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Artikel veröffentlicht am 17.12.2025 um 07:00 Uhr

Ercan Özcan im Interview: "Mit Bati Trakya ist mein Traum wahr geworden!"

INTERVIEW Als äußerst engagierter und fleißiger Verantwortungsträger erwarb sich Ercan Özcan im hiesigen Amateurfußball einen guten Ruf. Vor inzwischen fast drei Jahren war der heute 40-Jährige schließlich einer der Mitbegründer des SV Bati Trakya Nürnberg. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt Özcan auf die Anfänge und Schwierigkeiten zurück, erklärt die Motivation hinter der Vereinsgründung und blickt voraus.

Von Michael Watzinger

Ercan Özcan hat auf den Sportplätzen schon jede Menge gesehen und gründete mit reichlich Erfahrung 2023 den SV Bati Trakya Nürnberg.

fussballn.de / Strauch

Hallo Ercan, knapp drei Jahre ist es inzwischen her, seit du eine der federführenden Personen bei der Gründung des SV Bati Trakya Nürnberg warst. Wie kam das zustande, was war die Motivation dahinter?

Ercan Özcan (40): Ich bin inzwischen seit über 20 Jahren als Vereinsfunktionär aktiv, erst bei Türkspor Erlangen, anschließend dann auch bei unterschiedlichen Vereinen in Nürnberg, und konnte dort viele Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen. Gepaart mit meiner Selbstständigkeit wollte ich diese Kontakte nutzen, um mit dem SV Bati Trakya Nürnberg einen eigenen Verein auf die Beine zu stellen: Im Laufe der vielen Jahre lernt man ja eine Menge Menschen, Trainer und Spieler kennen und so war ein solcher Verein, eine solche Gemeinschaft ein großer Traum, der 2023 schließlich Wirklichkeit geworden ist.

In der laufenden Saison musste die Herrenmannschaft allerdings aus der B-Klasse abgemeldet werden, ehe nun für die Hallenrunde wieder gemeldet wurde. Erkläre uns doch bitte einmal kurz die Hintergründe. Wie kam es dazu?

Özcan: Wie so viele ausländische Mannschaften hatten wir im Sommer extrem mit der Urlaubsthematik zu kämpfen: Die Saison startete mitten in den Schulferien und bei uns spielen sehr viele Familienväter. Wir hatten phasenweise gerade einmal drei Spieler zur Verfügung und damit ist an einen Spielbetrieb nicht zu denken. So kam es dann zur Abmeldung. Nach und nach kamen dann alle zurück und es gab ab September wieder den ganz normalen Trainingsbetrieb. In der Halle haben wir gemeldet und gehen ganz normal an den Start. In der Rückrunde werden unsere Spieler für den Türkischen SV Fürth auflaufen, mit dem darüber hinaus zukünftig eine Spielgemeinschaft angedacht ist.

In der Liga musste der SV Bati Trakya Nürnberg (in grün) zurückziehen, in der Hallenrunde werden die Jungs von Ercan Özcan aber wieder am Start sein.

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Wenn du noch einmal auf die Gründung zurückblickst: Wie hat sich diese in der Rückschau aus deiner Sicht dargestellt?

Özcan: Im Februar 2026 blicken wir auf drei Jahre zurück, seit wir den SV Bati Trakya Nürnberg ins Leben gerufen haben. Die Gründung war alles andere als einfach. In einer Stadt wie Nürnberg, die über eine halbe Million Einwohner hat, sind die verfügbaren Sportplätze einfach nicht ausreichend. Zuvor hieß es "Gründet mal den Verein", danach hieß es "Wir haben keine freien Kapazitäten". Während die großen Klubs wachsen, haben kleinere Vereine oft zu kämpfen, nicht in Vergessenheit zu geraten. Unser Ziel ist es, gesunde Schritte zu gehen und ein fester Bestandteil des Amateursports zu werden.

Die Anfänge des SV Bati Trakya Nürnberg waren auf dem Sportgelände des ehemaligen SC Viktoria.

SV Bati Trakya Nürnberg

Wie genau zeigt sich die von dir angesprochene Thematik des Sportplatzmangels?

Özcan: Das Thema mit dem Sportservice könnte man noch weiter ausrollen. Wenn die Stadt Nürnberg aktiver wäre, zum Beispiel bei Sportanlagen wie dem ehemaligen SV 1873 Nürnberg Süd, DJK Bayern oder dem SC Viktoria, so gäbe es heute mehrere Nutzungsmöglichkeiten. Aber diese Knappheit gibt es ja auch nicht nur bei den Fußballplätzen, sondern auch bei Schwimmbädern, oder Turnhallen. Natürlich muss sich der Sportservice da auch immer viel anhören, obwohl sie eigentlich nicht so viel dafür können. Aber eine andere Anlaufstelle gibt es für uns leider nicht.

Gab es in dieser teilweise sicher frustrierenden Zeit auch Lichtblicke?

Özcan: Die gab es definitiv! Ein besonderes Dankeschön geht zuerst an Stefan "Steve" Johannsen von der SGV Nürnberg-Fürth 1883: Im ersten Jahr waren wir auf der ehemaligen Anlage des SC Viktoria, das hatte uns der Steve ermöglicht. Heute sind es Paul Buf, Vorstand der Fußballabteilung beim TV Glaishammer, und unser Allrounder Daniel Serban, denen wir sehr dankbar sind. Wegen ihrer Unterstützung dürfen wir auf einer hervorragenden Sportanlage an der Sudetendeutschestraße trainieren. Eigentlich war es der perfekte Schachzug: Glaishammer hatte keine Jugend und wir keine Heimstätte. Jetzt liegt es an uns, diese Anlage in ein echtes Schmuckstück zu verwandeln! Wir legen uns da wirklich ins Zeug und sind gerade dabei, eine multifunktionale Kunstrasenanlage entstehen zu lassen, die zeitnah umgesetzt werden soll!

Daniel Serban war aus Sicht von Ercan Özcan ein wichtiger Faktor für den SV Bati Trakya Nürnberg auf dem Gelände des TV Glaishammer unterzukommen.

fussballn.de

Nicht nur auf dem Sportgelände des TV Glaishammer war eine Veränderung zu beobachten, auch bei dir hat sich einiges getan: Früher warst du für Herrenteams im unermüdlichen Einsatz, inzwischen liegt dein Fokus klar auf dem Juniorenbereich.

Özcan: Das ist richtig! Wie gesagt, bin ich seit stolzen 20 Jahren im regionalen Amateursport aktiv und habe in verschiedenen Positionen und in unterschiedlichen Vereinen Erfahrungen gesammelt. Ein ständiges Rennen, obwohl ich in meiner Selbstständigkeit ausgelastet bin. Inzwischen erfüllt es mich sehr, am Sportplatz zu stehen, und die Entwicklung junger Talente aktiv zu unterstützen. Früher lag mein Schwerpunkt auf den Herrenmannschaften, heute konzentriere ich mich auf die Jüngsten. Wo ich früher ambitionierte Herren transferiert habe, führe ich jetzt die Verhandlungen mit den Eltern. (lacht) Aktuell bin ich mit vielen im Kontakt und plane, in der Saison 2026/27 die Anzahl der Übungsleiter und Kinder weiter zu erhöhen.

Du nimmst aber nicht nur die rein organisatorische Rolle ein, oder?

Özcan: Nein, ich selbst entwickle mich nun zu einem Pep Guardiola. (lacht) Spaß beiseite: Ich trainiere seit zwei Jahren die Kids des Jahrgangs 2017. Damals waren sie bei einem anderen Verein, wurden jedoch aussortiert. Deshalb hatten sie kaum Spielzeit und nur wenige Wettkampf-Möglichkeiten. Heute spielen sie selbstbewusst in der überregionalen Entwicklungs-Liga und zeigen beeindruckende Leistungen. Ich bin den Eltern dankbar dafür, dass sie uns ihr Vertrauen schenken. Die Kinder sind regelmäßig im Training und engagieren sich auch außerhalb des Vereins, unter anderem bei Eray Yildirim und der Club-Legende Reinhold Hintermaier.

Neben der Entwicklung auf dem Feld soll beim SV Bati Trakya Nürnberg auch der Spaß außerhalb des Fußballs nicht zu kurz kommen - unterschiedliche Ausflüge sorgen für eine gute Zeit.

SV Bati Trakya Nürnberg

Wie sieht eure Philosophie in Sachen Nachwuchsarbeit aus?

Özcan: Die „großen“ Vereine in der Region ziehen viele Talente an. Im Kleinfeldbereich ist es jedoch entscheidend, dass die Kinder viel spielen und Freude am Fußball haben. Bei den großen Vereinen sind oft 70 bis 80 Kinder im Jahrgang aktiv, von denen nur zehn bis 20 Spieler im Fokus stehen. Wir möchten verhindern, dass talentierte Kinder im Schatten stehen und den Spaß verlieren. Darüber hinaus organisieren wir auch viele Aktivitäten außerhalb des Platzes, verbringen viel Freizeit miteinander und machen Ausflüge, Schwimmbadbesuche, gehen in Freizeitparks oder ins Kino. Es geht darum, zusammen eine gute Zeit zu haben. Ich selbst habe meine Jugendzeit beim FSV Erlangen-Bruck verbracht und blicke heute noch mit einem Lächeln auf damals zurück und man freut sich gemeinsam, wenn man auf alte Weggefährten trifft. Trainer wie Enzo Vitale von Quelle Fürth, Normann Wagner, zuletzt beim TSV Buch an der Seitenlinie, oder Ralf Gläser und Gerhard Achtzehn waren damals meine Helden. Jetzt wollen wir dafür sorgen, dass unsere Kids später einmal auf mindestens genauso schöne Erinnerungen zurückblicken können!

Der sportliche Ehrgeiz kommt aber doch sicher auch nicht zu kurz, oder?

Özcan: Natürlich nicht! Wir nehmen an einigen großartig besetzten Turnieren mit äußerst namhaften Mannschaften teil und fahren bis an die Grenzen der Bundesrepublik und darüber hinaus. Diese Events sind nicht nur spannend, sondern bieten auch eine Plattform für Talente, sich zu zeigen. Wir selbst veranstalten auch derart tolle Hallenturniere und die Resonanz war bisher wirklich super! Am 10. Januar folgt bald übrigens auch noch der dritte Teil des von uns organisierten Barmer-Indoor-Soccer-Cups 2025/26 für den Jahrgang 2017 mit einem hervorragenden Teilnehmerfeld in der Soccerhalle in Eltersdorf! Scouts des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth beobachten unsere Spieler und werden sich sicher weiterhin bedienen - für uns ein wenig traurig, aber zeitgleich auch das Zeugnis einer guten Zusammenarbeit. Außerdem sind die Familien dankbar und überglücklich, das ist immer ein Trost für uns.

Der Barmer Indoor Soccer Cup 2025/26 geht am 10. Januar 2026 in die nächste Runde.

SV Bati Trakya Nürnberg

Obwohl es in eurem Nachwuchsbereich gut läuft, soll dieser bald einen anderen Namen tragen als der Hauptverein. Was sind die Hintergründe dieser Überlegung?

Özcan: Es ist richtig, die Jugend soll in "SC 1913 Nürnberg" umbenannt werden. Hierfür hatten wir auch bereits den ersten Austausch. Der Name des Hauptvereins - der Herrenbereich - bleibt SV Bati Trakya. Da es inzwischen auf unsere Kids sowie Übungsleiter zu Angriffen kam, haben wir uns zu diesem Schritt entschieden. Zukünftig werden wir also als SC 1913 Nürnberg auftreten, um weiterhin zu wachsen und ein fester Bestandteil des Nürnberger Amateursports zu werden.

Wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?

Özcan: Zunächst einmal war es wichtig, einen neutralen Namen zu finden, damit derart unschöne Aussagen und Zwischenfälle zukünftig nicht mehr vorkommen - gerade auch den Kindern gegenüber. Sportclub Nürnberg ist da, denke ich, eine gute und gesunde Lösung. Die Zahl 1913 steht für das Gründungsjahr der damaligen Republik Bati Trakya, die in der heute griechischen Region Westthrakien liegt. Mit der Gründung des SV Bati Trakya im Jahre 2023 sind wir die ersten deutschlandweit, die mit diesem Namen auch unabhängig im Spielbetrieb aktiv sind. So fügt sich letztlich der Name zusammen und soll für einen guten und internationalen Austausch stehen, bei dem alle Menschen willkommen sind.

Siehst du euch insgesamt auf einem guten Weg?

Özcan: Auf jeden Fall! Die Arbeit mit den Kindern ist für uns eine Herzensangelegenheit. Viel Zeit, Emotionen und Leidenschaft fließen in unsere Arbeit. Aktuell haben wir Kinder der Jahrgänge 2013 bis 2019 und wir freuen uns natürlich über mehr. Dabei wollen wir jedoch kontrolliert vorgehen. Wenn wir uns nur auf finanzielle Aspekte konzentrieren, nehmen wir vielen Kids den Spaß – und das wollen wir definitiv nicht.