Der eine oder andere wird sicher aus der Ersten dabei sein. Damit hatte der Jahn gerechnet. Die Bayernliga spielt noch nicht, also war die Erste aus Bruck „frei“. Denkste! Es spielte keiner aus der Zweiten! „Der Zweck heiligt die Mittel“, gab Normann Wagner, Coach der Zweiten zu Protokoll. Es sei legitim, dass man die Zweite unterstützte. „Die Qualität bei uns ist eben groß“. Es tue ihm schon ein wenig leid, so Wagner, dass die Bayernliga-Elf antrat … Nachher ist man immer schlauer. Für den Jahn-Trainer änderte sich nichts an der Ausgangslage: Ob Brucker Erste oder Zweite war und musste egal sein. Um im Abstiegskampf zu bestehen, müssen Punkte her – wenn möglich drei. So agierte Hutzler mit seiner gewohnten 4-2-3-1-Formation. Vorher grübelte er ob der Brucker (Ersten) Mannschaft, nachher strahlte er nur noch.
Immer irgendwie stören: Der junge Heiko Schaup (links) lieferte eine tolle Leistung ab, was auch Matthias Völker von Bruck merkte.
Christian Dotterweich
Für die Brucker Erste sollte es ein Vorbereitungstest unter Wettkampfbedingungen werden. Für die Forchheimer sollte es eines von 16 noch ausstehenden (End-)Spielen sein. Gerd Klaus wollte von seiner Elf gepflegtes Kurzpass-Spiel sehen. Nur bedingt war dies möglich: Zum einen war der Platz tief und schwer – für einen 19. Februar aber dennoch in passablem Zustand. Zum anderen hatte die Forchheimer Rumpf-Truppe (vier Verletzte, zwei Rot-Sperren) etwas dagegen. Der Jahn zeigte sich überraschenderweise humorlos unbeeindruckt von der Brucker Qualitäts-Offensive. Auch wenn die Erlanger das Spiel breit machen wollten und Ball und Gegner dominieren versuchten, war es zähe Kost des Bayernligisten. Auf beiden Seiten kamen die letzten Pässe in die Spitze zudem nicht an. Nicht viel Aufregendes passierte, bis es einen bösen Zusammenprall zwischen „Mr. Keine Gnade“ Tobias Dachwald und dem Brucker Stürmer Arpad Backens gab (10.). Sofort war klar, dass der Jahn-Innenverteidiger schwerer verletzt war. Mit einem Verdacht auf Schlüsselbein-Bruch fällt dem Jahn-Coach nach Tobias Schlund, Christian Neumohr (beide Kreuzbandriss) und Christian Riedelmeier (Knorpelschaden im Knie) womöglich der vierte wichtige Stammspieler für den Rest der Saison aus. So musste Flo Eichinger ins Rennen, der die linke Außenverteidiger-Position einnahm und Christian Michl die Dachwald’sche Innenverteidiger-Rolle spielte. Und siehe da: Der Jahn kam immer besser ins Spiel und gefährlich vor das Brucker Tor: Senad Bajric hätte in der 16. Minute – nachdem er den Torwart ausspielte – das 1:0 schießen müssen. Es war (und bleibt?) die Schwäche der Forchheimer: die Chancenauswertung. Beim Jahn lief viel über die starke rechte Seite mit einem fleißigen Christoph Saffra und hinter ihm ein Franz Schmuck in einem seiner besten Spiele im Jahn-Trikot. Ach ja, eine rechte Seite gab es, nominell, auch in Bruck: Serdal Gündogan (Ex-Regionalliga-Spieler) und Adem Selmani, der erst kurz vor Anpfiff für Rico Röder nominiert wurde, blieben blass wie die Kalklinie. Nach einer knappen halben Stunde forderte Brucks Übungsleiter Gerd Klaus von seinen Mannen, konkret von Captain, Innenverteidiger und Ballverteiler Roland Graf auch lange und diagonale Bälle zu spielen: Half aber auch nix. Tobias Ulbricht (40.) und Franz Schmuck (44.) zeigten mit stilsicheren Haltungsbest-Noten Ball-Annahmen und Torabschlüsse, jedoch nicht von Erfolg gekrönt.
Spiel eins des Neuen. Johannes Winzer (vorne) fügte sich nahtlos und mit einer tadellosen Leistung ein.
Christian Dotterweich
Die Brucker Erste kam einfach nicht ins Spiel: Die Umstellung von Kurzpass auf lange Bälle half nichts; der Seitenwechsel von Adem Selmani und Bastian Lunz ebenso wenig. War die Forchheimer Kampftruppe in Halbzeit eins noch ein gleichwertiger Gegner, steigerte sich der Landesligist von Minute zu Minute. Der Jahn gab den Takt an und das Führungstor lag in der Luft. Tobias Ulbricht kam nach einem langen Pass nicht mehr an den Ball (51.) und fortan berannten die Forchheimer die heilige Zone um Keeper Matthias Gumbrecht. Ein Zuckerpass von Oliver Skuza, der den Vorzug vor Alex Roth als einzige Spitze erhielt, auf Tobias „Allmächtig“ Ulbricht brachte das Blut der Jahn-Fans in Wallung, denn der Torschütze vom Dienst mit der Nummer 13 auf dem Buckel vergab hauchzart (54.) Gerd Klaus reagierte und brachte mit Rico Röder und Sven Röwe kurz hintereinander zwei frische und vor allem offensivere Kräfte. Als der eingewechselte Alex Roth in der 63. alleine vor dem Brucker auftauchte, und sein Heber das Ziel verfehlte, war allen Forchheimer klar: Diese Brucker Elf war heute zu schlagen. Nach einem wahren Powerplay der Heim-Elf musste Coach Hutzler seine Jungs immer wieder ermahnen, die Ordnung zu bewahren und nicht in einen Konter zu laufen. Doch „Le bleu“ war nicht zu stoppen: 20 Minuten vor dem Schlusspfiff nahm Senad Bajric in Robben-Manier auf links die Kugel, zog halb in die Mitte und setzte ein Pfund ab, das aus 20 Metern im langen Eck unhaltbar einschlug. Der kleine Landesligist führte gegen den großen Bayernligisten – und das völlig zu Recht. Obwohl Christoph Saffra noch in der 83. Minute ebenfalls alleine vor dem Keeper scheiterte, machte Tobias Ulbricht den Sack in der 90. Spielminute endgültig zu, als er vom eingewechselten Publikumsliebling Nuhi Sulejmani mustergültig bedient wurde.
Fazit: Von den Regionalliga-erfahrenen Spielern (Gündogan, Krämer) der Brucker war erschreckend wenig zu sehen, genauso wie von alten Haudegen wie Backens, Haan oder Günther. Aubrey Dolan, Tomáš Galásek oder Hakim Graine fehlten; dennoch scheint der Abgang von Klasse-Stürmer Peter Heyer in Bruck nicht so leicht verkraftet werden zu können. Auf der anderen Seite des Sportplatzes hat der Jahn manchen Kritiker überzeugen können, da trotz vieler Ausfälle die Mannschaft nicht nur intakt ist, sondern mit Heiko Schaup (20) und Franz Schmuck (21) zwei Youngster herrlich unaufgeregt einen hervorragenden Arbeitsnachweis ablieferten. Der verletzte Neuzugang Dominic Distler (19) ist ebenfalls in der Warteschleife. Junge Jungs, die überzeugen … wie beim Club!?
Spielbericht eingestellt am 19.02.2011 18:57 Uhr