Das Hinspiel der ersten Runde um die Teilnahme an der Landesliga Nordwest fand unter ungünstigen Vorzeichen statt. Nicht nur waren sowohl der TSV Breitengüßbach, als auch der SV Friesen zuletzt alles andere als gut in Form und verloren jeweils mehrfach zum Saisonende, auch das Personal bereitete beiden Teams Sorgen. Bei den Güßbachern musste Trainer Tobias Eichhorn dabei auf mehrere Urlauber und den gesperrten Lukas Schuberth verzichten. Dem Interims-Duo Frank Fugmann, der selbst auf der Bank Platz nahm und Holger Geiger fehlten gleich neun potentielle Stammspieler, allesamt verletzt oder im Urlaub. Dennoch wollten sich beide Seiten für das Rückspiel in Friesen am Sonntag, den 4. Juni, in eine möglichst gute Ausgangslage bringen - und warfen dabei alles rein, was sie hatten. Leider setzte sich auch der Relegationstrend fort, dass das Spiel wegen Besucherandrangs verspätet angepfiffen werden musste. Das Warten lohnte sich für die knapp 650 Zuschauer allerdings voll und ganz.
Augen immer auf deN Ball: Breitengüßbachs Walter Epp.
Benedikt Günther
Von Anpfiff an liefen beide Mannschaften unermüdlich den Platz auf und ab. Hohes Pressing und intensive, aber faire Duelle um den Ball waren dabei ständig zu sehen. Und der leidenschaftliche Einsatz wurde bei den Gästen aus Friesen umgehend belohnt. Tim Hergenröther konnte von seiner rechten Seite ungestört flanken, der Ball bereitete der Güßbacher Abwehr um Walter Epp allerdings gehörige Probleme. Der bärenstarke Rico Nassel setzte dann im Strafraum entschieden nach und versenkte das Leder mit der ersten Aktion direkt im Tor (4.). Der TSV hatte anschließend keine Zeit, sich von diesem Schock zu erholen. Während man versuchte, spielerisch nach vorne zu kommen, verlor ein Güßbacher den Ball an Thomas Gerold, der mit dem Spielgerät nach vorn marschierte, das Auge für den völlig frei stehenden Noah Schorn hatte und einen perfekten Pass in dessen Lauf spielte. Der Friesener Top-Scorer (14 Tore, 8 Assists) blieb halbrechts vor dem Tor ganz cool und vollendete abgezockt aus gut 15 Metern - 0:2 nach gerade einmal sieben Minuten. Den Güßbacher Bemühungen allerdings tat der frühe Rückstand keinen Abbruch - zu keiner Sekunde gab sich die Eichhorn-Truppe auf, sondern setzte alles daran, in die Partie zu kommen. Bis zur nächsten Chance dauerte es dann zwar ein wenig, dafür war diese fast schon eine 100%ige. TSV-Kapitän Jonas Hummer spielte einen überragenden Ball in den Strafraum der Gäste, wo Felix Hegenwald seinem Gegenspieler entwischt war. Sein Abschluss wurde in letzter Sekunde noch zur Ecke gelenkt (20.). In der Folge hatte der TSV etwas mehr Ballbesitz und stand sicher, war aber nach vorne nicht kreativ genug. Den Gästen dagegen genügte oft eine Einzelaktion, um gefährlich vor das Tor von Dietmar Schmuck zu kommen. Nach etwa einer halben Stunde wurde es dann kurios: Ein Distanzschuss von Louis Bachinger flog an Schmuck vorbei und donnerte an den Querbalken. Zwei Friesener setzten sofort nach und hatten keine Gegenspieler mehr vor sich, als Schiri Raßbach auf das Signal seines Assistenten reagierte und auf den Mittelkreis zeigte: Der Ball war bereits beim Schuss von Bachinger über der Linie gewesen (31.) - es stand also bereits 0:3. Und für den TSV kam es anschließend noch dicker: Ein weiterer eigener Angriff wurde gestoppt, anschließend ließ Raßbach korrekterweise Vorteil für die Gäste laufen. Hergenröther spielte von rechts einen überragenden langen Ball auf Nassel, der diesen mitnahm, den herauseilenden Schmuck umlief und ganz cool zum 0:4 einschob (39.). Mit diesem Stand ging es anschließend in die Kabine. Bis auf die Hegenwald-Chance hatten die Gastgeber es extrem schwer, kamen kaum nach vorn und hatten oft Schwierigkeiten, den überragenden Einzelakteuren der Friesener den Ball abzunehmen.
Im Mittelfeld ging es intensiv in die Zweikämpfe, wie hier bei Jonas Hümmer (Mitte) und Louis Bachinger.
Benedikt Günther
Für die zweite Hälfte war klar: Es bräuchte ein mittelgroßes Fußballwunder, um die Partie noch zu drehen. Eine bessere Ausgangslage für das Rückspiel zu erreichen war aber definitiv im Bereich des möglichen und genau mit dieser Mentalität kam der TSV aus der Pause. Die Schwarz-Gelben zeigten sich kombinationsfreudig und fanden Lücken in der bis dato unüberwindbaren Gästeabwehr. Besonders Felix Hegenwald bereitete seinen Gegenspielern jede Menge Probleme. So tauchte der Linksaußen in der 50. Minute auf einmal völlig frei im Strafraum auf, wo ihn eine Flanke perfekt erreichte. Sein Abschluss war anschließend jedoch viel zu schwach und landete direkt in den Armen von Gäste-Keeper Tobias Bauerschmidt, der bis dahin nahezu beschäftigungslos geblieben war. Wenig später meldete sich auch TSV-Kapitän Jonas Hummer erstmals wirklich in der Partie an, sein Distanzschuss ging aber deutlich über den Kasten (54.). Dennoch merkte man, dass die Güßbacher Blut geleckt hatten und kamen immer besser ins Spiel. Dabei war es fast immer Felix Hegenwald, der den Platz auf und ab rannte, robust in die Zweikämpfe ging und selbstbewusst aufspielte. Seine Leistung belohnte er schließlich in der 57. Spielminute, als er eine Kopie seiner vorherigen Großchance mit besserem Ausgang vollenden konnte. Nach wunderbarer Herl-Flanke von rechts genügte ein Kontakt, um den Ball aus kurzer Distanz über die Linie zu drücken. In der Folge wurde die Partie chancenärmer. Es wurde auch deutlich, dass die intensive Spielweise langsam ihren Tribut forderte. Besonders die Friesener konnten ihr hohes Tempo aus Durchgang eins nicht mehr aufrecht erhalten. Nach 76 Spielminuten war dann auch Schluss für Doppelpacker Rico Nassel: Trainer Frank Fugmann ging selbst mit aufs Feld und sorgte mit seiner Erfahrung für einen ruhigeren Spielaufbau. Fugmann und der ebenfalls eingewechselte Florian Renk prüften im Verlauf der Schlussphase jeweils Dietmar Schmuck mit satten Schüssen, der Güßbacher Goalie verhinderte aber eine höhere Gäste-Führung. Auch in der 86. Minute war Schmuck zur Stelle, als der starke Noah Schorn eine Kombination aus Flanke und Schuss von rechts aufs lange Eck zirkelte und der Keeper den Ball noch gerade so herausfischen konnte. In der Nachspielzeit - viele Zuschauer waren bereits auf dem Weg zum Ausgang - kam der TSV tatsächlich noch zu seinem zweiten Treffer. Aus dem Nichts landete ein langer Ball bei Thomas Bayer, der diesen festmachte und präzise auf Herl durchsteckte. Dieser blieb ganz ruhig und versenkte das Leder im Tor. Bayer selbst kam wenig später auch noch einmal gefährlich zum Abschluss, Bauerschmidt war dabei aber zur Stelle und verhinderte Schlimmeres (90.+3.). Sekunden später pfiff Thomas M. Raßbach die Partie ab.
Der TSV hatte in Halbzeit eins meist wenig Zugriff auf die Friesener um Louis Bachinger.
Benedikt Günther
Die 650 Zuschauer in Breitengüßbach sahen ein gutes Fußballspiel mit viel Einsatz und Siegeswille auf beiden Seiten. Die Gäste profitierten von anfänglichen Unsicherheiten beim TSV und nutzten ihre Chancen eiskalt aus. Auch in der Höhe war die Halbzeitführung von 4:0 absolut verdient, da der SV Friesen dank überragender Leistungen seiner Offensivspieler jede Chance nutzte, die sich ihnen bot. Bei dieser Effizienz wurde der Ligenunterschied auch deutlich. Der harmlose TSV fing sich dann nach der Pause merklich, kam immer öfter vor der gegnerische Tor und hatte auch Nassel und Schorn auf einmal gut im Griff, wofür sich hauptsächlich Walter Epp, der in Durchgang zwei alles abräumte, was ging, verantwortlich zeigte. Dank beherzten Einsatzes und Willenskraft erkämpften sich die Gastgeber zwei ebenfalls verdiente Tore und konnten so die eigene Ausgangslage noch ein wenig aufbessern. Vor dem Rückspiel am 4. Juni hat der SV Friesen allerdings noch immer die besseren Karten, vor allem auch deshalb, weil man dann den Heimvorteil hat.
Spielbericht eingestellt am 01.06.2023 23:19 Uhr