Unglücklicher hätte es für den TSV Lengfeld in den letzten Wochen nicht laufen können. Nach dem Sieg gegen Heimbuchenthal – dem späteren Meister – schien alles für den Titelgewinn der Rotschwarzen bereitet. Mit Schweinheim und Marktbreit-Martinsheim warteten zwei Kontrahenten, für die es um nichts mehr ging. Doch der Schein trog und die Lengfelder verloren unerwarteterweise beide Partien. Zwei schwere Rückschläge für die Elf von Michael Hochrein, die den TSV nun in die Relegation brachten, in der mit Viktoria Kahl ein sehr unangenehmer Gegner wartete. Nicht nur, weil die Aschaffenburger sehr robust und körperbetont spielen, sondern auch, weil sie mit breiter Brust in den Würzburger Stadtteil reisten. Denn die Viktoria hatte nur knapp den Klassenerhalt in der Landesliga verpasst und zuvor vor allem gegen die meisterliche Schweinfurter Reserve ihre Tauglichkeit nachgewiesen. Dennoch war Lengfelds Übungsleiter Michael Hochrein im Vorfeld frohen Mutes, den Aufstieg doch noch zu realisieren. Dabei musste er zunächst aber auf Dominik Heckelmann und Artem Magel verzichten, die zunächst auf der Bank Platz nahmen.
Gegen Kahl Manuel Krapp ist für Lengfelds Moritz Vollmer kein Durchkommen.
Alexander Rausch
Doch die personellen Wechsel störten die Gastgeber zunächst wenig. Trotz der schweren Rückschläge der vergangenen Wochen und der verpassten Meisterschaft wirkten die Gastgeber sehr fokussiert und konzentriert. Auch von der ersten guten Möglichkeit Enrico Puglisis, die Roman Kölbl gerade noch entschärfte, ließen sich die Hausherren nicht aus dem Konzept bringen und übernahmen nach Dominik Witzels Freistoß, der in der Mauer hängenblieb, das Kommando. Dabei spielten die Lengfelder immer wieder ihre fußballerische Überlegenheit aus und fanden meist den starken Igor Mikic. Nach einem Lattenknaller Tim Schedels wäre der Angreifer auch zur Stelle gewesen, doch das gute Schiedsrichtergespann um Alexander Arnold sah Mikic in der verbotenen Zone (14.). Zwei Minuten später war es erneut Schedel, der Kahls Schlussmann Thomas Rumel prüfte. Den Abpraller jagte Kevin Markert in die Wolken. Die Gastgeber, immer wieder angetrieben von Michael Hochrein und den knapp 400 Zuschauern, setzten die Aschaffenburger unter Dauerdruck und Mikic belohnte den formidablen Auftritt der Seinen. Nach einem Schnittstellenpass Kevin Markerts überwand der Stürmer FC-Keeper Rumel und stellte auf ein 1:0. In der neu entfachten Euphorie hätte er wenig später sogar das zweite nachlegen müssen, doch sein Lupfer landete auf dem Tornetz (25.). Die Kahler hatten zwar mit der Lengfelder Offensive große Probleme, zeigten sich aber davon unbeeindruckt und hätten nach 28 Minuten ausgleichen müssen. Nur Kölbls starkem Reflex gegen Lucas Goras Schuss aus drei Metern verhinderte zunächst den Gegentreffer. Den dieser sollte dann nach der darauffolgenden Ecke fallen, die James-Joseph Hammond unglücklich ins eigene Netz köpfte. Für Lengfeld schien in dieser Phase alles zusammen zu kommen, denn zuvor musste bereits Abwehrchef Andreas Jazev verletzungsbedingt das Feld räumen. Für ihn rückte Jeremias Hofmann in die Innenverteidigung und der eingewechselte Artem Magel auf den Flügel. Eine Umstellung, die die zuvor schon wacklige TSV-Defensive in der Folge natürlich nicht stabiler machte. Dennoch schafften es die Rotschwarzen bis zur Seitenwechsel, die bissigen und zweikampfstarken Gäste vom eigenen Tor wegzuhalten. Allerdings war auch die Lengfelder Offensivmaschinerie ins Stocken geraten, so dass es mit dem Remis in die Halbzeitpause ging.
Lengfelds Jeremias Hofmann rückte nach Andreas Jazevs Verletzung in die Innenverteidigung und musste – wie hier gegen Kahl Lukas Smith – mehrmals in höchster Not klären.
Alexander Rausch
Mit neuem Mut starteten die Gastgeber dann in den zweiten Durchgang und setzten sofort wieder offensive Akzente. Nach einem Doppelpass mit Artem Magel traf Kevin Markert das Leder nicht richtig (48.). So war es wieder Mikic, der mittig vor dem Tor den zweiten Treffer auf dem Fuß hatte, aber das Leder in den Fangzaun jagte (51.). Das hätte die erneute Führung sein müssen. Kurz darauf köpfte er zu zentral aufs Kahler Gehäuse und Rumel war zur Stelle (54.). Lengfeld zeigte weiterhin einen guten Auftritt, musste in der Folge aber dem hohen Tempo etwas Tribut zollen und gönnte den Gästen damit eine kleinere Verschnaufpause. Nach zwar weiter intensiven, weil von Zweikämpfen geprägten, aber ereignislosen Minuten begann die Schlussviertelstunde mit einem Paukenschlag. Thomas Popp klärte an der Strafraumkante den Ball nicht, Lukas Smith luchste ihm denselben ab und zwang Roman Kölbl zu einer weiteren Glanztat (76.). Die eingewechselten Smith und Fabio Sanchez waren es auch, die kurzzeitig frischen Wind in das Kahler Angriffsspiel brachten. Denn ein Sanchez-Flankenwechsel landete bei Puglisi, der den völlig freien Smith am Fünfmeterraum bediente. Und der Angreifer duselte das Leder unter Kölbls Händen hindurch in die Lengfelder Maschen. Plötzlich hatten die Gäste den Auswärtssieg und damit eine nahezu perfekte Ausgangsposition vor Augen, die sie in der Folgezeit auch mit großem Kampf verteidigten. Aber auch die Hausherren zeigte Moral hielten trotz des erneuten Rückschlags dagegen. So war es in den Schlussminuten Igor Mikic, der zuvor mehrmals vergeben hatte, vorbehalten, dem Lengfelder Landesligatraum neue Hoffnung einzuhauchen. Der Angreifer erlief einen zu kurzen Rückpass und hämmerte das Leder alleine vor Rumel zum Ausgleich in die Maschen.
Enteilt: Kahls Fabio Sanchez lässt Lengfelds James-Joseph Hammond stehen, kann seinen Vorteil aber nicht nutzen.
Alexander Rausch
Damit war die Hochrein-Elf trotz über weite Strecken überlegen geführter Partie gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen und fährt nun mit breiter Brust nach Kahl. Dabei ist die Hoffnung groß, die Relegation wieder nach Lengfeld zu bringen und den Traum von der Landesliga weiterleben zu dürfen. Die Gäste hingegen, die auch ihre Chancen hatten, versäumten es, den psychisch sicher angeschlagenen Hausherren den Todesstoß zu verpassen. Dennoch kann die Viktoria mit Remis sicherlich besser leben als der Bezirksligist. Auf jeden Fall können sich die Zuschauer auf ein spannendes Rückspiel freuen.
Spielbericht eingestellt am 26.05.2017 12:32 Uhr