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Artikel veröffentlicht am 20.07.2022 um 07:00 Uhr
Daniel Uttinger im Interview: Der Fußball hat oben wie unten seinen Reiz!
INTERVIEW Vor drei Jahren noch war Daniel Uttinger absoluter Stammspieler in der Bayernliga, entschied sich aber im Zuge der ersten Corona-Pause zum Wechsel in die B-Klasse. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 27-jährige Linksfuß über eine außergewöhnliche Laufbahn, seine Ziele als spielender Co-Trainer beim A-Klassen-Aufsteiger TSV Sack, was den Amateurfußball allgemein ausmacht und wie sich dieser verändert hat.
Von Marco Galuska
Daniel Uttinger ist seit zwei Jahren beim TSV Sack am Ball. Der Wechsel von der Landesliga in die B-Klasse war zunächst nicht geplant.
fussballn.de
Hallo Daniel, mit dem TSV Sack warst du am vergangenen Wochenende beim Knobi-Cup im Einsatz. Mit Platz vier als klassentiefstes Team gelang euch ein Ausrufezeichen. Wie hast du das Turnier erlebt?

Daniel Uttinger (27):
Für uns war es wirklich cool, dass wir zum ersten Mal mitmachen durften. Ich selbst war zwar nur am Samstag dabei, habe aber viele bekannte Gesichter, auch von meinen alten Vereinen aus Poppenreuth und Buch, wieder gesehen und gesprochen. Das hat schon wirklich Spaß gemacht! Und sportlich haben wir auch gezeigt, dass wir mit unserer Mannschaft zumindest auf Augenhöhe in dem Feld mitspielen können.

In Vach war Daniel Uttinger gar Kapitän, ehe er sich im Sommer 2020 zum Abschied entschieden hatte.
fussballn.de / Strauch

In der B-Klasse lief eure Meisterschaft ein wenig "unterm Radar". Wie muss man sich den Fußball im Unterhaus vorstellen?

Uttinger:
Man muss ehrlicherweise sagen, dass das schon mehr ein Hobby-Kick ist. Die Leute wollen dort halt ihren Spaß beim Fußball haben. Das ist auch absolut in Ordnung. Aber den großen Fußball bekommt man da nicht zu sehen. Und für uns hatte es noch den Beigeschmack, dass ja viele Gegner gar nicht gegen uns angetreten sind und wir sechs Spiele kampflos gewonnen haben. Das ist freilich nicht das, was man sich wünscht, weil man ja ins Training geht, um am Wochenende zu spielen.

Nun hast du den Wechsel aus der Landesliga beim ASV Vach in die B-Klasse zum TSV Sack 2020 ja selbst gewählt. Wie kam es dazu?

Uttinger:
Da gab es mehrere Faktoren. In der Hauptsache war es das Problem, dass ich durch meine Arbeit oftmals Samstag eingeschränkt war. Als Kapitän ist so etwas blöd, wenn man fehlt, zumal wir damals auch nicht die Quantität im Kader hatten. Eigentlich war ich in der Corona-Zeit auch kurz davor, dass ich dann ganz pausiert hätte. Die Jungs aus Sack, die ich von früher noch kannte, haben mich aber immer wieder angesprochen, dass ich doch einfach mal ins Training kommen soll. Und dann entwickelte sich der Plan, dass ich als Co-Trainer von Klaus Scheuerer, den ich ja früher schon als Trainer hatte, herangeführt werden soll. Das bin ich nun ab der kommende Saison.

2019 noch Bayernliga mit Jahn Forchheim: Hier im Duell mit Aubstadts Michael Dellinger (links).
Johannes Wolf

Nach einigen Jahren in der Landesliga in Vach und Buch bist du 2018 hingegen nach oben gewechselt, zu Jahn Forchheim in die Bayernliga. War das ein besonderes Ziel, einmal Bayernliga-Luft zu schnuppern?

Uttinger
: Es war definitiv die fußballerisch interessanteste Zeit für mich. Das Niveau in der Bayernliga ist schon noch einmal deutlich besser als in der Landesliga. Eine ganz andere Hausnummer! Ich habe in Forchheim gezeigt, dass ich Bayernliga-tauglich bin, habe zumeist als Innenverteidiger oder Sechser gespielt. Aber auch da war dann das Problem, dass sich die Spiele mit der Arbeit am Samstag oftmals nur schwer vereinbaren ließen.

Das Bayernliga-Ziel hattet ihr ja in der Saison davor schon beim TSV Buch, als es dann am Ende in die legendäre Relegation gegen deinen Ex-Verein ASV Vach ging. Welche Erinnerung bleibt an deine Zeit in Buch?

Uttinger:
Es waren zwei geile Jahre! Wir haben nach Punkten einen neuen Vereinsrekord aufgestellt, diesen dann im Folgejahr sogar noch einmal getoppt. Wir hatten Erfolg, eine super Gemeinschaft - auch noch mit den alten Buchern wie Thomas Reichel, Udo Brehm oder den Fleischmann-Brüdern. Es hat richtig Spaß gemacht. Leider waren wir so "blöd", dass wir den direkten Aufstieg beim Absteiger SpVgg Erlangen verspielt haben.

Dafür gab es dann die Relegation vor großer Kulisse...

Uttinger:
Ja, das war schon ganz besonders! Das Finale war ja gegen die Vacher, die zuvor Weiden ausgeschaltet hatten. Im Nachhinein waren die Spiele von den Emotionen her in so einem Derby vielleicht sogar noch schöner als eine Meisterschaft. Aber freilich wären wir gerne aufgestiegen!

Daniel Uttinger verwandelte im Rückspiel der Bayernliga-Relegation den Elfmeter zum Bucher 1:0-Sieg. Weil aber Vach das Hinspiel mit 2:0 gewonnen hatte, stieg der ASV 2018 auf.
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...und du hättest mit Buch in der Bayernliga gespielt?

Uttinger:
Beim Aufstieg wäre ich definitiv geblieben! Ich hatte zuvor schon immer wieder Anfragen aus der Bayernliga, hab das dem Verein auch ehrlich gesagt, dass ich in der nächsten Saison den Sprung probieren will. Das gab dann intern einen Konflikt und ich habe dann in der 2. Mannschaft in der Kreisklasse ausgeholfen. Am Ende hat man sich zusammengerauft und ich habe ja die Relegation auch gespielt. Leider hat es aber knapp nicht gereicht.

Und warum dann Bayernliga mit Forchheim und nicht mit Vach?

Uttinger:
Norbert Hofmann, der ja schon davor mein Trainer in Vach war, hätte mich gerne zurückgeholt, aber das wollte ich gegenüber Buch nicht machen. Das hätte einen Beigeschmack gehabt, wenn man zum Gegner wechselt, gegen den man die Relegation verloren hat. Das hätte was von Mario Götze gehabt. Und wenn ich mich schon darüber beschwere, dann sollte man das auch selbst nicht tun.

Aus der Bucher Zeit ist für dich mit dem Bayern-Treffer des Monats noch ein besonderes Ereignis geblieben. Welcher Erinnerungen verbindest du damit?

Uttinger:
Das Tor an sich war ja ein Freistoß von der Mittellinie im Heimspiel gegen die Quelle. So ganz ernst haben wir das mit dem Bayern-Treffer zunächst nicht genommen, aber dann war da eine ziemlich große Unterstützung da aus dem Freundeskreis, die da abgestimmt haben. Die Fahrt ins BR-Studio war schon witzig und dann der ganze Ablauf etwas Besonderes. Was wohl nicht mehr viele wissen: Ich habe eine Woche später gegen Vach gleich noch zwei Freistoßtreffer erzielt. Da hatte ich einen Lauf. (lacht)

Als "Bayern-Treffer"-Schütze des Monats war Daniel Uttiner mit dem TSV Buch im April 2017 zu Gast bei "Blickpunkt Sport" und Moderatorin Julia Scharf.
BR/ Birke Kruppert

Du hast ein Jahrzehnt im Herrenfußball nun hinter dir, durftest als A-Jugendlicher erstmals bei den Herren in Vach mitmischen. Wie sind die ersten Eindrücke von damals im Vergleich zum Amateurfußball, so wie du ihn heute erlebst?

Uttinger:
Es war hart und wirklich schwer ins Team reinzukommen. Wir hatten mit Dirk Henning oder Nico Daum alte Haudegen. Da hat es im Eckla schon gescheppert. Als junger Spieler musste man sich unterordnen: Leibchen und Getränke tragen, Tore aufräumen - das war eine andere Mentalität. Wenn man im Kader war, wurde man akzeptiert, aber den Respekt musste man sich erst verdienen. So eine direkte Art gibt heutzutage kaum noch, wenn da jemand etwas zu hart angepackt wird, beschwert er sich beim Trainer oder kommt erst gar nicht mehr.

Du bist als A-Jugendlicher, der zuvor auch im Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth gespielt hat, in der Landesliga in Vach schon recht hoch eingestiegen, warst später in der Bayernliga Stammspieler. War damit der Reiz dahin, es als Spieler vielleicht sogar noch höher es zu probieren?

Uttinger:
Ich bin da ehrlich, ich habe es mich nicht getraut, meinen Job zu kündigen, um es vielleicht noch höher zu probieren. Außerdem hatte ich auch nie ein Angebot aus der Regionalliga. Und ich bin nicht der Typ, der sich irgendwo ins Gespräch bringen will.

Als Jungspund musste sich Daniel Uttinger in Vach erst einmal behaupten, reifte aber schnell zum Stammspieler.
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Und das Thema Bayernliga ist ad acta gelegt?

Uttinger:
Die Fitness hat man freilich nicht mehr, wenn man länger in den unteren Klassen spielt. Das Fußballerische verlernt man aber nicht, das würde ich mir schon noch zutrauen. Ich will es nicht ausschließen, aber dazu müsste es mich noch einmal absolut reizen und alles zusammenpassen.

Aktuell ist die Vorbereitung mit dem TSV Sack für die kommende Saison in der A-Klasse. Wie lautet das Ziel?

Uttinger:
Wir wollen definitiv oben mitspielen, müssen uns auch in der Liga nicht verstecken, das ist nicht unser Anspruch. Wir haben wirklich gute Spieler wie Thomas Nadolski oder Kevin Walthier und junge Spieler mit Potential hinzu bekommen. Die Qualität ist für Platz eins bis drei auf alle Fälle vorhanden.

Wohin kann es mit dem TSV Sack in Zukunft gehen?

Uttinger:
Die Strukturen im Verein sind überragend! Wir haben viele Leute, die Lust darauf haben sich einzubringen. Trainingsklamotten werden vor Ort gewaschen, das ist alles nicht alltäglich. Ich denke, es lässt sich hier schon noch weiterhin etwas aufbauen, wenn alle an einem Strang ziehen.

Guter Auftritt beim Knoblauchsland-Cup: Der TSV Sack um Daniel Uttinger ist wieder zurück auf der Fußballkarte.
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Nun hast du in den oberen Amateurklassen und in den untersten gespielt. Zusammengefasst, worauf kommt es an beim Amateurfußball?

Uttinger:
Auf die Gemeinschaft! Ganz klar, das Gefüge muss stimmen, weil es ein Mannschaftssport ist. Andernfalls wird man keinen Erfolg haben und der Erfolg macht es wiederum aus.

Ist der Fußball in Bayern- und Landesliga oder in der B- und A-Klasse schöner?

Uttinger:
Der Ansporn oben ist natürlich größer, aber unten ist meistens die Gemeinschaft größer. Beides hat aber seinen Reiz!

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Steckbrief D. Uttinger

Daniel Uttinger
Spitzname
Utti
Alter
29
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Fürth
Familie
ledig, 0 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
177 cm
Gewicht
79 kg
Beruf
Automobilkaufmann
Hobbies
Reisen, Fußball
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
defensives Mittelfeld ("6er")
Erfolge
Bayern-Treffer des Monats


Spielerstationen D. Uttinger

23/24
AK
 
22/23
AK
 
21/22
BK
21/22
BK
 
19/21
BK
 
19/21
LL
 
17/18
LL
17/18
KK
 
16/17
LL
 
16/17
KK
 
15/16
LL
 
15/16
AK
 
14/15
LL
 
14/15
AK
 
13/14
LL
 
12/13
LL
12/13
 
11/12
 

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