Thomas Raßbach im Interview: Rücktritt vom Rücktritt? Schau'n mer mal! - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 04.06.2025 um 07:00 Uhr
Thomas Raßbach im Interview: Rücktritt vom Rücktritt? Schau'n mer mal!
INTERVIEW Nach 14 Jahren lief der Spielbetrieb im BFV-Kreis Nürnberg/Frankenhöhe erstmals nicht mehr unter der Regie des Kreisspielleiters Thomas Raßbach ab. Der 60-jährige Lehrberger hatte auf eigenem Wunsch die Doppelfunktion aufgegeben und fungiert seit vergangenem Jahr nur noch als Kreisvorsitzender. Im fussballn.de-Interview der Woche zieht Raßbach eine Bilanz und gibt einen Ausblick auf das, was doch noch kommen mag.
Von Marco Galuska
Thomas Raßbach ist seit der Saison 2024/25 nur noch als Kreisvorsitzender im Amt. Eigentlich wollte sich der Lehrberger im kommenden Jahr zurückziehen, eine Verlängerung erscheint mittlerweile aber wieder denkbar.
fussballn.de / Oßwald
Hallo Thomas, wie sehr musstest du gegen die weitere Ansprache als „Kreisspielleiter“ in der nun ablaufenden Saison ankämpfen oder haben sich die Vereine mittlerweile daran gewöhnt, dass du „nur“ noch der Kreisvorsitzende bist?

Thomas Raßbach (60):
Es ist tatsächlich schwierig. (lacht) Im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe gab es den Kreisvorsitzenden und Kreisspielleiter bisher nur in Personalunion, was ich persönlich auch für vernünftig erachte. Ich habe mich tatsächlich auch erst damit beschäftigen müssen, was Aufgabe des Kreisvorsitzenden und Aufgabe des Kreisspielleiter ist. Meine Vereine haben mich weitestgehend weiter mit Kreisspielleiter angesprochen – das habe ich halt dann kurz erläutert. 

Was hat sich für dich persönlich mit der Reduzierung im BFV-Ehrenamt, zeitlich und inhaltlich, geändert?

Raßbach:
Da muss ich kurz ausholen. Der Kreisvorsitzende ist für mich eine Person, die dem Kreis vorsteht, aber nicht die Aufgaben eines Kreisspielleiters, Kreis-Schiedsrichterobmanns oder Kreisjugendleiters übernimmt bzw. in deren Job reinredet. Das ist auch in der Satzung des BFV so geregelt. Interessant wird es nur, wenn es zu Problemen in den Ressorts kommt. Mein Kreis hat sich seit jeher durch die herausragende Zusammenarbeit und ein tiefes Vertrauen miteinander ausgezeichnet. Die Ressorts haben klasse Arbeit geleistet, sodass ich nur dann gefragt war, wenn ich mich vor meine Mitarbeiter und meine Vereine stellen musste. Insgesamt ist es daher deutlich ruhiger als in der Doppelfunktion. Insbesondere der Termindruck ist weg.

Welche Themen des Kreisspielleiters vermisst du am wenigsten bzw. am meisten?

Raßbach:
Ich war immer mehr Spielleiter als Kreisvorsitzender. Ich genieße die ruhigen Sonntagvormittage mit den oftmals kuriosesten Spielabsagen und vermisse natürlich speziell die gerade beginnende fünfte Jahreszeit im Fußball, die Relegation.

Einzig die Kreisligen wurden durch deinen Nachfolger Michael Graf neu betreut, ansonsten sind alle Gruppenspielleiter weiter am Ball geblieben. War das für dich die Bedingung, ein bestelltes Feld zu überlassen oder hattest du schlichtweg genug von der Spielleitung?

Raßbach:
Auf jeden Fall! Mein Abschied ist ja schon länger geplant gewesen. Meinen Spielleitern der ersten Stunde, ohne die ich den ehemals zerstrittenen Kreis niemals wieder einen hätte können, gebührt ewiger Dank für die Solidarität. Zwischenzeitlich haben wir auch aus Altersgründen etwas umstrukturiert und ein jüngeres, hochengagiertes Team gefunden, das die Traditionen des Großkreises weiterführt. Anders wäre ein Abschied für mich nicht vorstellbar gewesen.

Kreisspielleiter Michael Graf verabschiedete seinen langjährigen Vorgänger Thomas Raßbach (r.) anlässlich der Spielleitertagung der Kreisligen vor der Saison 2024/25.
fussballn.de

Was hat sich an der Kommunikation für dich geändert, seitdem du nicht mehr Kreisspielleiter und Kreisvorsitzender in Doppelfunktion bist?

Raßbach: 
Wenig, wie bereits erwähnt, überlasse ich den Ressorts ihre Tätigkeiten und diese haben ihre Arbeit absolut richtig gemacht. Da gab es tatsächlich nicht viel zu kommunizieren.

Bist du insgesamt zufrieden mit der zurückliegenden Saison bei den Herrenligen im Kreis?

Raßbach:
 Ich bin tatsächlich sehr zufrieden. Ich habe ja nicht mehr alle Statistiken parat, aber für mich war das ein eher ruhiges Jahr - kaum dass ich fort bin! (lacht)

Die Relegation im Kreis hat sich im Modus geändert, wurde in diesem Jahr nicht ausgelost, der Fahrplan steht grundsätzlich schon seit Wochen. Ein Fortschritt aus deiner persönlichen Sicht oder hat die Lostrommel doch ihren besonderen Reiz?

Raßbach:
 Nun gut, das gehört zu den Themen, die ich anders gemacht hätte. So eine Relegationsauslosung war für mich immer ein Highlight. Der Beginn der fünften Jahreszeit! Ehrlicherweise muss man aber auch gestehen, dass es da von Vereinsseite auch andere Meinungen gab. Die neue Spielleitung hat sich so entschieden und dann ist es auch gut so – oder sie passen es wieder an. Schau'n mer mal! (lacht)

Ab der kommenden Saison wird der Rahmenterminkalender der Kreise mit dem Bezirk angeglichen. War das nicht schon lange fällig?

Raßbach: 
Sagen wir mal so, meine persönliche Meinung ist da egal. Bei den Runden Tischen, die ich eingeführt habe, und die immer im Winterhalbjahr nach den Kreistagen stattgefunden haben, war es Wunsch der Vereine, unabhängig vom Bezirk zu spielen. An das hat sich der Kreis-Spielausschuss dann gehalten. Meine persönliche Meinung ist dieselbe, aber das spielt keine Rolle. Das sind Fragen, die die Vereine entscheiden. Und diese haben bei den Runden Tischen des neuen Kreis-Spielausschusses nunmehr anders entschieden.

Zuletzt war immer wieder von Spannungen zwischen Kreis und Bezirk zu hören. Haben sich die Wogen wieder geglättet?

Raßbach:
 Das Hauptproblem in der Zusammenarbeit ist oftmals eine mangelnde Kritikfähigkeit. Wenn man irgendwann, irgendwo bei irgendwas anderer Meinung war bzw. die Interessen der Vereine vertreten hat, dann wurde es oft auf die persönliche Ebene herabgestuft und man hat vergessen, dass es mir zumindest immer um die Sache ging. Mir ist immer wichtig, vor Beginn der Diskussion klarzustellen, dass es nichts Persönliches ist, ich aber an dem ein oder anderem Punkt einfach anderer Meinung bin. Das half tatsächlich meistens und man konnte sachlich diskutieren. Die Zusammenarbeit mit dem Bezirk gestaltet sich gerade aus diesem Grund eben schwierig. Es werden Dinge auf die persönliche Sache verschoben, und damit geht man an der Sache vorbei. Weiterhin beschäftigen wir uns viel zu viel mit organisatorischen Fragen, wie Protokollen, Form von Einladung und vergessen dabei den Spielbetrieb.

Was meinst du damit? 

Raßbach:
Der Bezirksvorsitzende ist laut Satzung zwar für Einhaltung derselbigen verantwortlich, aber diese regelt ausdrücklich, dass damit die Verantwortlichkeit der übrigen Mitglieder des Bezirks-Ausschusses nicht berührt werden. Damit bleibt klar der Kreisvorsitzende für seinen Bereich und beispielsweise der Bezirksspielleiter für seinen Bereich verantwortlich. Es ist sicherlich nicht böse gemeint, aber es ist eben nicht richtig, wenn man sich in diese Angelegenheiten einmischt. Wenn das dann meine Vereine und meine Mitarbeiter betrifft, reagiere ich äußerst sensibel. Was aber auch meine Aufgabe laut BFV-Satzung ist - und die werden sich dabei schon etwas gedacht haben. (schmunzelt)

Besonders die Bezirksliga-Relegation wurde zuletzt wieder zu einem immer mehr öffentlichen Zankapfel. 

Raßbach:
Hinsichtlich der Bezirksliga-Relegation trifft Vorgenanntes womöglich auch zu, das kann ich nicht beurteilen. Aber als Chef des Kreises Nürnberg/Frankenhöhe kann ich es nicht gutheißen, wenn in dieser Relegation meine Vereine, genauer gesagt die Tabellenzweiten der Kreisligen, vier Spiele in zehn Tagen haben. So etwas wäre früher unter Ludwig Beer oder Thomas Jäger undenkbar gewesen. Mein Kreisspielleiter hat diesem auch nicht zugestimmt. Ich habe daher sehr deutlich gegenüber dem Bezirksspielausschuss schriftlich zum Ausdruck gebracht, dass unser Kreis diesem gesundheitsgefährdenden Spielplan nicht zustimmt und auch jedwede Verantwortung hier von sich weist. Es gab genügend Zeit, dies ordentlich vorzubereiten!

Reibereien hat es auch in der Vergangenheit zwischen Kreis und Bezirk gegeben. Letztlich sollten ja vor allem die Vereine nicht unter Streitigkeiten bei ihrem Dienstleister leiden. Welche Lösungen siehst du?

Raßbach:
 Man kann zumindest keinem Mitarbeiter auf Bezirks- oder Kreisebene unterstellen, gegen die Vereine oder den BFV zu arbeiten. Da geben schon alle ihr Bestes. Aber manchmal ist eben gut gemeint noch lange nicht gut gemacht. Erfahrungen auf Spielleiterebene sind nur sehr schwer zu ersetzen oder brauchen viel Zeit und erfordern dann aber die bedingungslose Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den alten Hasen.

Seit dem vergangenen Verbandstag gab es einige, auch personelle Veränderungen an der Spitze und im Bezirk. Wie bewertest du die Entwicklung im BFV?

Raßbach: 
Die Entwicklung sehe ich tatsächlich als problematisch. Wir hatten einiges an Veränderungen und es ist zu erwarten, dass es auch im kommenden Jahr bei den anstehen Neuwahlen weitere Veränderungen geben wird. Mein Wunsch ist es, dass wir uns wieder primär um den Fußball und den Spielbetrieb kümmern. Da muss man auch mal Fünfe gerade sein lassen und Satzung und Spielordnung pro Verein interpretieren. Mit unserem neuen Präsidenten Dr. Kern habe ich zumindest den Eindruck, dass er genau dieses lebt.

2026 steht der nächste Kreistag an. Kandidiert Thomas Raßbach doch wieder als Kreisvorsitzender?
fussballn.de / Schlirf

Im kommenden Jahr ist Wahljahr beim BFV. Bleibt es beim Plan, dass du dann auch nicht mehr für den Posten als Kreisvorsitzender Nürnberg/Frankenhöhe kandidieren wirst?

Raßbach:
Das ist aktuell schwierig zu beantworten. Die Gegebenheiten im Kreis und im Bezirk haben sich verändert. Genau deshalb sehnen sich viele Vereine nach mehr Beständigkeit und einer eher "klassischen" Führungsweise. Der Ruf nach Persönlichkeiten wie Thomas Jäger oder mir wird daher zunehmend von Vereins- und Funktionärsseite lauter. Ich habe meine persönliche Lebensplanung bereits mehrfach offen dargelegt – doch Familie lässt man nicht im Stich, weder im privaten Umfeld noch im Ehrenamt. Schau'n mer mal!

Abschließend: Wenn du einen Wunsch für den Amateurfußball frei hättest. Wie würde die Erfüllung dazu aussehen?

Raßbach:
 Einen Wunsch für den Amateurfußball kann ich nicht äußern, dazu ist dieser Bereich zu groß. Einen Wunsch für den Fußball auf Kreisebene kann ich aber gerne äußern. Hier möchte ich unseren ehemaligen Präsidenten Dr. Koch zitieren, der einmal sinngemäß gesagt hat, dass er den Fußball auf Kreisebene den Kreisen überlässt in dem Bewusstsein, dass keiner die Besonderheiten seines Kreises besser kennt als der Verantwortliche vor Ort. Die mögen in Nürnberg/Frankenhöhe anders sein wie im Kreis Zugspitze, können aber auch schon in der Frankenhöhe anders sein wie in Nürnberg. Er hatte damals das Vertrauen in die Kreisverantwortlichen. Es wäre schön, wenn das auf Verbandsebene, aber insbesondere auf Bezirksebene, auch wieder einkehren würde.

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Steckbrief T. Raßbach

Thomas Raßbach
Alter
60
Wohnort
Lehrberg
Nation
Deutschland


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