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Artikel veröffentlicht am 07.06.2023 um 07:00 Uhr

Selcuk Oguz im Interview: Ich will keinem jungen Spieler den Platz wegnehmen

INTERVIEW Erstmals seitdem der 1. SC Feucht im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe spielt, gelang der 2. Mannschaft der Aufstieg. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Spielertrainer Selcuk Oguz über die besondere Aufgabe in der Zeidlergemeinde, schmerzende Knie, die eigene ungewohnte Torflaute und vor allem über einen ganz besonderen Tag, der die Meisterschaft für den 44-Jährigen und sein Team so richtig abrunden sollte.

Von Marco Galuska

Selcuk Oguz ist seit 2021 Trainer beim SC Feucht II. Nach der Relegationsteilnahme im Vorjahr gelang nun der direkte Aufstieg als Meister der B-Klasse 8.

fussballn.de / Kögel

Selcuk Oguz ist seit 2021 Trainer beim SC Feucht II. Von 2013 bis 2019 war er Spielertrainer beim SV Maiach, konnte dort den Aufstieg in die Kreisklasse realisieren und sogar den Gewinn der Hallenkreismeisterschaft feiern. Über ein kurzes Intermezzo beim TSV 1846 Nürnberg landete Oguz in Feucht, wo er einen Neustart mit einer 2. Mannschaft wagte. Nach der Vizemeisterschaft und Relegationsteilnahme im Vorjahr gelang nun der direkte Aufstieg als Meister der B-Klasse 8.

Hallo Selcuk, herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft und Aufstieg in die A-Klasse! Die Entstehung, dass es letztlich auch rechnerisch klar wurde, am Sonntag war ja mit Absage und Ersatzspiel reichlich ungewöhnlich.

Selcuk Oguz (44): Vielen Dank! Ja, das kann man wohl sagen. Der Trainer von Zabo Eintracht II hatte mich einen Tag vorher angerufen und mitgeteilt, dass sie leider keine Mannschaft stellen können. Zugleich hat er mir auch zur Meisterschaft gratuliert, die ja mit der Spielwertung dann feststand. Wir hatten aber schon alles für das Spiel und die Feier organisiert. Ich wusste da nicht, ob ich mich über den Aufstieg schon freuen sollte oder über die Absage ärgern musste. Ich habe dann mit meinem Co-Trainer und Spielführer gesprochen und wir sind drauf gekommen, dass ja auch der VfL Nürnberg III spielfrei war, also hat unser Vorstand Ralph Stefan dort angefragt, ob wir das Spiel stattdessen vorziehen könnten. Das hat zum Glück geklappt, da bin ich dem VfL, dem Spielleiter und Schiri sehr dankbar, denn die Jungs haben sich das schon verdient, dass man die Meisterschaft mit einem Spiel und nicht einem Spielausfall feiern kann.

Spielabsagen von Gegnern sind in der B-Klasse keine Seltenheit, vor allem, wenn man weit oben steht, kommt oftmals gar keine Partie mehr zusammen. Bist du deshalb besonders froh, dass ihr aus der Liga herauskommt?

Oguz: Definitiv, bin ich das! Wir hatten schon letzte Saison eine hervorragende Runde gespielt, den späteren Meister ASV Buchenbühl haben wir zweimal geschlagen. In der Relegation sind wir dann an Pfingsten in der 2. Runde gescheitert, auch weil viele - wie ich selbst auch - damals im Urlaub waren. Wir wollten um Gottes Willen keine Relegation mehr spielen, weil das extrem von der Tagesform abhängt. Unsere Mannschaft ist nach dem letzten Jahr aber nicht zusammengebrochen, sondern wir sind viel stärker zurückgekommen. Ich hoffe, dass es in der A-Klasse schon anders läuft und es nicht diese vielen Nichtantritte, gerade am Saisonende, gibt. Denn da geht es ja auch nach unten um was.

Du hast 2021 als Trainer beim SC Feucht II angefangen. Wie kam es dazu?

Oguz: Mein großer Sohn ist damals in die BOL-D-Jugend dorthin gewechselt. Über Sascha Bauer kam der Kontakt zustande, der mich angesprochen hat, weil er wusste, dass ich Trainer bin. Ich habe dort anfangs in der Jugend ein wenig unterstützt, das hat gut geklappt. Mich hat aber gewundert, dass es keine U23 oder 2. Mannschaft in Feucht gibt, die für die Jugendspieler da sein kann. Denn der Sprung zu den Bayernliga-Herren ist für viele einfach zu groß. Ich denke da an einen Bereich, wo man ja fünf Jahre vorher abgemeldet hat. Also man sollte sich vielleicht mal wieder an die Kreisklasse herantasten, damit sich die jungen Spieler aus dem Verein entwickeln können und nicht abwandern müssen. Die Idee kam gut an, dass man wieder etwas aufbauen müsste. Ich habe dann meine Kontakte spielen lassen und dann haben wir von null in der B-Klasse neu begonnen.

Selcuk Oguz ist als Spielertrainer weiter mittendrin und stolz auf das Erreichte mit seiner Truppe beim 1. SC Feucht II.

1. SC Feucht

Und nach der Relegation im Vorjahr war der Auftrag in dieser Saison der Aufstieg?

Oguz: Das Ziel war es, in erster Linie eine Mannschaft zu gründen, die sich etabliert, die Spieler aus der U19 integrieren kann. Wir haben da keinen Druck vom Verein gespürt, aber es braucht ja trotzdem sportliche Ziele. In einem Zeitplan von fünf, sechs Jahren kann man dann vielleicht von einer gestandenen Kreisklasse-Mannschaft sprechen. Es ging aber vor allem um die Spielpraxis und die Entwicklung. So wie beispielsweise bei unserem Torwart Paul Ammon, der auch zum Bayernliga-Kader gehörte.

Im Verein ist derzeit ein großer Umbruch unübersehbar, in dem auch die 2. Mannschaft immer wieder genannt wird. Spürst du intern eine andere Wahrnehmung?

Oguz: Die Jugend spielt nicht höherklassig, deshalb passt der Sprung über uns recht gut in das Konstrukt. Wir wollen aber schon ein ordentliches Niveau mit der Truppe erreichen. Das hat man in der Saison auch gesehen. Es gab nur eine Niederlage und ein Unentschieden, ansonsten haben wir ja alles gewonnen und sind deshalb auch verdientermaßen Meister geworden, auch wenn Hellenic SC Fürth wirklich eine gute Mannschaft hat. Mit Vorstand Ralph Stefan ist es ein ehrlicher Austausch, auch die Zusammenarbeit mit Florian Schlicker und seinem Team war sehr nett, da konnten immer wieder mal Spieler im Training aushelfen und in den Bayernliga-Kader reinschnuppern.

Selcuk Oguz mischt noch immer selbst mit auf dem Platz, wenngleich er mittlerweile von der Offensive ins Abwehrzentrum gerutscht ist.

fussballn.de

Du bist mit 44 Jahren noch immer als Spielertrainer auf dem Platz zu sehen. Bist du zu sehr Vollblut-Fußballer, dass du es dir nicht von außen anschauen kannst?

Oguz: Wenn es nach mir ginge, wäre ich schon längst raus! (lacht) Die Jungs bestehen darauf, dass ich hinten drin spiele und eine gewisse Sicherheit im Spiel ausstrahle. Solange die Füße tragen und die Leidenschaft da ist, werde ich noch weitermachen, aber ich will deshalb keinen jungen Spieler den Platz wegnehmen! Es kommen wieder einige Jungs aus der Jugend nach - und ich spüre nach jedem Spiel zwei Tage lang meine Knie ...

Man kennt dich aus den früheren Jahren stets als Torjäger. In dieser Saison ist dir tatsächlich kein Treffer gelungen, obwohl 106 Tore auf der Habenseite des SC Feucht II stehen. Wie gibt es das?

Oguz: Ich spiele mittlerweile Innenverteidiger, da komme ich nur noch selten über die Mittellinie. Das funktioniert nach vorne mit anderen Spielern, wie unserem Hakija Hokula, der 41 Tore gemacht hat, oder Ali Ali, der auch zwanzig Treffer hat, sowieso gut genug. Schon letzte Saison habe ich teilweise hinten gespielt, das hat sich jetzt so ergeben. Aber es ist tatsächlich meine erste Saison seit dem 18. Lebensjahr, in der ich nicht getroffen habe. Nicht einmal einen Elfmeter im letzten Spiel durfte ich schießen! (lacht)

Was zeichnet deine Truppe aus, dass sie auch ein zweites Jahr in der B-Klasse vorne mitgespielt hat?

Oguz: Fußball ist ein Mannschaftssport und das haben die Jungs verinnerlicht. Wir haben da keine Egos, sondern einen gesunden Konkurrenzkampf. Die Truppe ist sehr diszipliniert, darauf lege ich wert. Man soll und muss die Zweikämpfe annehmen, aber deswegen nicht unfair auftreten. Wir haben eine super Stimmung im Training und Spiel und der alte Spruch, dass jeder für jeden kämpft, trifft absolut zu. Umso mehr freue ich mich gerade für die jungen Spieler, die jetzt ihre erste Meisterschaft feiern durften. Das sind doch Erlebnisse als Fußballer, die man nicht so schnell vergessen wird.

Wie schauen deine persönlichen Ziele und die mit der Mannschaft nach dem Aufstieg aus?

Oguz: Ich bleibe auch kommende Saison hier Trainer in Feucht. Wir haben uns nach der Relegation letztes Jahr auf zwei weitere Jahre verständigt. Wie gesagt, es gab da keinen Druck vom Verein, aber ich bin ehrgeizig genug und die Mannschaft ist es auch. Es hängt natürlich auch immer davon ab, inwieweit der Kader zur Verfügung steht, aber wenn alle dabei sind, denke ich schon, dass wir eine gute Rolle auch in der A-Klasse spielen können. Unter den ersten Fünf, Sechs wollen wir uns etablieren und dann schauen, was man verbessern kann. Es sollte das Ziel sein, dass man mittelfristig oben angreift, denn in den Testspielen gegen A-Klasse- und Kreisklasse-Mannschaften haben wir schon ganz gut ausgesehen. Insofern halte ich es nicht für unrealistisch, dass wir auch nach dem Aufstieg wieder eine erfolgreiche Saison spielen werden.

Sieben Jahre trug Selcuk Oguz das Trikot des SV Maiach, sechs davon als Spielertrainer. In der kommenden Saison könnte es ein Wiedersehen in der A-Klasse geben, sofern es eine entsprechende Einteilung geben sollte.

fussballn.de / Kögel

Deine längste Zeit als Spielertrainer hast du beim SV Maiach verbracht. Sieben Jahre lang hast du das Trikot des SVM getragen, sechs davon als Spielertrainer. In der kommenden Saison könnte es ein Wiedersehen in der A-Klasse geben, sofern es eine entsprechende Einteilung geben sollte. Wäre ein Wiedersehen in der Liga dein Wunsch?

Oguz: Ich habe immer noch einen sehr guten Kontakt zu meinem Nachfolger Serkan Gürkan. Wir wohnen ja beide in Oberasbach und treffen uns immer wieder. Es war eine sehr schöne, erfolgreiche Zeit beim SV Maiach, an die ich beste Erinnerungen habe. Ich bin ja überhaupt nicht im Bösen gegangen, insofern würde ich mich darüber riesig freuen, wenn es wieder ein Wiedersehen gibt.

Die Saison ist für euch abgeschlossen. Wurde oder wird noch die Meisterschaft entsprechend gefeiert?

Oguz: Wir hatten einen tollen Abschluss mit dem 4:0-Heimsieg gegen den VfL, bei dem ich mich noch ganz herzlich bedanken muss. Sie waren beim Einlaufen für uns Spalier gestanden, haben das Spiel ermöglicht, großer Respekt dafür, auch das ist ein besonderer Sportsgeist, den man nicht mehr überall findet! Ansonsten haben wir danach schon gut gefeiert, mit Familie, Pizzen, Getränken und Bengalos, alles was da so dazugehört. Am Wochenende treffen wir uns, schauen gemeinsam das Champions League Finale und dann wird noch einmal richtig gefeiert. Jetzt bin ich aber erst einmal mit der Familie für ein paar Tage in Barcelona. Es ist also alles perfekt, so wie es man sich wünscht!