Vereine und ihre Beinamen: Die Coburger Vestestädter - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 20.01.2007 um 09:00 Uhr
Vereine und ihre Beinamen: Die Coburger Vestestädter
Von den 14 Coburger Fußballmannschaft ist das Aushängeschild die DVV. Sieben Jahre ist es nun her, dass die DJK Viktoria und der VfB fusionierten. Nach dem Abstieg aus der Landesliga haben sich die Coburger nun auf einem Spitzenplatz in der Bezirksoberliga festgesetzt. Und oben sind sie gern, die Vestestädter, ob im Fußball oder auf der Burg.
Von Christian Dotterweich
Auch wer kein Mittelalter-Fan ist, dürfte den Namen „Vestestadt“ schon mal gehört haben. Einige wissen vielleicht, was es mit diesem Namen auf sich hat. Für die Unkundigen sei es hier erklärt. Eine Veste ist nichts anderes als eine Burg. Dieses alte Wort hat genau wie "Festung" seinen Ursprung im mittelhochdeutschen Wort „veste“ und im althochdeutschen „festi“. Gegen Ende des Mittelalters verschwand das Wort "Veste" mehr aus dem Sprachgebrauch und wurde von "Festung" abgelöst. Man könnte also auch von der Burg Coburg sprechen. Allerdings würde sich dies etwas seltsam anhören. Anders bei diesen, die sich die alte Bezeichnung ebenfalls bewahrt haben: Veste Heldburg im Landkreis Hildburghausen, Veste Wachsenburg bei Erfurt, Veste Oberhaus auf dem St. Georgsberg in Passau, Veste Otzberg im Odenwald, Veste Rosenberg in Kronach und die Alte Veste bei Zirndorf.

Über der Stadt thront die Veste Coburg
Tourismus & Congress Service Coburg


Das Besondere an der Veste Coburg ist unter anderem, dass sie zu den am besten erhaltenen Burgen in Deutschland zählt. Die alte Bastion, die auch die „fränkische Krone“ genannt wird, wurde nie erobert. Seit 1225, als die Veste erstmalig urkundlich erwähnt wird, hat sie unter anderem den Dreißigjährigen Krieg sowie den Ersten und Zweiten Weltkrieg überstanden. 464 Meter thront die Anlage über dem Meeresspiegel; 167 Meter höher als die ihr zu Füßen liegende Stadt Coburg. Ihre Wehrhaftigkeit verdankt die Veste einer Reihe von Verteidigungsmöglichkeiten. Mehr als in vielen anderen Burgen wurde das 135 Meter mal 260 Meter große Felsennest gesichert durch Fallgitter, Eisentore, Laufgänge, sehr hohe Gräben und Brücken oder Pechgruben. Das zehn Meter hohe Eingangsportal diente ebenfalls als mächtiges Zeichen von Größe und Widerstand.

Herzog Carl Eduard verkauft

Die Schlossherren waren anfangs die Herzöge von Meranien (aus einem älteren Besitz in Kroatien, dessen Streifen Meranien genannt wurde = Am Meer gelegen). 1248 hatten die Grafen von Henneberg, 1291 die Markgrafen von Brandenburg das Sagen. Nach einem kurzen Intermezzo der ehemaligen Herren von Henneberg wurde die Veste an Friedrich III. vererbt. Das Hause Wettin sollte ab 1353 bis zum Ende der Monarchie in Deutschland 1918 die Geschicke des Burgstaates lenken. Zwischenzeitlich schaute einer in Coburg vorbei, der eine entscheidende Rolle in der Kirchengeschichte spielen sollte. 1530 residiert Martin Luther in Coburg. Sein Zimmer während seines halbjährigen Aufenthalts in der Veste ist heute noch zu bestaunen. Jahrhunderte später wird der letzte deutsche Kaiser in die Knie gezwungen. Deutschland verliert den Krieg und die Monarchie. Coburg wird zum Freistaat (identisch mit der heutigen Stadt und dem Landkreis Coburg). Herzog Carl Eduard bekommt 1919 1,5 Millionen Reichsmark für seine Besitztümer vom Freistaat. Die Veste geht an die Coburger Landesstiftung über.

Erst Zuchthaus, jetzt Museum

Die unermesslichen Schätze sind so bis heute der Nachwelt erhalten geblieben. Unter anderem eine Gemäldesammlung mit Werken von Lucas Cranach dem Älteren und von Tilman Riemenschneider sind zu sehen. Oder ein Kupferstichkabinett mit Sammlungen von zirka 330.000 Blättern vom Ende des 15. Jahrhunderts bis heute. Eine Glassammlung mit 2700 kostbaren Stücken locken heute ebenso Besucher an wie das Münzkabinett oder die Rüstungs- und Waffensammlung. Ein Paradies für Kenner, die sich für Kunst und Kultur interessieren. Vor über 200 Jahren dachte man noch anders: 1782 wird in der Veste ein Zuchthaus eingerichtet, Nebengebäude dienen gar als Kranken- und Irrenanstalt. Wer weiß, was aus der Veste geworden wäre, wenn sich die Bürger anders entschieden hätten: 1919 hatten die Coburger die Wahl zwischen Thüringen oder Bayern. 88 Prozent entschieden sich gegen einen Zusammenschluss des Freistaates Coburg mit dem Land Thüringen. Coburg wurde bayerisch und lag somit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Zonenrandgebiet.

Der Coburger Mohr
wikipedia.de
Ortskundige und Fußballkenner werden aber noch einen anderen Namen für die Coburger kennen, der nicht unerwähnt bleiben soll. „Mohrenköpfe“ werden die Coburger auch genannt. Wie das? Der Mohrenkopf ist im Wappen der Stadt Coburg. Wer jetzt staunend die Brauen hochzieht, fragt sich auch zu Recht, wie ein dunkelhäutiger Kopf in das Wappen kommt. Wen oder was stellt dieser Mohrenkopf dar? Seit 1430 ist auf dem Coburger Stadtwappen der heilige Mauritius als dunkelhäutiger Mohr abgebildet. Der in Ägypten Geborene soll der Legende nach eine Legion christlicher Soldaten zur Zeit des Römischen Reiches geführt haben. Er ist der Schutzpatron der Städte Coburg, Fröndenberg, Wiesbaden und Zwickau. Für Adolf Hitler – dem 1932 das Ehrenbürgertum der Stadt überreicht wurde und der 1929 in Coburg als erste Stadt Deutschlands bei den Stadtratswahlen mit seiner NSDAP die absolute Mehrheit erreichte – war das Wappen in der späteren Nazi-Hochburg natürlich ein Dorn im Auge. Ab 1934 wurde der Mohr gegen ein Schwert mit Hakenkreuz im Knauf ausgetauscht.

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