Sieben katastrophale Minuten, in denen Leon Raven im Frammersbacher Kasten drei Gegentreffer hinnehmen musste, kosteten dem TuS eine gute Ausgangsposition vor dem Rückspiel. Mit dem 0:4 in Stadeln waren Patrick Amrhein & Co. sogar noch gut bedient. Trotzdem hatte man an der hessischen Landesgrenze die Hoffnungen auf ein Comeback nicht aufgegeben. Zuhause präsentierten sich die Spessarter schon öfters torhungrig. Viermal erzielte der gefährlichste Angriff der Nordwest-Landesliga in der zurückliegenden Runde in der Fuhrmann Arena mindestens ein halbes Dutzend Treffer.
Für ein Schützenfest braucht es aber auch einen löchrigen Gegner. Diesen Eindruck erweckte der FSV Stadeln im Vorfeld keineswegs. Die Elf von Manfred Dedaj verlor im Kalenderjahr 2025 kein Ligaspiel, kassierte dabei nur sieben Gegentore und ließ im Hinspiel keinen einzigen gefährlichen Frammersbacher Abschluss zu.
Fabian Lurz klärt im Fallen vor Stadelns Kapitän Luca Pulkrabek.
Lukas Hörlin
Die Hausherren mussten ihr Heil in der Offensive suchen und starteten dementsprechend ausgerichtet. Mit einer Dreierkette, in die der aus dem Urlaub zurückgekehrte Norman Moreno für Kilian Blenk rückte. Mit langen Zuspielen über das Gäste-Mittelfeld und Druck auf die zweiten Bälle sorgte Amrhein mit seinen Schützlingen für deutlich mehr Gefahr vor dem Tor von Moritz Prenzler als noch drei Tage zuvor. Johan Brahimi scheiterte mit einem Versuch auf den kurzen Pfosten (7.), Dominik Jordan und Amrhein meldeten sich mit Kopfbällen an (10., 18.) und die FSV-Innenverteidiger Max Hering und Thomas Müller mussten sich in die Abschlüsse des Spielertrainers und Jordans werfen (19., 24.). Zudem war Prenzler gegen Moreno zur Stelle (27.).
Das durchaus in die Defensive gedrängte Stadeln wartete auf Umschaltmöglichkeiten, schaffte es zu Beginn aber nicht, diese in aussichtsreiche Möglichkeiten umzuwandeln. Nach rund einer halben Stunde ebbte der Anfangselan des TuS allerdings ab und die Mittelfranken gewannen in der Defensive zunehmend an Stabilität. Gerade als die Begegnung der Pause entgegenzuplätschern schien, bediente Amrhein über links Mittelfeld-Antreiber Johan Brahimi im Halbraum. Der Sechser dribbelte zur Grundlinie und gab scharf nach innen, wo der eingelaufene Tim Zachrau die Führung markierte (45.+3).
Steven Summa läuft Sebastian Emmert ab.
Lukas Hörlin
Für nachhaltigen Rückenwind sorgte der Vorsprung allerdings nicht, denn umgehend nach Wiederanpfiff foulte Dominik Englert im Strafraum Luca Pulkrabek und Marco Weber verwandelte sicher vom Punkt (47.). Wie beim Strafstoß im Hinspiel ahnte Raven zwar die Ecke, letztlich war der Frammersbacher Schlussmann aber ohne Abwehrchance. Das Momentum der Hausherren riss noch weiter. Fabian Lurz ließ sich zu einem üblen Einsteigen gegen den eingewechselten Nikolaos Xygas hinreißen (50.). In der nachfolgenden Rudelbildung erlaubte sich Müller eine Tätlichkeit und flog wie der TuS-Verteidiger vom Platz. Wenig später war auch für Englert (wiederholtes Foulspiel, 59.) und Zachrau (Meckern, 65.) vorzeitig Schluss.
Mit zwei Mann weniger auf dem großen Rasen in der Fuhrmann Arena hatte die Heimelf keine Anteile mehr. Amrhein & Co. konnten schlichtweg keine Pressing-Situationen generieren und mussten Ball wie Gegner fortan hinterherlaufen. Brahimi versuchte es zweimal nahe der Mittellinie. Der erste Versuch ging vorbei (80.), der zweite prallte vom Querbalken zurück ins Feld (86.) - es waren die einzigen nennenswerten Abschlüsse des Nordwest-Vizemeisters nach dem Seitenwechsel.
Stadelns Aufstieg geriet längst nicht mehr in Gefahr. Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit sicherte sich die Dedaj-Elf dann noch den dritten Sieg in Serie. Einen langen Ball von Aljoscha Schnierstein hinter die Frammersbacher Abwehr unterschätzte Raven und Maximilian Hirschmann markierte aus spitzem Winkel das 1:2 (89.).
Es wurde mit Haken und Ösen gekämpft. Fabian Lurz und Sebastian Emmert ringen sich gegenseitig zu Boden.
Lukas Hörlin
Da brachen bei den FSV'ler kurzzeitig bereits die Dämme, auch wenn der Schlusspfiff erst wenige Momente später erfolgte. Nach dem 1:1 zum Auftakt gegen Münchberg blieben Dedaj & Co. somit auch zum dritten Mal in Folge siegreich. Insgesamt musste der Nordost-Zweite nur zwei Gegentore in 360 Minuten hinnehmen. Auch in Frammersbach präsentierte sich Stadeln wie schon im Heimspiel zuvor abgezockt, defensiv stabil und clever. Absolut verdient steigt die Elf vom Kronacher Wald daher in die Bayernliga auf.
Im Nordspessart wird die Enttäuschung und Frustration schnell dem Stolz über eine starke Saison 2024/25 weichen. Direkt nach Spielende betonte Amrhein, dass die Kurve, die in den letzten Jahren steil nach oben zeigte, an der Orber Straße keinen Knick erleiden soll. "Frammersbach wird nächstes Jahr kein Abstiegskandidat sein. Wir wollen uns verbessern, besseren Fußball spielen, athletischer werden, noch dynamischer werden. Dieses Jahr haben wir den Grundstein gesetzt", hat der Spielertrainer an der Orber Straße weiter viel vor.
Spielbericht eingestellt am 01.06.2025 01:01 Uhr