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Artikel veröffentlicht am 23.04.2020 um 13:46 Uhr
Blick in die Saison 1960/61: Süd siegt bei Johannis 83 vor 2000 Zuschauern
Die Zeit der attraktiven Bayernliga-Spiele in Nürnberg ist fast 60 Jahre her. Die zweigeteilte I. Amateurliga Nord und Süd gab es in den Jahren von 1953 bis zur Einführung der Bundesliga im Jahr 1963. In diesem Jahr war auch die Geburtsstunde der Bayern- und Landesligen. Aber nicht nur der Deutsche Meister kam aus Nürnberg, auch im Amateurfußball war einiges los, denn es gab richtig gut besuchte Lokalderbys.
Von Marco Galuska
Der ASV Süd brach im Februar 1961 den Johanniser Heimnimbus: Vor 2000 Zuschauern besiegten die Süder den TSV Johannis 83 mit 2:1 (0:0).
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Am 24. Juni 1961 sollte der 1. FC Nürnberg durch einen 3:0-Sieg im Endspiel um die Deutsche Fußball-Meisterschaft vor 82.000 Zuschauern in Hannover einmal mehr seine Ausnahmestellung demonstrieren. Als Meister der Oberliga Süd war der Club für die Endrunde qualifiziert. Zweitklassig war damals die sogenannte "Division Süd", in der die Augsburger Teams den Ton angaben, während der TSV Straubing und der SV Darmstadt 98 in die I. Amateurliga absteigen mussten. Diese dritthöchste Spielklasse in Deutschland sollte ab 1963, im Jahr der Bundesliga-Einführung, zur Bayernliga werden.

Johannis 83, ASV Süd und ESV West als Aushängeschilder

In der Saison 1960/61 waren noch drei Nürnberger Vereine in jener höchsten Amateurklasse vertreten. Zwei davon sind mittlerweile von der Bildfläche verschwunden. Zum einen war der ESV Nürnberg-West, der später mit dem FSV Gostenhof zur SG 1883 Nürnberg-Fürth verschmelzen sollte, dabei. Aber auch der ASV Nürnberg-Süd, der ab der Saison 1966/67 gemeinsam mit dem TSV 1873 Nürnberg zum SV 1873/Süd Nürnberg wurde, spielte damals noch eine Hauptrolle im hiesigen Amateurfußball.

Die Lokalderbys zwischen dem ESV West und dem ASV Süd (Hinspiel: 0:1 vor 1500 Zuschauern, Rückspiel: 1:1 vor 1700 Zuschauern) oder den Südern und dem TSV Johannis 1883, dem dritten Nürnberger Verein in der dritthöchsten Liga, waren echte Zuschauermagneten. Das Spiel in der Hinrunde der Saison 1960/61 gewann der ASV Süd mit 2:1 vor 1200 Zuschauern gegen die "83er". Wir machen eine Zeitreise zurück zum Rückspiel, das am Samstag dem 25. Februar 1961 am Zeisigweg in Johannis vor 2000 Zuschauern ausgetragen wurde:


Auszug aus dem Spielbericht der Fränkischen Tagespost


Süd brach Johanniser Heimnimbus


Vor 2000 Zuschauern besiegten die Süder am Samstag Johannis 83 mit 2:1 (0:0)


Was keiner Mannschaft seit über 2 Jahren mehr gelang, der ASV Süd brachte es am Samstag vor 2000 begeisterten Zuschauern fertig, nämlich Johannis 83 auf eigenem Platz wieder einmal zu bezwingen. Damit bewies sich erneut, dass der ASV Süd nach wie vor der „Angstgegner“ von Johannis 83 ist, denn die Süder gewannen die vier letzten Spiele gegen ihren Lokalrivalen. Zugleich sicherten sich die Süder mit dem 2:1-Erfolg zwei wichtige Punkte, die vielleicht noch dazu beitragen, dass sie in der Bayernliga bleiben können.

Bei herrlichem Vorfrühlingswetter sah man beileibe kein technisch hochstehendes Spiel. Die meisten Aktionen wirkten zu verkrampft. Sehr lange gab es ein Mittelfeldspiel, und als sich dann bei beiden Mannschaften die Angriffslinien zaghaft bemühten, Angriffe einzuleiten, wurden diese von den überragenden Abwehrreihen rechtzeitig gebremst. Bei Johannis machte sich sehr stark das Fehlen ihres Spielmachers Müller bemerkbar, zudem spielte der sonst so rasante Linksaußen Perras II zu eigensinnig und hielt nur schlecht Platz.
Schweiger im Johanniser Tor musste in der 22. Minute den durchgebrochenen Eckardt stoppen, kurz darauf rettete der Süder Stopper Christ noch auf der Torlinie vor Perras II; Johannis 83 spielte bis zur Halbzeit zwar überlegen, aber im Angriff nicht konsequent genug. Nachdem Nepf nur den Pfosten getroffen hatte, scheiterte Perras II an Christ, Schweiger machte einen Stenger-Schuss unschädlich und dann ging es in die Pause.

Die Süder um Linksaußen Nepf (weißes Trikot) brachen den Heimnimbus des TSV Johannis 83 um Läufer Conrad.
Repro: fussballn.de


In der zweiten Halbzeit wurde Perras I, ohne Verschulden eines gegnerischen Spielers, verletzt, so dass er als Statist auf Linksaußen gehen musste. Die Entscheidung fiel in der 60. Minute: Munninger war allein losgezogen, Conrad II stellte ihn auf Höhe der Strafraumgrenze, wobei der Süder zu Fall kam, Schiedsrichter Klein aus Hof (der schon Oberligaspiele leitete) pfiff einen sehr, sehr harten Elfmeter, den Eckardt glashart verwandelte.
Diese Entscheidung brachte die Johanniser Elf vollends aus dem Konzept, sie wurde nervös, und als auch noch Ulherr verletzt auf dem Flügel ging und später auch ausschied, war klar, dass die Süder gewinnen würden. Zumal in der 71. Minute Nepf nach einem schönen Flankenlauf von Preu mit einem geradezu klassisch-artistischen Fallrückzieher das zweite Süder Tor buchte. Dabei machten allerdings Torwart Schweiger und seine Vordermänner keine glückliche Figur. Unverständlich blieb, warum Herr Klein aus Hof dann ein Kopfball-Tor von Perras I annullierte. Schließlich gab der Schiedsrichter einen von Christ an Perras I verschuldeten Elfmeter, den Conrad II zum 1:2 verwandelte.
Bedingt durch die geschlossener wirkende Mannschaftsleistung der Süder darf man ihren Sieg akzeptieren, obwohl ein Unentschieden gerechter gewesen wäre. Bei Süd überzeugte die Abwehr um Stopper Christ und Co.; der Angriff wurde immer wieder mit Steilverlagen ins Gefecht geführt. Dagegen lieferte Johannis 83 das seit Jahren schlechteste Heimspiel, da der Angriff bei weitem nicht seine Normalform erreichte.

Johannis 83: 
Schweiger, Conrad I, Rost, Conrad II, Ulherr, Seith, Söhnlein, Ettlinger, Perras I, Riegel, Perras II

ASV Süd: 
Klopfer, Hummel, Braun, Niebler, Christ, Niedermeier, Stenger, Munninger, Eckardt, Preu, Nepf

Schiedsrichter: 
Klein (Hof),

Zuschauer: 
2000

Reserven: 
2:1 für Johannis 83.


Klassenerhalt für Nürnberger Trio

Am Ende der Saison konnten alle drei Nürnberger Vereine die I. Amateurliga (Bayernliga) Nord erhalten. Der TSV Johannis 83 beendete die Saison mit 34:30-Punkten auf Rang sechs, zwei Plätze vor dem ESV West (32:32-Punkte). Der ASV Süd landete auf dem zwölften Rang (28:36-Punkte). Der FC Haßfurt stieg als Meister in die II. Division Süd auf. In die A-Klasse mussten der 1. FC Bayreuth, VfB Bayreuth und die SpVgg Erlangen absteigen.


Für die 1963/64 eingeführte eingleisige Bayernliga konnte sich der ASV Zirndorf und der TSV Johannis 83 qualifizieren, der allerdings gleich in der ersten Saison in die Landesliga Mitte absteigen musste. Dort zählten der ESV West, FC Stein, 1. FC Nürnberg Amateure und der ASV Süd zu den Gründungsmitgliedern.


Anzahl der Spieljahre der Nürnberger/Fürther Vereine von 1953 – 1963 (I. Amateurliga Nord)
ESV Nbg.-West 5 Jahre
1.FCN Amateure 4 Jahre
ASV Nbg.-Süd 4 Jahre
TSV 83 Johannis Nbg. 3 Jahre
SpVgg Fürth Amateure 2 Jahre
FC Stein 1 Jahr
ASV Zirndorf 1 Jahr


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Tabelle Bayernliga Nord 1961

So sah die Tabelle nach dem Spieltag am 25./26.2.1961 aus


Abschlusstabelle 1960/61

Das ist die Abschlusstabelle 1960/61 der ehemaligen I. Amateurliga (Bayernliga) Nord

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