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Artikel veröffentlicht am 23.09.2015 um 12:00 Uhr
Jennifer Schubert im Porträt: Philipp Lahm des Frauenfußballs
MAGAZIN Mit gerade einmal 19 Jahren hat die Außenverteidigerin des Bezirksoberligisten RSV Drosendorf schon einen Bundesliga-Aufstieg in der Tasche. Warum die Vollblutfußballerin gerne Fleisch als Steak-Beilage isst, woher Jenson ihren rasanten Spitznamen hat und was für sie den wirklichen Kick beim Fußballspielen darstellt, das verrät sie im anpfiff.info-Porträt der Woche.
Von Bernd Riemke
Als Jennifer Schubert im heimischen Sassanfahrt das erste Mal an einem geregelten Fußballtraining teilnahm, ging sie in die 1. Klasse der Julius von Soden Schule – und bekam das runde Leder gleich zweimal ins Gesicht geschossen! Dass in der Folgezeit des Öfteren die Tränen flossen lag aber nicht an jenen schmerzhaften Körpertreffern, sondern vielmehr daran, dass es für die ASV-Mädchen mitunter deftige Niederlagen setzte. „Meine Mitspielerinnen konnten natürlich nichts dafür, aber ich war zu dem Zeitpunkt wirklich die einzige, die ein wenig mit dem Ball umgehen konnte. Auf dem Platz bin ich ein sehr emotionaler Mensch und wenn wir verloren haben, habe ich oft geheult“, so die 19-Jährige in Erinnerung an ihre eigenen Anfänge. Der gesunde Ehrgeiz und die Offenheit, sich neuen Herausforderungen zu stellen, ließen schließlich den Gedanken an einen Vereinswechsel reifen. Der Transfer in die Talentschmiede des RSV Drosendorf stellte rückblickend eine weise Entscheidung dar. Gar nicht zwingend wegen der zweifelsohne guten fußballerischen Grundausbildung, sondern vor allem wegen des Wohlfühlklimas bei den Grün-Weißen, bei denen sich der 160cm große Wirbelwind auf Anhieb bestens einlebte.

Bafana- und Cordial-Cup und der nächste Schritt auf der Karriereleiter

Sportliche Erfolge sollten zudem nicht lange auf sich warten lassen. Beim Gewinn der oberfränkischen Meisterschaft trug die Linksfüßerin sogar die Kapitänsbinde und als sie plötzlich sogar anfing Tore zu schießen wurde die kleine Fußballwelt beinahe aus den Angeln gehoben. „Ich war ein echter Chancentod“, konstatiert Schubert selber, dass sie in ihren technischen Fertigkeiten stets ein wenig limitiert gewesen sei, sie diesen Nachteil jedoch stets mit dem unbedingten Siegeswillen und viel sportlichem Ehrgeiz wettgemacht habe. „Große Techniker sind oft nur mit halbem Herzen dabei. Ich bin eine Vollblutfußballerin“, so die Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens, die wohl nicht zuletzt wegen dieses Feuereifers in die gemischte Schulmannschaft des Franz Ludwig Gymnasiums in Bamberg berufen wurde. Im Jahr 2009 stand im Vorfeld der ersten Fußballweltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent der Bafana-Cup in München statt. Schulen aus ganz Bayern und aus dem WM-Gastgeberland Südafrika nahmen daran teil – und Jennifer Schubert. „Das war eine wunderschöne Atmosphäre, weil man da auch Mitmenschen kennenlernt, denen man sonst wohl nie begegnet wäre“, blieb der gebürtigen Bambergerin nicht nur der sportlich gute 4. Platz im Endklassement sondern vor allem das friedliche und freundschaftliche Miteinander verschiedener Kulturen im Gedächtnis. Ähnlich wie beim Cordial Cup, einem der größten internationalen Nachwuchsturniere im österreichischen Kitzbühel, an dem im Jahr 2010 nicht nur der RSV Drosendorf mit seinen Mädchen teilnahm, sondern unter anderem auch der große 1. FC Nürnberg…

Mit dem Club in die U17 Bundesliga

„Obwohl ich ein ehrgeiziger Mensch bin, hatte ich im Fußball nie das große Ziel gehabt, möglichst hochklassig zu spielen“, blickt Jennifer Schubert auf das Angebot des Clubs zurück, als U17-Juniorin an den Valznerweiher zu wechseln. Dort kickte sie zunächst in der Bayernliga, der damals noch höchsten Spielklasse ihres Jahrgangs und qualifizierte sich mit ihrem Team in der Spielzeit darauf für die neu eingeführte U17-Bundesliga. „Ich habe dort in Sachen Laufwege, Stellungsspiel, Übersicht und grundsätzlich im taktischen Verhalten auf dem Platz eine Menge gelernt“, zollt Schubert ihrem damaligen Trainer Norbert Frey höchsten Respekt. Unabhängig vom Spaß am Spiel musste jedoch schon der junge Nachwuchs lernen, mit einer gehörigen Portion Druck umzugehen. Die Tatsache, den ruhmreichen 1. FC Nürnberg zu vertreten war beinahe gleichbedeutend damit, sportlich erfolgreich sein zu müssen. „Dass Mannschaften und Fans offensichtlich gegen uns eingestellt waren, spornte mich eher noch an“, bringt Schubert erneut ihren Ehrgeiz zum Ausdruck, der sie zu Höchstleistungen auf dem grünen Rasen antreibt. Besonders große Brisanz und eine stets angespannte Atmosphäre wohnte den Partien gegen den ewigen Rivalen FC Bayern München inne. Als sich die gelernte Außenverteidigerin vor einer Partie gegen die Landeshauptstädter eine leichte Gehirnerschütterung zuzog und die Begegnung trotzdem nicht verpassen wollte, wurde sie dennoch nach wenigen Minuten gegen ihren Willen vom Feld geholt. „So lange ich noch laufen kann, stehe ich auch auf dem Platz“, lautet ihr Credo. Angst auf dem Fußballplatz ist ihr jedenfalls ein Fremdwort und doch kehrte sie dem FCN nach insgesamt drei Spielzeiten und einer abschließenden Meisterschaft in der Bezirksoberliga Mittelfranken mit den Damen in der Saison 2013/14 den Rücken zu.

Jennifer Schubert (re.) führt gern defensive Zweikämpfe, doch auch mit dem Ball am Fuß weiß sie zu gefallen.
anpfiff.info

Herzensangelegenheit RSV Drosendorf

„Es lag nahe, weil mein Herz nach Drosendorf gehört“, erklärt die Kämpfernatur ihre Rückkehr zu dem Verein, bei dem sie sportlich aufgewachsen und groß geworden ist. Und bei dem sie vor allem eines gelernt hatte: Teamgeist! „Wenn man auf das Spielfeld tritt ist es wichtig, dass man weiß, man hat eine Mannschaft im Rücken, die zusammenhält.“ Genau dieses familiäre Umfeld findet sie beim RSV, zu dem zum einen der Kontakt ohnehin nie abgebrochen war und bei dem zum anderen immer noch viele Akteurinnen im Kader stehen, mit denen Jennifer Schubert schon vor ihrem Wechsel gemeinsam dem runden Leder nachjagte. Mit der gewinnbringenden Erfahrung aus drei Spielzeiten beim 1. FC Nürnberg übernimmt sie in der neuen alten Heimat nun auch auf dem Spielfeld mehr Verantwortung und versucht ihre Kameradinnen sowohl verbal wie auch durch eine vorbildliche kämpferische Einstellung anzutreiben, während des Spiels 90 Minuten Vollgas zu geben.

Müller, Lahm und Jenson Button

Ganz so wie ihr eigenes Vorbild – wobei es im Grund genommen zwei Vorbilder sind. Die Gemeinsamkeiten zu Philipp Lahm sind unverkennbar. Klein, schnell, ein Außenverteidiger, der nimmermüde seine Bahn beackert und ein hohes Maß an Vereinstreue. Als Lieblingsspieler betitelt der FC Bayern-Fan jedoch Thomas Müller, weil sie sich in seinem Wesenszug wieder erkennt. „Er kämpft 90 Minuten, ist immer in Bewegung und außerhalb des Fußballplatzes sehr bodenständig“, umschreibt „Jenson“ die neue Identifikationsfigur des Rekordmeisters. Ihren Spitznamen bekam sie freilich von Schulfreunden verpasst, weil sie überwiegend „männliche Hobbies“ pflegte und zudem gelegentlich an gemütlichen Sommerabenden einem kühlen Bierchen nicht abgeneigt ist. In leichter Abwandlung ihres Vornamens wurde aus Jennifer schließlich Jenson – in Anlehung an Formel 1-Pilot Jenson Button, der in einem 500PS-starken Boliden so ziemlich viele männliche Attribute auf einmal verkörpert. Passend dazu hat sich der „Fan der Logik“ auch für das Studium des Wirtschaftsingenieurs entschieden, weil ihr „Mathematik einfach Spaß macht“. Eine weitere eher dem männlichen Geschlecht zugeschriebene Eigenschaft. Dass die 19-Jährige sich selbst gern in der Bundeswehr sehen würde hat indes ganz andere Gründe. „Gerade in Krisensituationen lassen sie niemandem im Stich und stehen für einander und für die leidende Bevölkerung ein“, könnte sich Jennifer Schubert sehr gut mit dem Gedanken anfreunden, selbst eine Karriere in Uniform anzustreben – weil Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl für sie eben mehr sind als nur hohle Phrasen!


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Steckbrief J. Schubert

Jennifer Schubert
Spitzname
Jenson
Alter
28
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Memmelsdorf
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
160 cm
Beruf
Studentin
Hobbies
Volleyball, Schwimmbad, mit Freunden ausgehen.
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
Außenverteidiger
Erfolge
2013/14 Meister Bezirksoberliga Mittelfranken mit FC Nürnberg 2.


Spielerstationen J. Schubert

17/18
BOL, w
 
16/17
BOL, w
 
15/16
BOL, w
 
14/15
BOL, w

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Entweder...oder

Bier oder Wein
Bier, ich bin schließlich in Bamberg aufgewachsen. Am besten schmeckt mir ein gutes Huppi.
Kerwa oder Disco
Kerwa. Ich bin ein echter Schlager-Fan. Die Schwarze Natascha ist so etwas wie das Lied unserer Frauenmannschaft. Wolle Patry und Helene Fischer feier ich einfach!
Bamberg oder Würzburg
Ich bin sehr heimatverbunden und finde, dass gerade die gut erhaltene Altstadt ihren ganz eigenen Charme hat. Bamberg ist auch nicht zu groß. Man trifft eigentlich immer jemanden, den man kennt und kann abends richtig gut weggehen.
Steak oder Salat
Steak und als Beilage Fleisch (lacht). Wir grillen wirklich gern zu Hause. Der einzige Salat, den ich esse ist Tomate Mozzarella.
Sturm oder Abwehr
Abwehr! Man hat mal versucht, mich weiter nach vorne zu schicken. Wahrscheinlich weil ich schnell bin und den Ball entsprechend schnell nach vorne treiben kann. Aber ich war schon immer Abwehrspielerin. Das Fußballgefühl empfinde ich am stärksten, wenn ich in einem Zweikampf bin. Als Abwehrspieler ist man nahezu gezwungen, in den Zweikampf zu gehen, weil man der letzte Schutz vor dem eigenen Tor ist. Ich bin da auch nicht zimperlich. Ich finde es sogar schöner, einen Ball zu erobern als selbst ein Tor zu schießen.

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