Artikel vom 12.01.2023 17:30 Uhr
Auftakt zur Kampagne "Ehrensache Sportplatz" im ClubHaus.
Am Mittwochabend, 11.01.23, fiel im ClubHaus im Zuge einer Diskussionsrunde der Startschuss für „Ehrensache Sportplatz“. Im Zuge der neuen Haltungskampagne bündeln der 1. FC Nürnberg und Community-Partner Sparkasse Nürnberg, das Amateurfußballportal fussballn.de und der Bayerische Fußball-Verband zwischen Januar und März ihre Kräfte, um für einen respektvolleren Umgang miteinander auf und neben dem Rasen zu werben.
Von
PM FCN / fussballn.de / Sparkasse Nürnberg
Kernpunkte und Ziele von „Ehrensache Sportplatz“ sind die Erarbeitung
einer „Sportplatz-Etikette“ und die Gewinnung neuer Schiedsrichter*innen, um dem starken
Schiedsrichterschwund in den vergangenen beiden Jahrzehnten in Bayern und Nürnberg
entgegenzuwirken.
Die Zahlen im Schiedsrichterwesen sind
alarmierend: Seit dem WM-Sommermärchen 2006 hat sich die Zahl aktiver Schiedsrichter*innen
in Deutschland von knapp 80.000 auf 44.000 verringert. In Bayern sank die Zahl
aktiver Schiedsrichter*innen seit der Jahrtausendwende um fast 30 Prozent.
Hauptgrund dafür sind in erster Linie Anfeindungen durch Spieler*innen, Betreuer*innen,
Fans und Zuschauer*innen auf Amateursportplätzen bis hoch in die 1. und 2.
Bundesliga. Fast monatlich machen unerfreuliche Zwischenfälle in den Medien
deutschlandweit Schlagzeilen. Die Tatsache, dass die meisten
Schiedsrichter*innen ein Ehrenamt an der Pfeife ausüben, lässt diese
Entwicklung noch bedenklicher erscheinen. Der 1.
FC Nürnberg, die Sparkasse Nürnberg, das Amateurfußball-Portal fussballn.de, und
der Bayerische Fußball-Verband
mit der Schiedsrichtergruppe Nürnberg wollen mit „Ehrensache Sportplatz“ deutlich machen: „Schiris sind keine Pfeifen“!
Dr. Sven Laumer, Vorsitzender des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses Bayern, erklärte auch anhand aktueller Zahlen die Probleme im Schiedsrichterwesen.
Sportfoto Zink
„Wir haben Probleme im Nachwuchsbereich. Die
Hälfte der Spiele in Bayern wird von Schiedsrichter*innen geleitet, die über 60
Jahre alt sind. Doch der Verband sind wir alle! Man muss sich also gemeinsam
die Frage stellen: Wollen wir so miteinander umgehen?“, meint Dr. Sven Laumer, Vorsitzender des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses Bayern. Auch die Schiedsrichtergruppe Nürnberg hat in den letzten Jahren mit einem
starken Mitgliederschwund zu kämpfen: Im Kreis Nürnberg-Frankenhöhe reduzierte
sich die Zahl aktiver Schiedsrichter*innen seit 2014 von 870 auf 621. Das entspricht einem Minus von 28,6 Prozent.
Kräfte bündeln für ein sportliches Miteinander
„Die Sparkasse Nürnberg steht für Werte wie Fairness und
einen respektvollen Umgang miteinander und ist als langjähriger Partner von
weit über 100 regionalen Breitensportvereinen aus Überzeugung einer der
Initiatoren und Treiber der Kampagne Ehrensache Sportplatz“, sagt Benjamin
Jung, Sportreferent der Sparkasse Nürnberg.
Benjamin Jung erläuterte nicht nur seine Sichtweise als Sportreferent der Sparkasse Nürnberg, sondern auch die des langjährigen Hobbykickers.
Sportfoto Zink
„Als langjähriger enger
Begleiter des Amateurfußballs haben wir die Entwicklung im Schiedsrichterwesen
direkt verfolgen können. Wir wollen mit der Kampagne unseren Beitrag leisten,
Akteure im Fußball für ihre Rolle zu sensibilisieren und nachhaltig miteinander
zu verbinden. Im Zusammenspiel mit unserem Partner Sparkasse Nürnberg, dem Club als großes
Aushängeschild vor unserer Haustüre und dem BFV bündeln wir unsere Kräfte im
Sinne des Sports“, so Marco Galuska, Inhaber von fussballn.de, zur Rolle seines
Amateurfußballportals im Rahmen der Kampagne, aus der auch erstmals das Produkt
einer „Sportplatz-Etikette“ hervorgehen wird.
„Wir sitzen alle im gleichen Boot“
In zwei Gesprächsrunden wurden bei der Auftaktveranstaltung am
Mittwochabend im ClubHaus von „Ehrensache Sportplatz“ die
unterschiedlichen Perspektiven im Amateur- und Profifußball an einen Runden
Tisch gebracht: Schiris, Trainer*innen, Spieler*innen, Funktionäre und Fans.
Gemeinsam wurden die Probleme im Umgang miteinander auf und neben dem Sportplatz identifiziert
und diskutiert. Die Schiris gaben den „Anpfiff“: Kenny Abieba, 24-jähriger
Regionalliga-Schiedsrichter des KSD Hajduk Nürnberg, hob hervor: „Eine gepflegte Kommunikation hilft viel:
Es muss ein Miteinander und kein Gegeneinander am Sportplatz sein!“ Hermann Hempel,
Schiedsrichter-Urgestein des TSV Johannis 1883 Nürnberg, warb für mehr
Verständnis für Schiedsrichter und ergänzte: „Die Mannschaften müssen sich
ebenfalls sportlich verhalten. Wir sitzen alle im gleichen Boot! Der
Schiedsrichter gibt sein Bestes, aber er hat in den unteren Ligen keine
technische und personelle Hilfe. In der Kreisklasse pfeift ein
Kreisklassen-Schiri, das berücksichtigen Zuschauer und Spieler leider meist
nicht.“ Angelika Söder, FIFA-Schiedsrichterin für den TSV Ochenbruck, betonte
jedoch gleichwohl: „Vieles kommt beim Fußball aus der Emotion heraus. Das muss
man als Schiri auch einzuschätzen wissen.“
Ugur Cankaya (rechts) und Felix Steinbach (links) brachten einige Aspekte zur Kampagne auf den Punkt.
Sportfoto Zink
Spieler und Vereine nahmen in der zweiten Gesprächsrunde
„den Ball auf“: Ugur Cankaya, Vorstandsmitglied vom SV Eyüp
Sultan Nürnberg und Jugendtrainer beim Post SV Nürnberg, betont im Hinblick auf
ein respektvolles und faires Miteinander auf dem Sportplatz vor allem die
Fähigkeit zur Selbstreflexion: „Das eigene Auftreten ist
wichtig: So wie man in den Wald hineinruft, schallt es auch wieder heraus!“
Auch Dieter Frey, Leiter Strategie und Ausbildung U16 bis U19 des NLZ beim 1. FC Nürnberg und
langjähriger Bundesliga-Profi, nahm an der Diskussion teil und drückte ein
Gefühl aus, dass viele Aktive, Betreuer*innen und Fans seit Jahren umtreibt: „Diskussionen
auf dem Platz nerven uns alle, das will eigentlich keiner mehr sehen. Wir
müssen uns mehr trauen, Grenzen zu setzen.“ Felix Steinbach, Anwalt für
Sportrecht und Fußball-Abteilungsleiter des TSV Falkenheim Nürnberg, machte
deutlich: „Schiris sind Bestandteil des Spiels und der Sportplatz ist kein rechtsfreier
Raum!“
Diskussionsabend im
ClubHaus als Startschuss für die „Sportplatzetikette“
Auch der BFV-Kreisvorsitzende Nürnberg/Frankenhöhe
Thomas Raßbach sowie Club-Aufsichtsrätin Sandra Hummel ließen sich die Diskussionsrunde
als interessierte Zuhörer*innen nicht entgehen. Trotz
vieler guter Ansätze und Vorschläge ist die Ideensammlung für die Sportplatz-Etikette
keineswegs abgeschlossen. Die Initiatoren von Ehrensache Sportplatz rufen alle
am Fußball beteiligten Menschen auf, sich bis 22.01.2023 aktiv in die
Erstellung eines gemeinsamen „Regelwerks neben dem Regelwerk“ einzubringen. Wer sich beteiligen möchte,
kann das unkompliziert per E-Mail an unserclub@fcn.de, info@fussballn.de oder clubcommunity@sparkasse-nuernberg.de tun.
Die Kernthemen aller
Einsendungen und Ergebnisse aus dem Runden Tisch werden dann in der „Sportplatz-Etikette“ festgehalten.
Damit möchten Club, Sparkasse Nürnberg, fussballn.de und BFV allen am Fußball beteiligten
Menschen in der Region ein Leitbild für einen fairen und respektvollen Umgang
bei künftigen Fußballspielen geben – und sich gemeinschaftlich darauf verpflichten. Am 25. Januar 2023 geht
es zur gemeinsamen, symbolischen Unterzeichnung der „Sportplatz-Etikette“ erneut ins ClubHaus.
Schnupperworkshop und kostenloser Schiedsrichter-Sonderlehrgang: Ran an die Pfeife
Um dem
starken Schiedsrichterschwund in den vergangenen beiden Jahrzehnten entgegenzuwirken,
werden ein Schiedsrichter-Schnupperworkshop
und ein Schiedsrichter-Sonderlehrgang unter dem
Motto "Ran an
die Pfeife“ zentraler Bestandteil von „Ehrensache Sportplatz“. Im
einzigartigen Fußball-Ambiente des Club-Sportgeländes am Valznerweiher bieten
wir allen Interessierten am 22.
Januar 2023 einen Schiri-Schnupperworkshop an, bei dem man
sich unverbindlich informieren und sogar selbst als Unparteiische(r)
ausprobieren kann.
Wer nach dem
Schnupperworkshop vom Schiedsrichterwesen begeistert ist oder sowieso schon
länger mit dem Gedanken gespielt hat, sich zum/zur Schiedsrichter*in ausbilden
zu lassen, kann sich über die Community-PlattformUnserClub.de zu
einem hybriden Sonderlehrgang des BFV zwischen 4. und 18. Februar anmelden. Die normalerweise anfallenden Lehrgangsgebühren in Höhe von 50 Euro
übernimmt die Sparkasse Nürnberg für alle Teilnehmer*innen des ClubCommunity-Schiri-Lehrgangs.
Ehrensache Sportplatz ist eine gemeinsame Kampagne der Sparkasse Nürnberg, des 1. FC Nürnberg, fussballn.de und des Bayerischen Fußball-Verbandes.
fussballn.de
Weitere Infos zu „Ehrensache Sportplatz“ gibt es auf der Community-Plattform UnserClub.de