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Artikel veröffentlicht am 06.12.2019 um 10:15 Uhr
Roberto Hilbert im Interview: In Feucht wurde ich zum Profi erzogen!
Vom Talent in der Bayernliga zum Bundesliga- und Nationalspieler - die Profikarriere des Roberto Hilbert (35) verlief so, wie es sich viele Kicker von klein auf nur erträumen. Warum der Traum des Forchheimers zur Realität wurde, welche Karrierestufen es zu erklimmen galt und was der Ex-Profi heute wieder in der fränkischen Heimat macht, hat er uns im fussballn.de-Interview verraten.
Von Marco Galuska
Roberto Hilbert ist nach seiner mustergültigen Karriere als Profi wieder in Franken heimisch geworden und voller Tatendrang, was seine neuen Aufgaben anbelangt.
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Der Berufswunsch Fußballprofi, für viele bleibt es nur ein Traum, der meist schon in der Kindheit platzt. Wie hat der Weg zum Profi für Roberto Hilbert begonnen?

Roberto Hilbert: Es war von Anfang an mein großes Ziel, als ich mit drei Jahren in Forchheim vor der Türe die Bälle gegen die Mauer geschossen habe. Mein Bruder hat schon beim Jahn gespielt und dann kam Jugendtrainer Fritz Rudel immer auf seinem Rad mit seinen zwei Hunden vorbei und hat dann gesagt: Komm, du spielst jetzt auch bei uns! Von Forchheim ging es recht früh zum Club. In der D-Jugend musste ich zurück nach Forchheim.

Ein erstes Hindernis in der Karriere?


Hilbert: Das würde ich so nicht sagen. Es hatte mehr mit der Fahrerei zu tun. Ich habe ja weiterhin in Forchheim gewohnt. Wir hatten beim Jahn eine sehr gute Jugend und wurden auch von Gegnern wie Bruck, Baiersdorf oder Herzogenaurach richtig gefordert. Da war richtig Qualität am Platz, gut für die Entwicklung! Und dann bin ich wieder beim Club gelandet, wurde dann aber nach zwei Jahren nicht weiter übernommen.

Da wäre bei einigen der Profi-Traum wohl schon geplatzt...

Hilbert: Es ist kein einfacher Weg zum Fußballprofi. Cristiano Ronaldo hat es gesagt: Talent allein reicht nicht aus! Und genauso ist es. Es ist ein Problem, wenn du nichts tust und denkst, mit dem Talent allein kommt man durch. Ich habe nicht aufgegeben, bin nach Fürth gewechselt. Das Kleeblatt war mein Glück! Ich bin dort wieder aufgeblüht, wir haben in der B-Jugend die Bayernliga dominiert und als A-Jugendlicher bin ich dann im zweiten Jahr nach Feucht zu den Herren gewechselt.

In Feucht war Roberto Hilbert der Jungspund in einer gestandenen Herren-Mannschaft.

Hilbert: Absolut, das hat mich entscheidend geprägt! Man muss dazu aber auch wissen, dass das bis auf wenige Ausnahmen eine Profi-Mannschaft in Feucht war. Ich musste mir den Respekt erst erarbeiten. Da waren Leute wie Stefan Hampl, Alex Contala, Markus Rosenwirth oder dann Ingo Walther - das waren Profis, die den Jungspund entsprechend erzogen haben. Die Spieler haben vom Fußball gelebt und in der Regionalliga gab es jede Menge große Vereine, das war fast schon eine 2. Liga mit einigen Granaten, die da gespielt haben.

Der junge Roberto Hilbert im Trikot der SpVgg Greuther Fürth.
Andreas Bär

In die 2. Liga ging es dann tatsächlich 2004, wieder zurück zur SpVgg Greuther Fürth. Gab es da eine Absprache zur Rückkehr?

Hilbert: Genauso war es. Ich habe in Feucht meine Ausbildung bei Nürmont gemacht. Als Fußballer konnte ich mich entwickeln und dann hat mich Fürth unter Benno Möhlmann zurückgeholt.

Und weitere zwei Jahre ging es die nächste Stufe hoch zum VfB Stuttgart. 

Hilbert: In Stuttgart war gefühlt alles noch einmal eine ganze Nummer größer. Nicht nur die Stadt - für mich immer noch die schönste in Deutschland. Plötzlich hocken Nationalspieler neben dir. Es lief dann auch sehr gut für mich, ich habe alle Pflichtspiele gemacht, wurde selbst Nationalspieler und gleich Deutscher Meister.

Wie lässt sich diese Leistungsexplosion erklären?

Hilbert: Ich habe immer alles aufgesaugt, was man mitbekommen konnte. Das war schon in Feucht bei Roland Seitz so. Ich wollte in jedem Bereich besser werden. In Fürth war es die nächste Stufe, in Stuttgart dann noch eine drüber. Ich habe mich auch mit dem Erreichten nie zufrieden gegeben, ich wollte mich immer weiterentwickeln. Und Entwicklung geht nur, wenn man an sich arbeitet und da gehört mehr dazu als nur 90 Minuten zu trainieren.

Wo liegt der wesentliche Unterschied zwischen Talent und Profi?


Hilbert: Gute Mitspieler gab es überall, wo ich gespielt habe. In der Bayern-Auswahl in der Jugend waren gefühlt 100 Leute besser als ich. Ich habe mich mit der Situation aber nie zufrieden gegeben. Man muss an sich arbeiten, das fängt beispielsweise schon bei der Nachbereitung eines Trainings an.

Der Weg via Feucht in die große Fußballwelt - heutzutage noch denkbar?

Hilbert: Die Strukturen im Profifußball sind anders geworden. Damals gab es das Scouting in der Form wie heute noch nicht. Da sind noch Trainer von größeren Vereinen gekommen, um sich einen 17-Jährigen in Feucht anzuschauen. Heutzutage fällt keiner mehr durchs Raster. Der Blickpunkt ist größer, wirtschaftlich ist es größer geworden. Scouts gibt es schon überall in der Jugend, wenn einer ein bisschen besser kicken kann, ist er früh auf dem Radar.

Der routinierte Roberte Hilbert zum Abschluss seiner Karriere beim Kleeblatt.
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Nach all den Jahren als Profi, stand es eigentlich fest, dass es zum Ende der Karriere wieder nach Franken gehen sollte?

Hilbert: Nein, da war ich nie wirklich festgelegt. Im Fußball weiß man auch nie, was passiert. Nach dem Gespräch mit Helmut Hack und Rachid Azzouzi fiel es mir aber leicht nach Hause zu kommen. Meine Partnerin kommt aus Nürnberg. Ich bin sehr dankbar dafür, wie es letztlich gelaufen ist!

Im Rückblick auf die Karriere - was würden Sie anders machen?


Hilbert: Da gibt es nichts zu ändern. Ich habe viele Pflichtspiele gemacht, alle Pokale gespielt, A-Nationalspieler geworden, Deutscher Meister. Das macht einen schon stolz. Und dann freut man sich auch, wenn man die Jungs aus Feucht von früher, wie neulich, in einem Allstar-Spiel wieder trifft. Das war toll! Die "alten Säcke" waren schließlich ein prägender Einstieg für mich als Profi!

Was macht Roberto Hilbert nach der Profi-Karriere?


Hilbert: Ich habe mit meinem Berater schon vorzeitig mögliche Wege besprochen nach der Laufbahn. Aktuell bin ich Co-Trainer in Fürth bei der U23 und unterstütze zusätzlich die U19. Außerdem betreibe ich seit September mit einem Partner eine Fußballschule. Das macht sehr viel Spaß!

Die Roberto-Hilbert-Fußballschule - wie kam es dazu?


Hilbert: Die Planungen dazu haben schon länger begonnen. Ich habe mit einem Freund zusammen die Idee ausgearbeitet. Für mich stand auch hier fest, wenn ich das mache, dann zu 100 Prozent oder nicht. Das war dann Liebe auf den ersten Blick mit den Trainern und den Leuten, die im Hintergrund für die Fußballschule arbeiten. Da hatten wir viele richtig gute Treffen und mit Christian Ulhaas einen unfassbar guten Trainer hinzubekommen, auf den ich mich auch komplett verlassen kann.

Und wie und wo wird trainiert?

Hilbert: Ich biete in meiner Fußballschule Fördertraining in Gruppen, in denen wir gemeinsam etwas entwickeln, aber auch private Einzelstunden an. Wir trainieren an den Standorten Feucht und Hagenbüchach. Im Winter in der Soccerhalle in Eltersdorf.

Apropos Eltersdorf - dort ist ein "Boxing Days Camp" Ihrer Fußballschule ausgeschrieben?

Hilbert: Das bieten wir in Anlehnung an die Premier League nun direkt an den beiden Tage nach Weihnachten an. Das kann ein Geschenk zu Weihnachten sein oder einfach die Gelegenheit, um sich nach den Feiertagen mal zwei Tage wieder richtig auszutoben.

Bleibt die Roberto-Hilbert-Fußballschule bewusst in Franken?

Hilbert: Wir haben ja erst angefangen, sind vorerst hier in der Region vertreten. Das liegt aber auch daran, dass wir hier sehr ordentlich geführte Vereine haben, vor allem mit einer guten Infrastruktur, Plätze, auch Parkplätze dabei. Die Bedingungen sind wirklich gut, es läuft super und macht absolut Spaß!

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Leser-Kommentare


Hintergründe & Fakten



Top Fünf von Roberto Hilbert

Top-Manager
Rudi Völler
"Einfach ein Top-Manager für den Verein! "
Top-Gegenspieler
Ronaldinho
"Für mich der beste Gegenspieler, gegen den ich spielen durfte."
Top-Sieg
3:2 im Derby mit Besiktas Istanbul gegen Fenerbahce
"In der letzten Sekunde der Derbysieg im letzten Spiel im alten Stadion - Wahnsinn!"
Top-Trainer
Pep Guardiola
"Auch Jürgen Klopp ist top, aber ich nehme Guardiola!"
Top-Reiseziel
Dominikanische Republik
"Es gibt so viele tolle Reiseziele, aber die Dominikanische Republik hat mich schon beeindruckt."

Entweder...oder

Jahn oder Feucht
Feucht
Franken oder Fernweh
Franken
Defensive oder Offensive
Defensive
Stadion oder Bolzplatz
Das ist schwer! Aber dann doch eher das Stadion!
Ruhm oder Ruhe
Ruhe - auf alle Fälle!
Fränkisch oder Hochdeutsch
Hochdeutsch, mittlerweile!
Club oder Kleeblatt
Kleeblatt, ganz klar!

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