Dass es wahrlich nicht die einfachste Spielzeit für Harald Funsch und den Würzburger FV war, zeigte die Tatsache, dass der Übungsleiter seine Startformation im Vergleich zum Hinspiel am Mittwochabend wieder auf drei Positionen verändern musste. Für Jayson Tuta (verletzt), Luis Wagner und Nicolas Engelking (beide Bank) starteten Essa Ganes, Stefan Wasser und Lukas Imgrund.
Der TuS musste ohne die eine Hälfte seines Trainer-Duos auskommen. Simon Goldhammer hatte sich mit Corona infiziert und konnte das Röllbacher "Jahrhundertspiel" nur online aus der Isolation verfolgen. Im Vorfeld gab sich der Coach dennoch siegessicher: "Die Jungs schreiben heute Geschichte!" Für Noah Stapf begann dieses Mal Robin Naun als eine von zwei Spitzen.
Stefan Wasser (hi., Nr. 30) blockt Luis Niesner (vo., Nr. 21) im letzten Moment.
Lukas Hörlin
Für die zahlreich wie lautstark anwesende Röllbacher Fangemeinde begann die Partie direkt mit dem ersten Schock. Offensivakteur Till Link, der mit zwei Treffern im entscheidenden Spiel gegen Vatan Spor Aschaffenburg den TuS eine Runde weitergeschossen hatte, verletzte sich ohne Gegnereinwirkung bei einem Laufduell (2.). Zwar kehrte er nach kurzer Behandlungspause nochmals auf das Feld zurück, doch Röllbachs Hoffnungsträger musste wenig später ausgewechselt werden (7.).
Die Rot-Weißen blieben trotz der Hinspielniederlage ihrem System treu. Die Gäste ließen sich nach Ballverlusten direkt fallen, waren sehr darauf bedacht aus der Ordnung heraus zu verteidigen und gaben dem WFV wenig Räume nach vorne. Allerdings schlugen die Zellerauer mit ihrer ersten großen Möglichkeit direkt eiskalt zu. Marc Hänschke fand mit einem langen Ball Mohamed Conte im Sturmzentrum. Der beste Torschütze der Blau-Weißen hatte zwar Glück, dass Rico Gehringer zuvor wegrutschte, im Zweikampf gegen Rene Hagendorf blieb Conte mit dem Rücken zum Tor aber stark am Ball und versenkte das Leder mit einem strammen Linksschuss aus der Drehung zum 1:0 (16.).
Unbeeindruckt vom Gegentreffer, versuchte Röllbach, weiterhin über lange Bälle auf die beiden Stürmer Ackermann und Naunzu Torraumszenen zu kommen. Der WFV war darauf bestens eingestellt und konnte den TuS bis zum Halbzeitpfiff erfolgreich vom eigenen Kasten fernhalten.
Würzburg selbst spielte nicht tempo- und variantenreich genug, um seinerseits die TuS-Defensive vor große Aufgaben zu stellen. Aus dem Spiel heraus gelang auch dem Bayernligisten keine weitere Chance mehr. Dafür war erneut auf Moritz Lotzen, der bereits im Hinspiel per Freistoß den Siegtreffer markierte, und seine Qualitäten am ruhenden Ball Verlass. Nach einem Foul von Rene Hagendorf an Dennie Michel schlenzte Lotzen den Ball aus zentraler Position perfekt über die Mauer ins Eck (28.).
Zwei gefährliche Situationen reichten effektiven Würzburgern, um einen sehr großen Schritt Richtung Klassenerhalt zu machen und die Hoffnungen der Röllbacher endgültig zu ersticken. Trotz des positiven Halbzeitstandes ging WFV-Coach Harald Funsch sichtlich unzufrieden ob der Darbietung seiner Schützlinge in die Kabine.
Nicolas Reinhart (li.) ist knapp vor Mario Ackermann (re.) am Ball.
Lukas Hörlin
Auch nach dem Seitenwechsel versuchte Röllbach, nicht mit der Brechstange dem Spiel eine Wendung aufzuzwingen. Der Mannschaft von Michael Ball waren nach einer kräftezehrenden Saison die Strapazen anzumerken. Nach rund einer Stunde ging dem TuS langsam aber sicher die Luft aus und die Gegenwehr gegen besser werdende Würzburger nahm ab. Hinzu kam, dass Würzburgs Joker sich prächtig ins Spiel einfanden und die Offensive der Blauen belebten.
Ohne bis dato spielerisch wirklich überzeugt zu haben, nutzte der WFV die Schwächephase der Rot-Weißen gnadenlos aus. Der eingewechselte Tim Herbert scheiterte mit einem Rechtsschuss von der Strafraumkante noch knapp (68.), doch dies war nur der Auftakt für eine bärenstarke Würzburger Schlussphase.
Nach einem Steckpass in die Tiefe hatte Conte plötzlich nur noch TuS-Verteidiger Tim Thorwart vor sich. Den ließ der Angreifer mit mehreren Körpertäuschungen links liegen und verwandelte sicher allein vor Röllbachs Schlussmann Kevin Fischer zum 3:0 (73.).
Nur ein paar Minuten später ließ der eingewechselte Erik Schnell-Kretschmer einen Diagonalball für den hinterlaufenden Marc Hänschke passieren. Der Außenverteidiger bediente Schnell-Kretschmer im Halbraum, von dort legte dieser mit der Hacke auf Hänschke zurück. Würzburgs Nummer 28 blieb cool, sah in der Mitte den gut postierten Lukas Imgrund und der musste nur noch einschieben - 4:0 (79.).
Für Kevin Fischer im Röllbacher Kasten war im letzten Spiel seiner Laufbahn die Messe aber noch nicht gelesen. Mit seinem dritten Assist an diesem Tag bediente Hänschke nach gutem Zuspiel von Tim Herbert in den freien Raum Einwechselspieler Nico Kuß, der aus kürzester Distanz ohne Mühe den Endstand herstellte (87.).
Lukas Imgrund (WFV) setzt sich gegen TuS-Kapitän Fabian Wolf durch.
Lukas Hörlin
Alles bleibt beim Alten. Der Würzburger FV setzt sich in beiden Spielen verdient gegen den TuS aus Röllbach durch und bleibt damit Bayernligist. Röllbach startet in wenigen Wochen wieder in der Landesliga.
Für die TuS geht die "Jahrhundertsaison" ohne Krönung zu Ende. Am Ende verpassten die Rot-Weißen trotz der besten Spielzeit ihrer Vereinshistorie den Sprung in die zweigleisige Bayernliga nur knapp. Dennoch feierte der zahlreich in Würzburg erschienene Anhang das Team und die Verantwortlichen noch lange nach Spielende. In der kurzen Pause wird sich das Gesicht der Mannschaft verändern: Einige Spieler, darunter Torwart Kevin Fischer (Karriereende), werden den Verein verlassen und auch auf dem Trainerstuhl kommt es zu einer Umstellung. Nächste Saison wird Simon Goldhammer allein die Verantwortung tragen, da Michael Ball seine Tätigkeiten beim Verein aus dem Landkreis Miltenberg beendet.
Im Hintergrund hatten die Würzburger Verantwortlichen die Planungen für die kommende Spielzeit bereits abgeschlossen. Nach kräftezehrenden Wochen werden die Spieler und die Funktionäre zunächst den Klassenerhalt feiern und sich dann in den Urlaub verabschieden, um die Akkus wieder aufzuladen und Verletzungen auszukurieren. Die Zellerauer gehen dann in ihre zwölfte Bayernligasaison am Stück. Dass sie dort auch hingehören, haben sie mit den starken Resultaten in der Relegation deutlich bewiesen.
Spielbericht eingestellt am 05.06.2022 07:36 Uhr