht – wie in
der Freiluftsaison – Hallenturniere mit langen Spielpausen wird es nicht mehr
geben. Darüber hinaus werden wir die Futsal-Ligen im Zeitraum zwischen 27. Dezember und Ende Januar spielen. Damit haben die Vereine auch die geforderte
Spielpause nach der Freiluftsaison.
Private Hallenturniere würden
durch eine Masters-Wertung, wie es in der Reform vorgesehen ist, sicherlich aufgewertet, manch eingeschlafenes
Turnier wiederbelebt – wie stehen Sie als Kreisvorsitzender dazu?
Raßbach: Hinsichtlich
der privaten Hallenfußballturniere habe ich ja bereits erwähnt, dass es mir bewusst ist, dass die private Organisation von Turnieren natürlich Möglichkeiten bietet, die wir so als Verband nicht vorgeben können. Beispielsweise wissen die Vereine am besten, welche Mannschaften sie zu ihrem Turnier einladen, damit die Halle voll wird. Das ist ja letztlich das, was die Ausrichter sich auch erhoffen, wenn sie so ein Turnier organisieren. Da kann eine privat
geführte Masterswertung die einzelnen Turniere weiter aufwerten. Es ist sicher spannend für die Anhänger des klassischen Hallenfußballs, wenn die besten Mannschaften der beiden
Teilkreise ermittelt werden. Solange wir nicht genügend Futsalligen haben, haben sich die besten Hallenfußballmannschaften dem Grunde nach bereit erklärt,
dann bei der HKM auszuhelfen. Aber, wie gesagt, das ist alles privat
organisiert und obliegt nicht mir bzw. meinem Team.
Welche Reaktionen gab es hinsichtlich der erklärten
Reform seitens der Vereine?
Raßbach: Da halte ich es jetzt mal, wie
es der Franke eben so formuliert: net g'schimpft, ist g'lobt genug! Ich habe insgesamt relativ wenig Rückmeldungen erhalten, aber die eingegangen
sind, waren durchweg positiv. Ich denke, dass das Ganze doch auch etwas
kompliziert zum Darstellen ist. Wir werden nächstes Jahr die
Spielleitertagungen nutzen, um ihnen, das für mich, tolle Konzept vorzustellen!
Gab es schon Reaktionen aus Verbandskreisen? Nimmt
Nürnberg/Frankenhöhe möglicherweise eine Vorreiterrolle ein?
Raßbach: Die Reaktionen aus
Verbandskreisen sind eher zurückhaltend. Das ist für mich aber auch
durchaus verständlich. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass der Kreis Nürnberg/Frankenhöhe in
vielen Bereichen eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Ich denke da
beispielsweise an das Erfolgsmodell Tucher Ligapokal, an die herausragende
Relegation, die eine spannende Saison verspricht und jedes Jahr zu den
Relegationsspielen mehr als 10.000 Zuschauer an die Sportplätze lockt. Die
traditionelle Hallenrunde war an sich tot und mit diesem durchaus mutigen
und herausfordernden Ansatz werden wir wieder die Wintermonate mit
attraktivem Futsalsport seitens des Verbandes und Hallenfußball von
privaten Ausrichtern füllen!
Also zurück zum Motto "Verband und Verein - ein Team"?
Raßbach: Das lassen wir hier wieder zum Leben erwecken!