1:0 hieß es im Hinspiel nach 90 Minuten. Obwohl die SpVgg das angestrebte Auswärtstor verpasst hatte, zeigte sich Coach Ismail Yilmaz vor Spielbeginn optimistisch: "Natürlich ist die Ausgangslage nicht optimal, aber wir liegen nur mit einem Tor hinten, es ist also noch alles drin für uns." Ähnlich schätzte die Situation sein Ebensfelder Trainerkollege Klaus Gunreben ein, der im Zu-Null im Hinspiel den womöglich entscheidenden Vorteil sah. Desweiteren wollte die TSV-Elf mit dem Vorsprung im Rücken im gewohnten 3-4-2-1-System zunächst sicher stehen. Helfen sollte dabei wieder Kapitän Sebastian Lieb, der als einzige Umstellung in der Ebensfelder Startelf den offensiven Florian Häublein ersetzte. Auch Ismail Yilmaz auf Stegauracher Seite veränderte die Formation aus dem Hinspiel auf einer Position. Für Flügelspieler Marius Kraus verteidigte Ferdinand Fröhling, wobei der sich vor allem um den zuletzt bärenstarken Ebensfelder Kevin Popp kümmern sollte. Das zuletzt gespielte 4-3-3-System blieb dabei genauso unverändert wie das der Gunreben-Elf. Bei sonnigem Wetter war also alles angerichtet für den finalen Showdown im Aurachtal.
Ein Bild mit Symbolcharakter: Vor zahlreichen Zuschauern überspringt Ebensfelds Kevin Popp (in gelb) seinen Gegenspieler Ferndinand Fröhling.
Simon Ruß
Ohne großes Abtasten starteten beide Teams in die Partie, das erste Ausrufezeichen setzte dabei die Heimelf: Eine Flanke von Philipp Hörnes erreichte Markus Mohr, doch der aufgerückte Innenverteidiger visierte nur den Pfosten des Gästegehäuses an. Der gute Beginn brachte Sicherheit in den Spielaufbau der SpVgg - die Chancen aber hatten von nun an die Gäste aus Ebensfeld. Die erste Gelegenheit besaß Dominik Kremer, doch sein Kopfball nach einem Freistoß aus dem Halbfeld geriet zu hoch. Nach einem weiteren Freistoß von Björn Vogel sprang der Ball an allen Spielern vorbei, Heimtorwart Patrick Zeh brachte noch die Fingerspitzen an den Ball, der von dort an die Lattenoberkante und ins Aus ging. Ebensfeld witterte die Chance auf das so wichtige Auswärtstor - und blieb gefährlich. Nach einem langen Abschlag von Keeper Heiko Brückner verschätzte sich Routinier Stephan Winterstein und ermöglichte Kevin Popp den freien Weg zum Tor. Ebensfelds Flügelstürmer ließ sich auch von Christoph Rosenberger nicht mehr aufhalten, doch seinen Abschluss mit links konnte Patrick Zeh im Heimtor zur Ecke klären. Glück für die Stegauracher - bräuchten sie bei einem Tor der Ebensfelder doch schon drei eigene Treffer, um den Abstieg zu vermeiden. Von nun an wirkte die Verteidigung der SpVgg aber geordneter, der TSV aus Ebensfeld kam zu keinen gefährlichen Offensivaktionen mehr. Da aber auch der SpVgg trotz der weiterhin vorhandenen Feldüberlegenheit die letzte Durchschlagskraft fehlte, blieb es nach 45 Minuten beim torlosen Remis. Die größte Chance, die eigenen Fans jubeln zu lassen, hatte noch Sebastian Schleicher, doch der Abschluss des Stegauracher Stürmers geriet nach Vorarbeit von Patrick Braun zu zentral.
Heimakteur Patrick Braun (am Ball) zieht dynamisch Richtung Tor - Matthias Vogt vom TSV kann ihn nicht halten.
Simon Ruß
Anders als die erste Hälfte benötigte Halbzeit zwei etwas Anlauf, um gefährliche Aktionen hervorzubringen. Wieder hatte die Heimelf die erste Möglichkeit, doch nach einer Kombination über Markus Mohr und Patrick Braun wurde der Abschluss des freigespielten Philipp Hörnes im letzten Moment geblockt. Für etwa 30 Minuten blieb diese Chance auch die einzige in der zweiten Halbzeit, beide Teams neutralisierten sich im Mittelfeld, und so lebte die Partie in dieser Phase hauptsächlich von der Spannung. Den Ebensfeldern gefiel das torlose Remis aber wesentlich besser als der SpVgg, und so drängten die Gastgeber immer mehr in die Offensive, um das so dringend benötigte Tor zu erzielen. Dabei ergaben sich für die Gäste natürlich Räume zum Kontern, und beinahe war der TSV erfolgreich: Eine Flanke von Kevin Popp klärte ein Heimverteidiger Richtung eigenes Tor, den aufs rechte Eck des Gehäuses kullernden Ball konnte SpVgg-Keeper Patrick Zeh gerade noch abwehren. Nun war wieder die SpVgg an der Reihe. Und wie... Nach einer Flanke von Paul Kurtenbach tauchte Alex Andres am langen Pfosten auf und beförderte den Ball aufs Ebensfelder Tor. Der Abschluss aber geriet zu zentral, und so konnte Heiko Brückner im TSV-Tor parieren. Das war die Topchance zur Führung! Kurz vor dem Ende der reglulären 90 Minuten setzte sich der ansonsten blasse Sebastian Schleicher über links durch, sein Querpass am Fünfmeterraum wurde aber zur Ecke geklärt. So langsam lief den Gastgebern die Zeit davon. Insgesamt baute die Heimelf aber auch zu wenig Druck auf den Gegner auf, um das Tor vielleicht noch erzwingen zu können. Mit dem Mute der Verzweiflung wurde auch der letzte Ball vor Ablauf der dreiminütigen Nachspielzeit lang nach vorne geschlagen und erreichte Paul Kurtenbach. Der Youngster behauptete den Ball und setzte 20 Meter vor dem Tor zu einem Fallrückzieher an. Und ob gewollt oder nicht - der Ball senkte sich als perfekte Bogenlampe vor das Ebensfelder Gehäuse auf den Kopf des eingelaufenen Daniel Hoch. Stegaurachs Mittelfeldspieler setzte sieben Meter vor dem Gehäuse - völlig alleingelassen von der sich im Tiefschlaf befindenden Ebensfelder Defensive - zum Kopfball an und versenkte den Ball im rechten Eck. 1:0 - Riesenjubel bei der SpVgg, mit der letzten Aktion wurde die Verlängerung erreicht. Die Ebensfelder blickten stattdessen konsterniert drein, der so nahe Aufstieg wurde ihnen in der letzten Sekunde - vorerst wieder - entrissen!
Überglücklich zum ersten Mal in die Landesliga: Die Spieler, Trainer und Betreuer des TSV Ebensfeld nach dem Sieg im Relegationsendspiel gegen die SpVgg Stegaurach.
Simon Ruß
In die zusätzlichen 30 Minuten gingen die Mannen von Trainer Ismail Yilmaz nun mit dem psychologischen Vorteil des späten Tores. Dennoch wirkte die Heimelf aufgrund des lange andauernden Anrennens zunächst platt. Aber auch die Ebensfelder schienen in ihrer zweiten Verlängerung in sieben Tagen nicht mehr frisch. So nahm das Tempo der Partie nun merklich ab - an der großen Spannung sollte das aber nichts ändern. Zunächst hatte Benedikt Quinger die Chance, Ebensfeld mit einem Tor ganz nah an den Aufstieg zu schießen, sein Kopfball strich aber am langen Pfosten vorbei. Auf der Gegenseite setzte sich Philipp Hörnes stark über links durch, der Schuss von Sebastian Schleicher wurde geblockt, und Paul Kurtenbach setzte den Abpraller aus 20 Metern über das Tor - es blieb beim knappen 1:0. In den letzten 15 Minuten bot sich beiden Teams noch je eine Möglichkeit, die Entscheidung herbeizuführen: Zunächst spitzelte TSV-Stürmer Kevin Popp den Ball aus den Händen von Heimkeeper Patrick Zeh, dabei sah Schiedsrichter Steffen Mix jedoch ein Stürmerfoul. Eine zumindest knifflige Entscheidung! Bereits im Gegenzug wurde Marius Kraus´ Gewaltschuss aus 20 Metern vom letzten Gästeverteidiger geblockt - es schien, als hätte der regunglos im Tor stehende Heiko Brückner diesen Ball nicht mehr erreicht. Hätte, wenn und aber - keine der beiden Mannschaften schaffte es in den 120 Minuten, die Entscheidung herbeizuführen, und so ging es ins Elfmeterschießen. Ebensfeld legte dabei vor - und schien nach den eigenen Treffern durch den Fehlschuss von Stegaurachs Stephan Winterstein bereits auf der Siegerstraße. Da allerdings auch dem vierten TSV-Schützen Sebastian Lieb die Nerven versagten, ging das Duell beider Teams ins alles entscheidende Sudden Death. Jeder Fehlschuss konnte nun über Sieg oder Niederlage entscheiden. Den Anfang machten die Ebensfelder in Person des letztwöchigen Elfmeterschießen-Siegtorschützen Thomas Stölzel - und auch heute knallte der kantige Verteidiger den Ball kompromisslos in die Maschen. Nun lag der Druck wieder bei den Stegaurachern. Der über 120 Minuten sehr starke Philipp Hörnes trat an - doch der erst 19-Jährige schob den Ball flach in die Arme von Keeper Heiko Brückner. Das war die Entscheidung! Während Brückner in einer riesigen Ebensfelder Jubeltraube verschwand, schlich Hörnes zurück zu seinen ausgepumpt am Boden liegenden Mitspielern. Ob verdient oder nicht - es muss Gewinner und Verlierer geben. Dass dieses packende Duell beider Teams mit der grausamsten Entscheidungsfindung im Fußball - der Glückslotterie Elfmeterschießen - entschieden werden musste, zeigt, dass sich beide Teams auf Augenhöhe begegneten. Für die junge Stegauracher Elf um Coach Ismail Yilmaz heißt es nun aufzustehen und nächstes Jahr in der Bezirksliga erneut anzugreifen. Über die gesamte Saison kämpfte die Elf mit dem Karpfen auf der Brust verbissen um die Chance, nächstes Jahr erneut in der Landesliga antreten zu dürfen - doch der Traum blieb der Yilmaz-Elf im letzten Moment versagt. Ein Traum, der für den TSV Ebensfeld wahr geworden ist. Spielte man im letzten Jahr noch in der Abstiegs-Relegation, so hat Trainerfuchs Klaus Gunreben in seinem ersten Jahr beim TSV anscheinend an den richtigen Stellschrauben gedreht. Dass diese fantastische Saison mit dem nicht für möglich gehaltenen Aufstieg endet, ist der Lohn für die harte Arbeit der Ebensfelder Spieler, Trainer, Betreuer und Verantwortlichen. Auch die Dauer-Unterstützung der Fans dürfte eine entscheidende Rolle gespielt haben - und so darf der TSV Ebensfeld in der neuen Saison zum ersten Mal in seiner Geschichte in der Landesliga antreten. Herzlichen Glückwunsch auch von unserer Seite - anpfiff.info gratuliert zum verdienten Aufstieg!
Spielbericht eingestellt am 07.06.2015 23:51 Uhr