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Artikel veröffentlicht am 22.12.2006 um 18:00 Uhr
Erich Lottes im Porträt: Zurück zu den Wurzeln
MAGAZIN Der TSV Vestenbergsgreuth schickt wieder eine Mannschaft ins Rennen um Punkte und Tore. Trainer des A-Klassisten ist Erich Lottes – für den Coach gleichsam eine Reise zurück zu seinen Wurzeln.
Von Robert Schäfer
Robert Schäfer
Erich Lottes
Geboren am 31.10.1956 in Vestenbergsgreuth Wohnort: Uehlfeld Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Beruf: kaufmännischer Angestellter im IT-Bereich
Spielerstationen
1968-1975 SpVgg Uehlfeld (Jugend)
1975-1989 TSV Vestenbergsgreuth
1989-1992 SC 08 Bamberg
1992-1996 SpVgg Uehlfeld
1996/97 DTV Diespeck
1997/98 TSV Höchstadt/Aisch
1998/99 TSV Geiselwind
1999-2002 SV Gutenstetten
2002 TSV Geiselwind
2003-2006 TSV Vestenbergsgreuth (AH)
seit 2006 DJK-FV Elsendorf
Erich Lottes ist das, was man gemeinhin als „Urgestein“ zu bezeichnen pflegt. In der Bayernliga war er für seinen Heimatverein TSV Vestenbergsgreuth aktiv, später dann auch für den SC 08 Bamberg. In der abgelaufenen Saison stand der mittlerweile Fünfzigjährige in Diensten der DJK-FV Elsendorf, und dies nicht etwa als Ergänzungsspieler, sondern vielmehr als Leistungsträger. Zehn Treffer hat Lottes für den Aufsteiger der A-Klasse 3 im Spielkreis Bamberg erzielt. Am Höhenflug der DJK hatte er somit ganz entscheidenden Anteil. Elsendorf ist jedoch nicht der erste Verein, der vom Können und Ehrgeiz des Erich Lottes profitiert. Auch bei seinen vorherigen Stationen sammelte Lottes sowohl als Spieler als auch als Trainer Erfolge über Erfolge; begonnen hat seine Karriere vor nunmehr bald vierzig Jahren in Uehlfeld. 

Anfänge in Uehlfeld

Notgedrungen, müsste man eigentlich hinzufügen. Denn lange Zeit gab es in Vestenbergsgreuth, dem Heimatort von Erich Lottes, keine Möglichkeit, im Verein Fußball zu spielen. Erst 1974 wurde der später so erfolgreiche TSV gegründet, bis dahin mussten sich die fußballbegeisterten Greuther in den umliegenden Orten einem Verein anschließen. Erich Lottes landete daher im Alter von zwölf Jahren bei der SpVgg Uehlfeld, nachdem ihn sein älterer Bruder Helmut – der heutige 1. Vorsitzende des TSV Vestenbergsgreuth –  einfach dort angemeldet hatte. Der Erfolg war, wie sich alsbald herausstellen sollte, schon damals ein treuer Wegbegleiter von Erich Lottes. Bis zum Ende seiner Jugendzeit blieb er der SpVgg treu, zuletzt, 1975, stieg er mit Uehlfeld in die damals zweithöchste Spielkasse im Jugendbereich auf. Dann aber wechselte Lottes zum erst kurz zuvor gegründeten TSV im heimatlichen Vestenbergsgreuth. Am 1. Februar 1974 war der Verein ins Leben gerufen und zur Saison 1974/75 zum Spielbetrieb im Spielkreis Bamberg gemeldet worden. Auf Anhieb gewann der TSV die Meisterschaft in der damaligen C-Klasse 3 und stieg folgerichtig in die B-Klasse auf – mit einer Mannschaft, die zwar von Bezirksligaerfahrenen Akteuren aus Höchstadt verstärkt wurde, deren Grundgerüst aber, wie sich Erich Lottes erinnert, weitgehend aus einheimischen Spielern bestand.  

Die Mannschaft des TSV Vestenbergsgreuth, die 1976 den Aufstieg in die A-Klasse bewerkstelligte. Kniend, 3. von links: Erich Lottes. Rechts neben ihm sein Bruder Helmut, heute 1. Vorstand des TSV. Stehend, 3. von links: Helmut Hack, heute Präsident der SpVgg Greuther Fürth.
TSV Vestenbergsgreuth

Bayernliga mit Greuth und dem SC 08 Bamberg


1975 also stieß Erich Lottes zum frischgebackenen Aufsteiger, und er sollte in den kommenden 14 Jahren nicht mehr den Verein wechseln. In diesen 14 Jahren hatte Lottes regen Anteil am atemberaubenden Aufschwung des Dorfvereins – von der B-Klasse bis hin zum Aufstieg in die Bayernliga, den er 1987 „als letzter Mohikaner“ aus den Gründertagen aktiv miterleben durfte. Zwei Jahre blieb Lottes danach noch beim TSV, dann aber, nach Ende der Saison 1988/89, war erst einmal Schluss. „Ich habe gemerkt, dass meine Zeit in Greuth vorbei war. Ich brauchte eine neue Herausforderung, einen neuen Schub“. Genau in dieser Situation trat der SC 08 Bamberg an Erich Lottes heran. Den reizte das Angebot des damals aufstrebenden Vereins. Zur Saison 1989/90 wechselte Lottes also in die Domstadt – und erlebte quasi ein Déja vu. Drei Jahre kickte Lottes für die Domstädter, drei Jahre, die er heute noch als „Bombenzeit“ in Erinnerung hat. Von der Bezirksoberliga bis in die Bayernliga stiegen die Nullachter mit Lottes auf, kein Wunder, dass er mit seinen Bamberger Jahren fast nur positive Erinnerungen verbindet. „Es war eine Zeit, die Riesenspaß gemacht hat, und noch heute habe ich viele Freunde im Bamberger Raum“. 1992 aber, nach dem ersten Jahr in der Bayernliga, verließ Lottes die Nullachter wieder und ging als Spielertrainer zurück zur SpVgg Uehlfeld.  

Mit fünfzig noch mal A-Klasse

Dort blieb er für weitere vier Jahre, in deren Verlauf er von der Kreisliga in die Bezirksliga aufstieg. Es folgten die „Wanderjahre“ des Erich Lottes, wie er rückblickend die Zeit bis 2003 nennt. Mittlerweile über vierzigjährig, war Erich Lottes in den folgenden Jahren mal als Spielertrainer, mal nur als Spieler für den DTV Diespeck, den TSV Höchstadt, den SV Geiselwind, den SV Gutenstetten und schließlich erneut für den SV Geiselwind aktiv, ehe ihn schließlich im September 2002 eine schwere Knie- und Knöchelverletzung außer Gefecht setzte. Ein Wink mit dem Zaunpfahl sei das Missgeschick gewesen, welches ihn für ein halbes Jahr zum Pausieren zwang. Im Mai 2003 war Lottes dann wieder einsatzfähig und schnürte fortan für die Alten Herren des TSV Vestenbergsgreuth die Fußballstiefel – bis zum Sommer 2006. Dann verspürte Erich Lottes wieder den Drang nach mehr. Mit inzwischen fast fünfzig Jahren wollte er es noch einmal wissen. „Normalerweise spielen andere in meinem Alter schon zehn, fünfzehn Jahre bei den Alten Herren, aber solange es mir Spaß macht und ich von weiteren Verletzungen verschont bleibe, wollte ich noch einmal in einer Ersten Mannschaft spielen, vor allem, um einen regelmäßigen Spielbetrieb zu haben, was in meiner Alten-Herren-Zeit so nicht gegeben war. Ich bin nun mal Fußballer aus Leidenschaft, also habe ich mir gedacht: Probier´s noch mal“. Ein Jahr lang habe er sich mit dem Gedanken getragen, noch mal voll anzugreifen. Schließlich fragte er bei der DJK-FV Elsendorf an, ob für ihn noch Platz im Kader sei. Trainer Hans-Jürgen Bätz sowie einige weitere Spieler kannte Lottes noch aus seiner Zeit in Geiselwind, zudem lockte ihn natürlich auch die Aussicht auf den sportlichen Erfolg. „Es war mein Ziel, nicht irgendwohin zu gehen, bloß um ein bisschen zu spielen. Das hätte ich bei den Alten Herren auch machen können. Ich wollte dort spielen, wo ein guter Fußball geboten wird und wo realistische und machbare Ziele und Perspektiven gegeben sind. Darum habe ich mich für Elsendorf entschieden – ohne allerdings zu wissen, was in Vestenbergsgreuth passieren würde“.  

Mit Elsendorf stieg Erich Lottes (vorne, dritter von links) als Meister in die Kreisklasse auf.
Dotterweich

Comeback der Greuther nach elf Jahren


Dort nämlich kündigte sich heimlich, still und leise das Comeback des TSV an, der seit der Zusammenlegung seiner Leistungsfußballer mit denen der SpVgg Fürth im Jahre 1996 nur noch im Jugend- und Altherrenbereich in Erscheinung getreten war. Immer wieder einmal war eine Wiederbelebung des TSV diskutiert worden, zumal viele das Bündnis mit den Kleeblättern eher mit gemischten Gefühlen betrachtet hatten. Mitte Oktober 2006 traf sich schließlich ein eigens ins Leben gerufener Initiativkreis mit der Vorstandschaft des TSV und stellte die Weichen für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Auf einer zweiten Sitzung Anfang Dezember gaben 15 zuvor angefragte Spieler ihre definitive Zusage, künftig für den TSV aufzulaufen, eine laut Erich Lottes ausreichende Basis für eine Wiederkehr des Fußballs an den legendären Schwalbenberg. Sicherlich: Eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie in den achtziger Jahren wird es wohl nicht mehr geben in Vestenbergsgreuth, doch manches erinnert dennoch frappierend an jene Gründertage anno 1974. „Über 90% unserer Spieler“, so Lottes, „kommen aus der eigenen Gemeinde, darunter sind viele junge und talentierte Spieler, die zum Teil bereits in der Bezirksoberliga für Uehlfeld aktiv waren und mit viel Idealismus zu uns kommen“. Ehrensache für Erich Lottes, seinem alten Verein nach besten Kräften zur Seite zu stehen. Die Ziele sind dabei jedoch relativ bescheiden.  

Aufstieg ist zunächst kein Thema

„Im ersten Jahr wollen wir uns finden, uns einspielen und akklimatisieren, um wieder in einen Rhythmus zu kommen. Dabei wollen wir, so wie früher, sauberen, guten und fairen Fußball spielen, ohne aber mit aller Macht aufsteigen zu wollen. Mittelfristig – für die nächsten fünf Jahre – sehe ich dann die Kreisliga als unser Ziel, je nachdem natürlich, wie sich das Ganze entwickelt. Geld allerdings werden wir für Spieler nicht ausgeben, und wir werden definitiv auch keine Spieler von anderen Vereinen abwerben“. Und Erich Lottes selbst? Wird auch er noch aktiv ins Geschehen eingreifen oder aber sich langsam auf die Tätigkeit als Trainer beschränken? – „Ich will auch 2007 schon noch als Spielertrainer arbeiten. Ich will weiterhin aktiv sein, so lange ich mich noch fit fühle. Dabei denke ich allerdings kurzfristig. Wenn ein jüngerer Spieler besser ist als ich, stecke ich natürlich zurück, dann werde ich dem Jüngeren den Vorzug geben. Aber als Spielertrainer kann ich auch eine gewisse Konkurrenz in den Kader bringen, denn schließlich wollen wir ja keine Stammtischmannschaft sein. Und auch wenn es nicht in erster Linie um den Aufstieg geht, wollen wir doch eine gewisse Qualität im Kader haben, wir wollen einen möglichst attraktiven und wenn möglich auch erfolgreichen Fußball spielen, Fußball mit Herz und Leidenschaft, der den Zuschauern und den Spielern Spaß macht. Und da möchte ich auch als Spielertrainer noch eingreifen“. Zuvor schaffte er noch mit Elsendorf die Rückkehr in die Kreisklasse, „das hatte für mich absolute Priorität“. Wer Erich Lottes kennt, zweifelte kaum daran, dass er dieses Ziel erreichen würde. 

Back to the roots: Erich Lottes (Mitte, zweiter von links) beim ersten Mannschaftsfoto seiner Greuther zum Neustart in der Saison 2007/08.
Dotterweich
 

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