4 Jahre und 2 Monate Gefängnis: Der Wohltäter entpuppte sich als großer Betrüger - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 15.11.2022 um 15:30 Uhr
4 Jahre und 2 Monate Gefängnis: Der Wohltäter entpuppte sich als großer Betrüger
36.000 Tests wurden in seinen Corona-Teststellen erfunden und falsch abgerechnet, zudem machte er sich des Subventionsbetrugs in sechsstelliger Höhe schuldig, dafür wurde Okcan T. (34, bekannt im hiesigen Amateurfußball) als Haupttäter ermittelt und mittlerweile rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und zwei Monaten verurteilt. Sein 31 Jahre alter Mittäter muss für drei Jahre und fünf Monate in Haft.
Von Marco Galuska
Ende Oktober wurde der im hiesigen Amateurfußball bekannte Okcan T. vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und zwei Monaten verurteilt.
fussballn.de / Oßwald
Wie perfide die Geschichte des Betrugs ist, wird erst deutlich, wenn man diese von Beginn an nachzeichnet. Und es erklärt auch, was eine Verurteilung vor einem ordentlichen Gericht auf einem Amateurfußballportal zu suchen hat, wo sich die Urteile doch sonst innerhalb des Radius der Sportgerichtsbarkeit von Geldstrafen, Spielwertungen, Sperren bis maximal zum Punktabzug bewegen.

Ende April 2021 kam der damals 33-jährige Kreisliga-Kicker, der sich als ausgezeichneter Fußballer, aber auch durch seine vielen Vereinswechsel in seiner Vita einen Namen in der Szene gemacht hatte, auf fussballn.de zu, um von seinem neuen Vorhaben abseits des Sportplatzes zu berichten. Fünf Corona-Teststationen eröffnete er ab Mai 2021 in Nürnberg. Sein Bruder hatte bereits Teststationen in Hof und Erlangen eröffnet und Okcan T. sah darin einen Antrieb, selbst tätig zu werden, wie er damals erklärte: "Durch sein Engagement wurde mir schnell deutlich, dass das die Art von Hilfe sein soll, die auch ich anbieten möchte." Und weiter: "In erster Linie geht es uns darum, unseren Teil in dieser schwierigen Lage beizutragen. Wir wollen den Menschen etwas zurückgeben und dabei mithelfen, möglichst schnell zu einer gewissen Normalität zurückkehren zu können."

"Ausgebuffter Betrüger"

Die Nürnberger Nachrichten bezeichnen Okcan T. mittlerweile als "ausgebufften Betrüger", nachdem sich dieser dem Medienhaus gegenüber noch in der Anfangszeit seiner bekannt gewordenen Tätigkeit als Betreiber diverser Corona-Teststationen in einem Interview echauffierte, dass es Unternehmen gebe, die ihre Corona-Tests nicht ehrlich abrechnen würden. Er könne nicht nachvollziehen, wie andere Unternehmer diese Situation so ausnutzen würden. "Das trifft jetzt auch andere Zentren, die immer transparent und ehrlich abgerechnet haben", sagte T. dort Ende Mai 2021.

Angeklagter mit Verteidiger: Letztlich wurde gegen das Urteil von vier Jahren und zwei Monaten nicht mehr in Revision gegangen.
fussballn.de / Oßwald

Doch im Herbst 2021 wendete sich das Blatt und die Anzeichen verdichteten sich, dass sein Fingerzeig auf die "schwarzen Schafe" wohl vor einem Spiegel stattfand: In einer Pressemeldung teilte die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) im November 2021 mit, dass im Raum Nürnberg ein 34-jähriger Betreiber von Corona-Teststationen seit Mitte Oktober 2021 in Untersuchungshaft sitzt, weil er deutlich mehr Tests abgerechnet haben soll als durchgeführt wurden.

Es blieb erst einmal ruhig um Okcan T., ehe Ende September 2022, fast ein Jahr nach der Festnahme, der Prozess vor der 12. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth begann - als einer der beiden Betreiber von zwölf Corona-Teststationen wurde er wegen mehrfachen gewerbsmäßigen Abrechnungsbetruges angeklagt. Eine Mitarbeiterin stand wegen Beihilfe zu diesen Taten ebenfalls vor Gericht.

Neben den rund 36.000 erfundenen Corona-Tests, die laut Anklageschrift einen Schaden von 437.000 Euro verursacht hatten, wurde speziell Okcan T. auch noch dafür angeklagt, dass er durch falsche Angaben finanzielle Unterstützung in Höhe von 140.000 Euro aus Corona-Hilfsprogrammen erwirkt hatte, obwohl eine Prüfung ergab, dass der Geschäftsbetrieb dazu in fünf Fällen längst eingestellt war. Auch für die angemeldete Sportagentur zur Spielervermittlung wurden falsche Angaben gemacht, um Hilfszahlungen zu erschleichen.

Geständnis brachte mildernde Umstände

Im Prozess hatten alle drei Angeklagten die Taten gestanden, Okcan T. sich dabei als Haupttäter bekannt. Dies gab im Urteil mildernde Umstände, nachdem zwischen der Vorstellung der Verteidigung und der Forderung seitens der Anklage eine Bandbreite von drei bis sechs Jahren im Raum stand.

Am 21. Oktober 2022 wurde schließlich das Urteil gesprochen. Okcan T. wurde wegen Betrugs zu vier Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt, sein 31 Jahre alter Mittäter erhielt eine Strafe von drei Jahren und fünf Monaten. Die 33 Jahre alte Angeklagte wurde wegen Beihilfe zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Das Urteil ist mittlerweile rechtskräftig.

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