Eigentlich hat der TSV Ebensfeld im Vergleich zum Vorjahr nicht viel verändert, mit Daniel Alt kam ein neuer Spieler und mit Klaus Gunreben ein neuer Trainer zum oberfränkischen Bezirksligisten. Doch schon von Saisonbeginn an brachte eben dieser neue Coach, der mit großer Begeisterung verpflichtet wurde, neuen Schwung in seine Truppe. Der 65-Jährige hat bei seinen vorherigen Stationen nicht umsonst immer wieder Aufstiege feiern können. Hat der TSV Ebensfeld in der letzten Saison noch um den Klassenerhalt bangen müssen und diesen erst in der Relegation durch einen 2:0-Sieg gegen den TSV Hirschaid geschafft, so haben die Mannen von Coach Gunreben den Spieß nun gedreht und befinden sich abermals in der Relegation, allerdings geht es dieses Mal nicht gegen den Abstieg, sondern erfreulicher Weise um den Aufstieg in die Landesliga. Als Vizemeister der Bezirksliga Oberfranken West war nur der FC Coburg besser als die Ebensfelder.
Genauso relegationserprobt ist auch der Gegner von der SpVgg Erlangen, die schon vor zwei Jahren an der Relegation zur Landesliga teilnehmen durfte. Viele der Spieler von damals sind auch heute noch Bestandteil des bodenständigen Vereins und wollen es beim zweiten Versuch nun besser machen. Zur Winterpause waren die Erlanger noch Tabellenführer in der Bezirksliga Mittelfranken 1, wurden jedoch im Laufe der Rückrunde, vor allem weil das Verletzungspech gnadenlos zuschlug, vom ambitionierten TSV Kornburg abgefangen.
So trafen nun die beiden Teams im Erlanger Waldsportpark zum Hinspiel der ersten Relegations-Runde aufeinander und weckten das Interesse zahlreich erschienener Zuschauer.
Linksaußen Marcel Kohl (re.) kommt gegen Daniel Alt zum Flanken.
Uwe Kellner
Schon die ersten Minuten zeigten leichte Unterschiede in der Herangehensweise der beiden Kontrahenten. Während die SpVgg Erlangen früh störte und sich den Ball versuchte, von Mann zu Mann zuzuspielen, waren die Ebensfelder konsequent in der Defensive und fütterten ihre Angreifer mit weiten Bällen. Besonders das schnelle Umschaltspiel nach Ballgewinn führte in der Anfangsphase zu einer Mehrzahl an Torabschluss-Möglichkeiten für die Gäste aus Oberfranken. Kevin Popp musste nach seiner ersten Volleyabnahme den Fuß noch etwas einrenken und war kurz darauf mit einem Fernschuss schon näher dran, doch Erlangens Torhüter Andreas Sichert klärte den Ball über die Querlatte. Kurz darauf war es erneut Popp nach Zuspiel von Björn Vogel, aber er konnte abermals den sicheren Sichert nicht überwinden. Auf der Gegenseite war ebenfalls Tempo im Spiel und Linksaußen Marcel Kohl stach ein ums andere Mal heraus, brachte beispielsweise einen Ball auf Angreifer Dominik Beier an, welcher leicht gefoult wurde, was aber keinen Pfiff nach sich zog. Auch hier ging es ratzfatz weiter und im direkten Gegenzug kam Dominik Kremer zum Torabschluss, der neben die Kiste ging. Für die "Spieli"-Verhältnisse der letzten Wochen gab es bereits zu diesem Zeitpunkt erstaunlich viele Torraumszenen und weil der Gegner aus Ebensfeld in der Torschussstatistik vorne lag, fasste sich nun auch Andreas Hartmann aus 25 Metern einfach mal ein Herz und zog ab. Torhüter Heiko Brückner hatte Probleme mit diesem Schuss, ließ ihn durch die Hände rutschen und Stürmer Dominik Beier war gedankenschnell am Ball und drückte ihn zur 1:0-Führung über die Linie. Wer genau die Oberhand im Spiel hatte, war schwer auszumachen, dafür ging es zu sehr hin und her. Das nächste dicke Ding hatte wiederum Ebensfeld, als Dominik Kremer nach einer Faustabwehr des Torhüters zum Schuss kam. Auf der Linie stand jedoch Dennis Zyder parat und klärte. Und wieder auf die andere Seite: auch hier landete ein schwer zu nehmender abgewehrter Ball vom Gegenspieler bei Dominik Beier. Der fasste das Leder trocken ab, traf aber nur an die Unterkante der Latte, von welcher das Spielgerät zurück ins Feld prallte.
Dominik Beier (li.) mit schwerem Stand gegen den hartnäckigen Thomas Stölzel.
Uwe Kellner
Ein 1:0 im Heimspiel wäre für die "Spieli" ein gutes Ergebnis, allerdings drängte Ebensfeld bereits früh darauf, seine eigene Ausgangssituation aufzupolieren. Der Druck war da, doch die Heimmannschaft um Abwehrchef Tommy Kind schien nicht ins Schwimmen zu geraten. Besonders im Mittelfeld entwickelte sich ein äußerst intensives Spiel mit einigen Nicklichkeiten und robusten Zweikämpfen. Nicht jeder davon wurde vom Referee mit einem Pfiff bedacht, wie auch Mitte der zweiten Hälfte. Erlangen hätte gerne einen Freistoß bekommen, aus der Not heraus musste Colin Diederichs seinen Gegenspieler stoppen, verletzte sich dabei und bekam ein Foul gegen sich zugesprochen. Der angeschlagene Abwehrspieler musste kurz raus, während Ebensfeld den Freistoß aus dem linken Halbfeld ausführen durfte. Björn Vogel schoss diesen ruhenden Ball mit Zug in den Erlanger Sechzehner, wo er leicht von einem Ebensfelder abgefälscht wurde und deswegen an Freund und Feind vorbei am langen Innenpfosten landete und von diesem ins Tor zum umjubelten 1:1 einschlug. Jetzt hatten die Gäste ihr ersehntes Auswärtstor und ließen sich immer mehr anmerken, dass ihnen dieses Unentschieden reichen würde. Verletzungspausen wurden häufiger und auch länger, während die Verteidiger das Spielgerät kompromisslos ins Blaue schossen. Es schien, als würden die cleveren und erfahrenen Ebensfelder das Ergebnis über die Zeit bringen. Erst ein Schuss von Tommy Kind gegen Ende der Partie sorgte noch einmal für leichte Torgefahr der Erlanger. Wie aus dem Nichts sollte es allerdings noch besser kommen für den TSV. Ein weit geschlagener Ball wurde von der sonst so sicher stehenden Abwehr per Hinterkopf in der Lauf von Benedikt Quinger verlängert. Der 31-Jährige fasste das Spielgerät volley aus spitzem Winkel ab und zementierte es zur 2:1-Gästeführung in die Maschen. Jetzt war es die "Spieli", die unter Zugzwang war, ihre Ausgangslage wieder ins Lot zu bringen. Und tatsächlich gelang den willensstarken Erlangern noch der Ausgleich in der Nachspielzeit. Eine Flanke von Dennis Zyder landete am zweiten Pfosten bei Dominik Beier, der legte den Ball per Kopf zurück auf Spielführer Christian Müller und dieser wuchtete den Ball zum 2:2 ins Tor. Danach war zwar noch nicht ganz aus, aber bei einem weiteren Schussversuch von Müller hatten die Gäste ein Bein dazwischen, weswegen das 2:2-Unentschieden das Endresultat war.
Das Unentschieden im Hinspiel verspricht Spannung pur am Sonntag um 16 Uhr beim Rückspiel in Ebensfeld. Den Oberfranken würde dann ein 0:0 oder 1:1 genügen, um eine Runde weiterzukommen, während die "Spieli" schon fast auf Sieg spielen muss. Der Zuschauerandrang, der sich schon in Erlangen auf 700 Besucher einpendelte, wird dann noch höher zu erwarten sein, denn bereits im Waldsportpark waren die Ebensfelder zahlreich und lautstark erschienen. Die SpVgg Erlangen stellt seinen Fans einen Bus zur Verfügung, um gemeinsam mit der Mannschaft den Weg nach Ebensfeld antreten zu können. Wer am Ende das Rennen macht, ist völlig offen.
Spielbericht eingestellt am 28.05.2015 23:03 Uhr