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Artikel veröffentlicht am 07.05.2014 um 08:52 Uhr
Süd entschuldet sich: Erst eine Hürde zur Fusion ist bewältigt
Relativ ruhig ist es um den SV 73 Süd nach turbulenten Jahren geworden - nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, wenngleich dem Verein das Wasser bis zum Hals reicht. Nach dem Beschluss der Delegiertenversammlung Ende April sind die Süder zumindest ihre beträchtlichen Schulden los, allerdings auch das Grundstück samt Gebäude an der Maiacher Straße, das nun an die Stadt Nürnberg überging.
Von Marco Galuska

Ende Juni soll über eine Fusion mit dem ATV Frankonia abgestimmt werden, doch der Weg zu einem dann über 3000 Mitglieder umfassenden Großverein wirft neue Problemstellungen, gerade auch in der Fußball-Abteilung, auf.

In der Einladung zur Delegiertenversammlung legte die Vorstandschaft des SV 73 Süd um Peter Ortlauf die Probleme des Vereins offen. Ein Rückgang der Mitgliederzahl auf 1200 brachte über die Jahre Einbußen bei den Beitragseinnahmen, die in Verbindung mit den vorhandenen Kosten für den Unterhalt der Sportstätten, dem Sportbetrieb und der drückenden Belastung durch Zinsen und Tilgung der Darlehen den Fortbestand des Vereins erheblich in Gefahr stellten.


Seit 2010 war man in der Werderau bemüht, durch Umwidmung in Bauland der Fläche an der Maiacher Straße, wo sich die Sporthallen, Gaststätte sowie A-Platz und Trainingsplatz der Süder befinden, die Voraussetzung für einen Verkauf des Geländes zu schaffen. Bis 2013 blieben jene Versuche erfolglos, sich durch einen Verkauf des Geländes zu entschulden und zudem "ein finanzielles Polster für die Folgejahre" aufzubauen. Dann schaltete sich der Sportservice der Stadt ein, um mit zusammen mit der Stadt Nürnberg und der Sparkasse nach Lösungen zu suchen.


SV 73 Süd

Die Tage, an denen die Zuschauer Fußballspiele an der Maiacher Straße beim SV 73 Süd sehen können, scheinen gezählt. Foto: fussballn.de

Dem Ergebnis dieser Verhandlungen stimmten die Delegierten des SV 73 Süd am 29. April 2014 nun zu. Demnach überlässt der Verein das Grundstück an der Maiacher Straße samt Gaststätte und Sporthallen und wird zugleich Mieter jenes Areals bei der Stadt. Dafür übernahm die Stadt Verbindlichkeiten bei der Sparkasse, die zudem einen Teil der Schulden erlässt, und führt notwendige Sanierungsarbeiten durch. Insgesamt beläuft sich die Gesamtsumme aller Zahlungen und Verzichte auf fast eine Million Euro.


Zwar ist der SV 73 Süd mit dem Verkauf des vereinseigenen Geländes somit zum 31. Mai 2014 schuldenfrei, verfügt aber danach weder über Guthaben noch einer Kreditlinie. Daher rief die Vereinsführung seine Mitglieder zu einer Finanzierung eines Startkapitals von ca. 20.000 Euro auf, um die anfallenden Aufwendungen ab dem 1. Juni schultern zu können und "über die ersten Monate zu kommen". Weitere 20.000 Euro müsse dann der fusionierte Gesamtverein finanzieren.


Über jene Fusion wird seit einiger Zeit zwischen dem ATV Frankonia und dem SV 73 Süd verhandelt. Der ATV Frankonia strebt in Verbindung mit den Südern einen über 3000 Mitglieder Gesamtverein an, der somit ein Gegengewicht zum Post SV Nürnberg im Stadtgebiet darstellen würde. Pikanterweise ist ATV-Vorstand Jörg Ammon als Steuerberater der Süder seit Jahren bestens über die finanziellen Verhältnisse des potentiellen Fusionspartners im Bilde. Ein Umstand, der dem einen oder anderen Süder-Mitglied im Zuge der Verhandlungen Sorge bereitet.


SV 73 Süd

Wohin führt der Weg der erfolgreichen Süder Jugendarbeit? Foto: fussballn.de

Entscheiden werden über eine Fusion die Mitglieder beider Vereine am 25. Juni 2014. Eine Mehrheit von 75% wird dazu notwendig sein, um die Fusion zu verwirklichen. Schmackhaft könnte die Fusion auch durch die Zusage seitens der Stadt, über vier Jahre 200.000 Euro für die Sanierung der Tennishalle bereitzustellen, gemacht werden. Schon jetzt findet sich auf den jeweiligen Vereinsseiten im Internet der Hinweis auf gemeinsames Sportangebot der "Partnervereine". Plakate über diverse Kurse des ATV Frankonia beim SV 73 Süd hängen bereits im Kabinentrakt in der Werderau - und so mancher macht sich schon Gedanken über die Belegung der Umkleiden.


Dass das Fusionsbestreben nicht in allen Abteilungen beider Vereine gerade auf große Gegenliebe stößt, verwundert nicht. Neben der Befürchtung eines Identitätsverlusts im Verein, stimmen die vielen, noch zu klärenden Punkte vor einer Verschmelzung die Mitglieder bedenklich. So wäre auch zu klären, wie und wo die neue Fußballabteilung des Fusionsvereins positioniert wird. "Es sind schließlich zwei auf ihre Art und Weise funktionierende Fußball-Abteilungen, die dann zwangsweise verheiratet werden müssten", hört man gleichermaßen Bedenken von den Fußballern der beiden Vereine.


Eine wesentliche Frage wirft schon allein der künftige Standort auf: Wo die mitgliederstarken Fußball-Abteilungen in einem neuen Vereinskonstrukt künftig beheimatet sein werden, müsste nach einer beschlossenen Fusion verhandelt werden. Auszugehen ist zumindest davon, dass dies nicht mehr lange an der Maiacher Straße der Fall sein wird. Schon jetzt wird hinter vorgehaltener Hand über ein geplantes städtisches Sportzentrum mit Dreifachturnhalle diskutiert. Das Areal der Süder am Wacholderweg soll dagegen erhalten bleiben, außerdem wird beim ATV Frankonia an der Willstätter Straße erst im Sommer das neue Gelände fertiggestellt.


Gelände ATV Frankonia

Das neue Gelände des ATV Frankonia an der Willstätter Straße wird erst in diesem Sommer fertiggestellt. Foto: Bischof&Broel

Problematisch dürfte eine mögliche Umsiedlung besonders für die Jugendmannschaften der jüngeren Jahrgänge werden. Eltern, die für ihre Kinder den kurzen Weg zum Sportplatz bevorzugen, könnten einen Vereinswechsel dem Umzug zu den acht Kilometer entfernten Fusionspartner vorziehen. Bei den älteren Jugendmannschaften möchten die Süder, die aktuell mit der A-Jugend schon vorzeitig den Aufstieg in die Landesliga geschafft haben und in der B-Jugend die Landesliga halten wollen, ihre erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre fortsetzen und "sich definitiv nicht kaputt machen lassen", wie aus der Jugendleitung um Manfred Wild und Jürgen Baske zu vernehmen war. Aber nicht nur die Jugendabteilung der Süder sei "wieder zu einer Familie" geworden, auch die Zusammenarbeit mit dem Herrenbereich um Trainer Michael Green verläuft "absolut positiv" und nach dem Abstieg in die Kreisliga befindet man sich wieder in der Spur - und könnte weiterhin auf einige Talente aus dem eigenen Nachwuchs bauen. Auch aus Kreisen der Frankonen-Fußballer gibt es zumindest geteilte Meinungen über einen Zusammenschluss.


Selbst wenn die Fusion Ende Juni beschlossen werden sollte, würden in jedem Fall in der Saison 2014/15 weiterhin der SV 73 Süd und der ATV Frankonia noch eigenständig im Spielbetrieb auftreten. Bis zur Spielzeit 2015/16 müssten dann aber Antworten auf die zahlreichen Fragestellungen in der Fusion der Fußballer und der anderen Abteilungen gefunden werden.

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