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Artikel veröffentlicht am 10.01.2007 um 18:51 Uhr
Vereine und ihre Beinamen: Die Bamberger Domstädter
Von der A-Klasse bis zur Bayernliga tragen die Bamberger Fußballer ihren Namen hinaus in die Fußballwelt. Derzeit sind 17 Mannschaften beim Bayerischen Fußballverband gemeldet, die ihre Stadt im Vereinsnamen tragen. Seit mehr als 100 Jahren wird gegen das runde Leder getreten, in der Kapitale, die durch ihr mächtiges Bauwerk ihren Fußballern den Beinamen „Domstädter“ gab.
Von Christian Dotterweich
142 Ellen misst die Innenlänge. Drei mal 123 Fuß die Außenlänge. Nach unseren heutigen Einheiten hat die wuchtige und weithin sichtbare Kathedrale die Ausdehnungen 95,14 mal 98,98 Meter. Vier Türme strecken sich von ihr in den fränkischen Himmel. Der höchste bringt es auf stolze 76 Meter (ohne Kreuz). Vom Domplatz aus kaum zu erkennen, aber die Hauptkirche thront auf einem Hügel und neigt sich deswegen leicht zur Schräge. Deshalb ragt der Nordost-Turm am weitesten hoch. Nachdem die Altstadt von Bamberg 1993 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt wurde, steht nun – nach dem Aufstieg des 1. FC Eintracht in die Bayernliga – der nächste Großevent an: 1000ster Geburtstag des Bistums Bamberg. „Unter dem Sternenmatel“ heißt das Motto des Jubiläums, das noch bis 1. November gebührend gefeiert wird. Kaiser Heinrich II. war dies zu verdanken, der Bamberg liebte und die Gründung eines Bistums (mit dem späteren Dom) vorschlug – und durchsetzte.

Das Wahrzeichen der Stadt: der Dom
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Es brennt! Es brennt! Aus dem Dom lodern die Flammen. Die Bamberger laufen aufgeregt um ihre Wahrzeichen und versuchen zu löschen. Vergebens. Der Dom ist zerstört! Wir schreiben das Jahr 1081. 77 Jahre vorher hatte Heinrich, einst Herzog von Bayern, und seit 1002 deutscher König den Auftrag für ein Gotteshaus gegeben. Seine Ehe mit Kunigunde von Luxemburg ist kinderlos. Nach sieben Jahren ist das Herrscherpaar immer noch ohne Erben. Da fasst Heinrich den Plan sein Vermögen in ein Bistum zu stecken, in dem dann Messen für sein Seelenheil gelesen werden. Und in welches Bistum? Natürlich in seinem so geschätzten Bamberg. Der Haken daran war, dass dieses erst noch gegründet werden musste. Er brauchte Gebiete, einen Dom (der war in Arbeit) und die Zustimmung bei der Reichssynode des fränkisch-deutschen Reiches. Gebiete holte der König – kirchenrechtlich nicht legitimiert – aus den angrenzenden Bistümern Würzburg und Eichstätt. Heinrich versprach dem Bischof in Würzburg dafür dessen Bistum zum Erzbistum zu erheben. Die acht Erzbischöfe und 27 Bischöfe in Frankfurt überzeugte der listige, fränkische Monarch durch bittende Demutsgesten.  

Die Würdenträger des Reichs kommen nach Bamberg

Am 6. Mai 1012, nach acht Jahren Bauzeit, wird der Dom des noch jungen Bistums Bamberg geweiht. Große Aufregung allerorts. Zur Weihe werden die höchsten Kirchen-Vertreter erwartet. Heinrich ist fast am Ziel: Er hat Bamberg zum Bistum erhoben und als dessen Zeichen eine Bischofskirche errichten lassen. An seinem Geburtstag kommen 45 Bischöfe und fast alle Erzbischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Einer allerdings fehlt: Der Bamberg Bischof Ekbert von Andechs-Meranien weilt am Stauferhof in Wien. König Heinrich kann dies egal sein, denn zu keiner anderen Domweihe im Mittelalter fanden sich so viele Bischöfe ein. Der Bamberger Dom wird zu Ehren des Apostels Petrus, der Muttergottes Maria und des Heiligen Georg geweiht. Diese Patronate blieben bis heute erhalten. Sein Dom war zwar kleiner, als der in Mainz oder Speyer. Auch hatte der Heinrichsdom nur zwei statt vier Türme. Aber der König verfolgte andere Ziele. Er wollte Bamberg zu seinem Rom machen; zum Mittelpunkt seines Reiches.

Kaiser Heinrich II.
Haus der Bayerischen Geschichte
Im Jahr des Herrn 1014. Zwei Jahre nach seiner Domweihe steht der König im Zenit. Mit seiner Kunigunde und einem Heer zieht Heinrich von Augsburg Richtung Italien. In Rom wird der deutsche König vom Volk bejubelt. Am 14. Februar 1014 empfängt Heinrich aus den Händen des Papstes Benedikt VIII. eine mit einem Kreuz verzierte goldene Kugel, den Reichsapfel. Man vermutet, dies ist das erste Mal, dass dieser als Reichsinsignie verwendet wurde. Heinrich und Kunigunde kehren als Kaiser und Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zurück. Zehn Jahre lang regierte das Kaiserpaar unter anderem von Bamberg aus. Nach einem Steinleiden und dreimonatiger Bettruhe in Bamberg entscheidet sich Kaiser Heinrich II. das Osterfest 1024 in Magdeburg zu verbringen. Nach den Feierlichkeiten setzt er – wie für einen Herrscher der damaligen Zeit üblich – seine Reise durchs Reich über Goslar fort. Ein Rückfall seiner Krankheit zwingt ihn in der Pfalz Grona bei Göttingen zum Zwischenstopp. Diese sollte er nicht mehr verlassen. Am 13. Juli 1024 stirbt der Kaiser und wird auf dessen Wunsch im Bamberger Dom beigesetzt.

Zwei mal brennt der Dom

Nachdem der Dom 1081 abbrannte, wird er unter Bischof Rupert 1087 wieder aufgebaut. Jedoch nur notdürftig. Erst mit Bischof Otto, der schon den Umbau des Speyerer Doms geleitet hatte, erstrahlt die Ruhestätte Kaiser Heinrichs und dessen Gattin Kunigunde wieder in neuem Glanz: neuer Fußboden, die Säulen mit Stuck verziert, das Dach mit teuerem Kupfer eingedeckt und die Turmkreuze sowie die Turmspitze vergoldet. Einhundert und vier Jahre übersteht das Bauwerk alle Wirren des Mittelalters. Erneut ein Großfeuer lässt die Pracht dann verstummen. Der Dom wird abgerissen. Erst dreißig Jahre später, 1285, wird auf Geheiß von Bischof Eckbert von Andechs-Meranien mit dem Neuaufbau begonnen. 22 Jahre dauert es, bis wieder ein Dom in Bamberg steht. Messen wurden jedoch stets gehalten, da der Abbruch und Neuaufbau geschickt aufeinander abgestimmt waren. Am 6. Mai 1237, am Geburtstag des 1146 heiliggesprochenen Kaisers, wird der Dom feierlich geweiht.

Er bleibt Rätsel und Symbolfigur: Der Bamberger Reiter
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Die Bedeutung des Bamberger Doms zeigt sich neben dem bestatteten Kaiser-Ehepaar auch mit der Ruhestätte eines Papstes. Der zweite Bamberger Bischof, Suidger Graf von Morsleben und Hornburg, wurde 1046 als Clemens II. zum Papst gewählt und auf eigenem Wunsch nach seinem Tod in Bamberg beigesetzt. Er ist der einzige Papst, der nördlich der Alpen begraben wurde. Bekannte Künstler wie Tilman Riemenschneider (1460 – 1531), der Schöpfer des Kaisergrabes, Veit Stoß (1447 bis 1533), Bildhauer des Weihnachtsaltars oder der Maler Lucas Cranach der Ältere (1472 – 1553) arbeiteten im bau- und kunstgeschichtlich anerkannten Dom. Die Epochen flossen stets in das Bauwerk mit ein. Frühe gotische Stile und späte romanische zieren heute den imposanten Bau. Zwischenzeitlich kleidete Fürstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg den Dom in ein vollständig barockes Kleid nach dem Dreißigjährigen Krieg. 1830 ersetzte dann König Ludwig I. die barocke durch eine neuromanische Einrichtung. Ein Geheimnis schwebt seit je her über dem Dom: Wen stellt die um das Jahr 1230 dargstellte Reiterstatue dar? Der „Bamberger Reiter“ und dessen Schöpfer sind bis heute ein Rätsel geblieben.

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