Marc Schüller im Interview: "Das Ende der Laufbahn fühlt sich richtig an!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 25.06.2025 um 07:00 Uhr
Marc Schüller im Interview: "Das Ende der Laufbahn fühlt sich richtig an!"
INTERVIEW Marc Schüller war auch in dieser Saison wieder ein wesentlicher Faktor des Tuspo Nürnberg und eine wichtige Stütze auf dem langen Weg hin zum Kreisliga-Klassenerhalt. Der Sieg in der Relegation war nun aber das letzte Spiel des Angreifers - der 31-Jährige beendete mit dem Erfolgserlebnis seine aktive Laufbahn. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt die Galionsfigur auf die Zeit an der Herrnhüttestraße zurück.
Von Michael Watzinger
Tuspo-Galionsfigur Marc Schüller beendete mit dem Klassenerhalt seine aktive Laufbahn am Marienberg.
fussballn.de
Hallo Marc, mit dem Ablauf dieser Spielzeit beendest du nach 14 Jahren im Herrenbereich deine Spielerlaufbahn. Was waren die Hintergründe deiner Entscheidung?

Marc Schüller (31):
Ich würde sagen, dass es eine Kombination aus zwei Faktoren ist: Zum einen hatte ich während meiner Laufbahn immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen - die Ärzte haben mir teilweise schon vor Jahren gesagt, dass ich mit meinen Bändern und Sprunggelenken eigentlich keinen Fußball mehr spielen und doch eher eine sprunggelenkschonende Sportart praktizieren sollte. Ich habe in den letzten Jahren schon gemerkt, dass mir die Spiele vom Sonntag oftmals die ganze Woche über noch in den Knochen stecken– was wohl auch mit meiner Spielweise zusammenhängt. (lacht) Zum anderen sicherlich auch der Faktor Zeit. Meine Familie und meine Freundin mussten in den letzten Jahren immer damit leben, dass sie am Sonntag nicht mit mir rechnen können. Auch die Besuche bei meiner zweiten großen Liebe, dem FCN, bei dem ich seit 19 Jahren eine Dauerkarte habe, litten häufig darunter.

Mit 31 Jahren bist du dabei noch recht jung. Hast du keine Angst, deine Entscheidung später noch einmal zu bereuen?

Schüller:
Wenn ich an die jungen Gesichter unserer Mannschaft der abgelaufenen Saison denke, hat man sich mit fast 32 Jahren tatsächlich schon sehr alt gefühlt. Es ist auch keine Entscheidung, die mir leicht gefallen ist. Gerade wenn ich an unsere A-Jugendlichen denke, die wir im Laufe der Saison hochgezogen haben, schmerzt es schon ein wenig. Ihnen tut es gut, wenn sie auch ältere, erfahrenere Spieler im Team haben, an denen sie sich orientieren können. Den perfekten Zeitpunkt zum Aufhören gibt es selten. Für mich war es zum jetzigen Zeitpunkt eine Bauchentscheidung meine Laufbahn zu beenden, die sich momentan auch richtig anfühlt. Sicherlich wird das für mich alles erstmal eine große Umstellung. Zukünftig fällt mir dafür die Entscheidung zwischen Frankenderby und eigenem Spiel auf dem Sandplatz dann hoffentlich leichter. (lacht)

Marc Schüller (in rot, hier gegen die SGV Nürnberg-Fürth 1883) tauscht zukünftig das Frankenderby gegen die Spiele auf dem Sandplatz seines Tuspo Nürnberg.
fussballn.de

Du hast bekanntlich deine gesamte Laufbahn im Herrenbereich beim Tuspo verbracht. Was bedeutet dir der Verein?

Schüller:
Ausgebildet wurde ich von den Bambinis bis zur U17 beim Post SV Nürnberg, bei dem ich wirklich eine tolle Zeit hatte. Den Herrenbereich habe ich komplett beim Tuspo durchlaufen. Der Verein bedeutet mir natürlich sehr viel. Es herrscht ein großer Zusammenhalt, der auch abteilungsübergreifend spürbar ist. Wenn ich daran denke, was wir gemeinsam auf den Sonnwendfeiern oder beim Vereins-Eisstockturnier für eine Gaudi haben, das ist schon einzigartig. Ich werde dem Verein auf jeden Fall weiterhin die Treue halten und vielleicht auch irgendwann mal in anderer Funktion tätig werden.

Hast du im Laufe der Jahre nie über einen Vereinswechsel gedacht?

Schüller:
Das wäre für mich tatsächlich nur schwer vorstellbar gewesen und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass ich jemals mit diesem Gedanken überhaupt gespielt habe. Ich habe diesen Verein so in meiner DNA verankert und in mein Herz geschlossen, dass ich mich wahrscheinlich nur beim FCN in einem Trikot hätte sehen können - und dafür hat mein fußballerisches Talent dann wahrlich nicht gereicht. (lacht) Zudem konnte ich beim Tuspo über Jahre hinweg immer mit meinen engsten Freunden in einem Team spielen, was will man mehr!

Mann mit Tuspo-DNA: Marc Schüller (2.v.r.) trug im Herrenbereich ausschließlich das Trikot des Tuspo Nürnberg! Nach rund 14 Jahren ist am Saisonende aber Schluss für den Angreifer.
fussballn.de / Strauch

Was waren deine persönlichen Highlights während deiner Zeit beim Tuspo?

Schüller:
Da gibt es einige fußballerische, aber auch außersportliche Aktivitäten zu nennen. Klar, die Aufstiege, die ich mit der Mannschaft erleben durfte, waren natürlich Highlights. Ich erinnere mich da gerne an den Aufstieg aus der A-Klasse, als wir unter der Woche gegen Megas Alexandros zunächst sportlich und letztendlich auch nachträglich am Grünen Tisch - wegen eines Spielabbruchs kurz vor Schluss - gewonnen haben. Da haben wir das Sportheim so was von abgerissen, da habe ich heute noch ein schlechtes Gewissen.(schmunzelt) Aber auch die Aufstiege in die Kreisliga und zuletzt der Sieg in der Relegation und der damit verbundene Klassenerhalt waren für mich von großer Bedeutung. Aber auch das Organisieren einer DKMS-Typisierungsaktion, die wir im Rahmen einer Sonnwendfeier auf die Beine gestellt haben, war sensationell und soll nicht unerwähnt bleiben. Dort haben sich zahlreiche Menschen registrieren lassen und im Nachhinein ging aus dieser Aktion ein passender Stammzellenspender hervor, was mich nach wie vor sehr bewegt.

Du hast es gerade schon ein wenig angedeutet: In dieser Saison habt ihr nach einer bemerkenswerten Aufholjagd am Ende den Klassenerhalt feiern können, dabei sah es zwischenzeitlich schon düster aus. Hand aufs Herz: Hast du immer an den Erfolg geglaubt oder aber doch auch mal daran gezweifelt?

Schüller:
Die Zweifel waren auf jeden Fall vorhanden. Wir waren zum Ende der Hinrunde schon wirklich alle sehr frustriert und niedergeschlagen. Dass die Saison nicht einfach wird und wir mit Rückschlägen rechnen müssen, war uns zwar vor Saisonbeginn klar, aber letztendlich trifft es einen schon hart, wenn man in der Tabelle so tief unten drinsteht. Der Tabellenplatz war dann aber im Endeffekt auch das Resultat aus schlechter Trainingsbeteiligung und einem stets ausgedünnten Kader am Spieltag selbst. In dieser Zeit ist mir ehrlich gesagt auch die Lust und der Spaß am Fußball vergangen.

Wie geht man deiner Meinung nach am besten mit einer derart schwierigen Lage um?

Schüller:
Mir hat es immer geholfen, die Dinge anzusprechen und die Probleme gemeinsam als Team anzupacken. Den entscheidenden Aufschwung hierzu haben mir definitiv die Gespräche in der Wintervorbereitung mit unserem neuen Trainer Willi (Vasillios Skordas, Anm. d. Red.) gegeben. Mit seiner motivierenden Art hat er es geschafft, das Feuer in uns allen wieder zu entfachen. Er hat uns richtig heiß auf die Rückrunde gemacht!

Coach Vassilios Skordas brachte in der Winterpause den Glauben beim Tuspo Nürnberg zurück und machte das Team heiß auf die Rückrunde.
fussballn.de / Oßwald

Was waren aus deiner Sicht die wesentlichen Erfolgsfaktoren für die Wende?

Schüller:
Auf jeden Fall unsere A-Jugend-Spieler, die sich in den Dienst der Mannschaft gestellt haben und die Dinge auf dem Platz gemacht haben, die von ihnen verlangt wurden - ohne sie hätten wir die Klasse nicht gehalten! Aber auch als Mannschaft hatten wir richtig Lust darauf, im Verbund zu verteidigen und einfach das eine Tor mehr als der Gegner zu schießen. Wir haben uns in der Rückrunde auf die Grundtugenden Kampf, Leidenschaft und Wille berufen und konnten dadurch auch wieder Spiele erfolgreich bestreiten. Dass wir mit Steve Reinwand den meiner Meinung nach besten Torwart der letztjährigen Kreisliga zwischen den Pfosten hatten, war sicherlich auch nicht verkehrt. (schmunzelt)

Das letzte Spiel deiner Laufbahn endete mit einem 2:0-Sieg in der Relegation gegen die SG WIND, was den Klassenerhalt sicherstellte - der perfekte Abschied! Gib uns einen kleinen Einblick in deine Gefühlswelt bezogen auf die außergewöhnliche Situation!


Schüller: Der emotionale Part fing tatsächlich schon am letzten Spieltag gegen Veitsbronn an: Dass wir uns an diesem Tag überhaupt noch in die Relegation gerettet haben, war schon verrückt und hat uns natürlich gepusht. Dementsprechend motiviert sind wir das Relegationsspiel gegen WIND angegangen und wollten den Sack unbedingt in der ersten Relegationsrunde zumachen. Ich habe das auch richtig in der Kabine gespürt, dass jeder an diesem Tag das Ziel vor Augen hatte, unbedingt gewinnen wollte. WIND hatte dann jedoch die erste große Chance zur Führung, da ging mir dann schon ein bisschen die Pumpe. Im Gegenzug macht Niklas Killinger, einer unserer jungen Wilden, das Führungstor quasi im Alleingang. Ich persönlich musste mich - mal wieder - durch das halbe Spiel schleppen und konnte kaum rennen, da ich früh einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen hatte. Dass ich dann für das zweite Tor nur den Kopf hinhalten musste, kam mir dann sehr entgegen. Am Ende haben wir das Spiel emotional und mit viel Leidenschaft verteidigt und letztendlich auch verdient gewonnen. Nach dem Abpfiff waren die Emotionen natürlich direkt da, aber in mir hat mehr der Stolz über die erbrachte Leistung der gesamten Mannschaft überwogen als die traurige Tatsache, dass das mein letztes Spiel war. Die Feier mit der Mannschaft war dann ein krönender Abschluss dieser verrückten Saison!

Youngster Niklas Killinger (in rot) brachte den Tuspo im Relegationsspiel gegen die SG WIND (blau) in Führung und legte so den Grundstein zum Klassenerhalt. Galionsfigur Marc Schüller traf zum 2:0-Endstand und sorgte so selbst für ein Happy End zum Ende seiner Laufbahn.
Kai ten Kate

Mit dir bricht dem Tuspo nun ein echtes Urgestein und Leistungsgarant weg... Wie siehst du das Team zukünftig aufgestellt?

Schüller:
Es wird sicherlich in der nächsten Saison nicht einfacher werden. Man muss auch erwähnen, dass neben mir noch weitere Stützen wie Vincent Müller, Tim Kett, Chris Oppelt, Basti Stößel und Simon Seuling wegfallen beziehungsweise kürzertreten. Da brechen leider viele wichtige Eckpfeiler der Mannschaft auf einen Schlag weg. Ich bin aber überzeugt davon, dass es weiterhin der richtige Weg ist, auf die Jugend zu bauen. Daran sollte man ligaunabhängig unbedingt festhalten. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Abteilung, der Trainer und die Mannschaft mit dieser Situation umzugehen wissen.

Wer kann aus deiner Sicht in deine Fußstapfen treten, bezogen auf deine Position und als Galionsfigur?

Schüller:
Ich war ja immer eher der altmodische Stoßstürmer, der versucht die Bälle festzumachen, ab und zu mal richtig zu stehen und auch mal unangenehm für seine Gegenspieler zu sein - Grüße gehen raus. (lacht)

Seinen Gegenspielern machte Marc Schüller immer wieder das Leben schwer.
fussballn.de

Diese Art von Spielertyp hatten wir außer mir bisher nie im Team, daher wird sich zeigen, wer in diese Rolle hineinwachsen wird beziehungsweise möchte. Ich denke aber, dass die Mannschaft das auch im Kollektiv gut kompensieren kann und meine Rolle außerhalb des Fußballplatzes zukünftig vielleicht auf mehrere Schultern verteilt werden kann.

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Steckbrief M. Schüller

Marc Schüller
Alter
31
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Nürnberg
Nation
Deutschland
Größe
190 cm
Gewicht
90 kg
Starker Fuß
Rechtsfuß


Platzierung 2024/25

Pl.
 
Team
Sp
Tore
Pkt
11
28
35:39
32
12
28
33:61
27
13
28
35:63
27
14
28
42:52
27

Saisonbilanz M. Schüller

 
24/25
25
10
5
0
R
0
0
23/24
24
10
12
1
R
0
0
22/23
21
16
12
2
R
1
0
21/22
20
13
5
3
R
0
0
19/21
20
10
5
4
R
0
0
18/19
17
9
7
1
R
0
0
17/18
15
22
8
1
R
0
0
16/17
22
17
0
2
R
0
1
15/16
8
6
0
2
R
0
0
14/15
22
11
0
1
R
0
0
Gesamt
194
124
54
17
0
1
1

Bilanz 2024/25 M. Schüller

ST
Gegner
Erg.
Min
11
K
Nt.
1
R
 
0
0
0
 
-
4
R
 
0
1
0
-
5
R
 
0
0
0
 
-
7
R
 
0
0
0
-
8
R
 
3
1
0
 
-
10
R
 
1
2
0
 
-
11
R
 
0
0
0
 
-
13
R
 
0
0
0
 
-
14
R
 
0
0
0
 
-
15
R
 
0
0
0
 
-
16
R
 
0
0
0
-
19
R
 
0
0
0
 
-
20
R
 
0
1
0
 
-
21
R
 
1
0
0
 
-
22
R
 
0
0
0
 
-
23
R
 
0
0
0
 
-
24
R
 
0
0
0
 
-
25
R
 
0
0
0
 
-
30
R
 
1
0
0
 
-
Gesamt
-
 
10
5
0
 
-
Tuspo Nürnberg - Relegation
ST
Gegner
Erg.
Min
11
K
Nt.
Gesamt
-
 
1
0
0
 
-
Tuspo Nürnberg - Kreispokal
ST
Gegner
Erg.
Min
11
K
Nt.
Gesamt
-
 
0
0
0
 
-

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