Wechsel an der Verbandsspitze
Die Schlagzeile des 20. Verbandstages im Mai 1998 in München galt dem Wechsel an der Spitze des BFV. Nach 26 Jahren Amtszeit kandidierte BFV-Präsident Ernst Knoesel nicht mehr und wurde vom Vorsitzenden des niederbayerischen Bezirks Heinrich Schmidhuber einstimmig abgelöst. Knoesel arbeitete 1972 im Organisationskomitee der Olympischen Sommerspiele von München und stand anschließend bis zum Verbandstag 1998 ohne Unterbrechung an der Spitze des BFV. Vielleicht wären noch ein paar weitere Jahre gefolgt, hätte nicht die Finanzaffäre um dem Bau der Sportschule Oberhaching den 2005 verstorbenen Knoesel seinerzeit schwer belastet und ihm einen Rücktritt nahe gelegt. Nichtsdestotrotz wurde Ernst Knoesel für seine Verdienste zum Ehrenpräsidenten ernannt und DFB-Präsident Egidius Braun ließ es sich nicht nehmen, zur Verabschiedung seines Freundes persönlich in die Landeshauptstadt zu reisen. Schmidhuber gelang es, den zu diesem Zeitpunkt arg gebeutelten Verband wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Nach seinem Rücktritt 2004 übernahm Dr. Rainer Koch schließlich die Verbandsführung.
Mittelfranken war im BFV-Präsidium vertreten
Mehrere Veränderungen gab es hingegen in der Führung des Fußballbezirks Mittelfranken in den folgenden Jahren. Der langjährige mittelfränkische Bezirksvorsitzende Hermann Vogel (Schwabach) wurde auf dem Verbandstag 1998 noch zusammen mit Hermann Güller und Alfred Fackler im Amt des BFV-Vizepräsidenten bestätigt. Nach dem plötzlichen Tod Vogels 2004 übernahm Uwe Kunstmann den Bezirksvorsitz in Mittelfranken, der 2013 an Peter Bursy übergab, welcher überraschend im Jahr 2016 verstarb. Bursys Erbe trat Dieter Habermann an. Er führt den Bezirk auch aktuell und vertritt diesen im Verbandsvorstand. Einen Vizepräsidenten hat Mittelfranken seit Vogels Zeiten jedoch im Präsidium nicht mehr.
Doch zurück zum Verbandstag im Jahr 1998. In seiner Festrede sprach der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber davon, dass "Fußball ein Grundnahrungsmittel" sei und unterstrich dabei das Motto der Veranstaltung "Fußball - ein Spiel für alle!" War die Botschaft als wohlwollende Untermalung der Marathonveranstaltung im Münchner Sheraton-Hotel zu betrachten, so verschiebt sich in Zeiten von Corona die Perspektive auf eine Sportart, die sich zweifelsfrei gewandelt, nicht aber grundsätzlich geändert hat.
Die Tagesordnung kurz vor der Jahrtausendwende sah mögliche Änderungen in der Satzung, Spiel-, Jugend- und Schiedsrichterordnung vor. Beschlossen wurde beispielsweise, dass ab dem Spieljahr 1998/99 alle Bezirke selbst entscheiden durften, ob alle Reservemannschaften in den Punktspielbetrieb mit Auf- und Abstieg eingegliedert werden sollen. Der damalige Bezirksspielleiter Erich Schroll äußerte sich dazu im Anschluss noch zurückhaltend: "Darüber müssen wir bei den nächsten Spielgruppentagungen mit den Vereinen reden, entschieden ist noch nichts." Wenn man so möchte, wurde in München die Grundlage für die zwölf Jahre später geführte Diskussion um die Einführung einer zusätzlichen Spielklasse gelegt. 2010 hatte sich dann auch im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe mit der Einführung der B-Klassen die Reserve-Runde erledigt.
Die Spielklassen bekamen neue Namen
Apropos Spielklasse. Ohne weitere Diskussion wurde beim Verbandstag 1998 beschlossen, dass sich die Namen der Spielklassen ändern sollten (A-Klasse wurde zur Kreisliga, B-Klasse zur Kreisklasse, C-Klasse zur A-Klasse), um eine Angleichung an andere Bundesländer zu erlangen. Würde man von der heutigen B-Klasse ausgehen, so hätte dies bis 1998 einer "D-Klasse" entsprochen. Übrigens: der letzte A-Klassen-Champion im Kreis hieß TSV Johannis 83 (Saison 1997/98), erster Kreisliga-Meister in Nürnberg/Fürth wurde der ASV Vach II (Saison 1998/99).
Des Weiteren wurde auf dem Verbandstag das Mindestalter für Senioren A auf 32 Jahre heraufgesetzt und die Wiedereinführung des klassischen Sportgrußes nach dem Spiel im Herrenbereich abgelehnt - eine Begrüßung mit Handschlag vor dem Spiel erfolgte erst Jahre später. Auch dies erscheint aktuell aus der Zeit gefallen. Für den Juniorenbereich wurde der Brauch des Sportgrußes optional gehalten und die Einführung der Bezirksoberliga (bei vorläufiger Beibehaltung der Bezirksligen, die im Zuge der Kreisreform verschwanden) für die Saison 1999/2000 beschlossen.
Man darf gespannt sein, welche Veränderungen sich bis zum nächsten Verbandstag 2022 noch ergeben werden. Personell, strukturell, generell.
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