Nach dem ersten ausgefallenen Spielwochenende wollten die Eltersdorfer nun auf jeden Fall spielen. „Man muss die Jungs bei Laune halten“, verriet Coach Andi Speer vor der Partie. Denn der lange und strenge Winter schmeckt den Fußballern so gar nicht, wenn ausnahmslos Kondition gepaukt werden kann. Für den eminent wichtigen Start aus der Winterpause hatten beide Übungsleiter die Qual der Wahl und so standen 18 Spieler pro Mannschaft auf dem Spielberichtsbogen. Darunter waren auch die Winterpausen-Neuzugänge Tobias Fechner, Tobias Strauß und Florian Muckelbauer auf Eltersdorfer Seite. Die Brucker brachten Nikolaos Sagkidis und Steffen Fahner mit. Letzterer sorgte dann für Gesprächsstoff …
Die Brucker schwören sich ein - es half.
Christian Dotterweich
Mit ähnlichen Spielsystemen trafen die beiden Landesligisten beim Freitagabend-Spiel aufeinander. Einen echten Mittelfeld-Strategen à la André Puscher hatte Normann Wagner nicht. Dafür setzte der Brucker Coach auf die Baby-Doppel-Spitze Röwe-Röder, im Gegensatz zu Andi Speer, der nur Aleksandar Sekulic als Alleinunterhalter ins Sturmzentrum schickte. In einer ausgeglichenen ersten Hälfte sahen die 300 Zuschauer ein lebhaftes Landesliga-Derby. Die in der Tabelle weiter vorne stehenden Hausherren hatten in der zehnten Minute die erste nennenswerte Chance durch ihren Mittelfeld-Regisseur André Puscher. Doch dessen Schuss verfehlte sein Ziel ebenso, wie offensichtlich die Leistung des Zehners. Denn in der Halbzeit musste Eltersdorfs Bester vom Platz, weil sein Trainer nicht mit ihm zufrieden war. Doch bis dahin passierte noch einiges: Als die Eltersdorfer noch einen Kopfball zu unplatziert vortrugen (Bastian Leikam, 12.), jubelte nur eine Minute später völlig überraschend der Brucker Anhang. Die Brucker Reserve bekam auf halbrechter Position in etwa 25 Meter Entfernung einen Freistoß zugesprochen. Da konnte niemand ahnen, dass daraus ein Tor resultieren würde. Doch der weit in den Strafraum gezogene Ball von Sven Röwe flog an Freund und Feind vorbei ins Netz. Ein Ball, der sicher haltbar war. Im weiteren Spielverlauf sollte sich bis zum Ende herausstellen, dass die Brucker mit dieser Methode punkten werden: Aus den wenigen Chancen, das Maximum herausholen. Die junge Brucker Truppe bekam nach dem Führungstor zwar etwas Überwasser, doch die gestandene Eltersdorfer Mannschaft erarbeitete sich immer wieder gute Chancen. Aber sowohl der Kopfball von Eugen Müller (26.), als auch der Schuss von Oliver Seybold kurz darauf fanden nicht das erhoffte Ziel. Unmittelbar vor der Halbzeit belohnte sich die SCE-Elf dann aber doch noch mit dem Ausgleich, bei dem dieses Mal Keeper Felix Hörrlein nicht die beste Figur machte, als Oliver Seybold hinter ihm einen langen Ball abnahm, den vorher der Brucker Torwart hätte halten müssen.
Bei der Pressekonferenz auf dem Rasen konnte man das Ergebnis in den Gesichtern ablesen: Links der untelegene Trainer Andi Speer, daneben Eltersdorfs Teammager Joachim Uhsemann, rechts der Brucker Trainer Normann Wagner.
Christian Dotterweich
André Puscher durfte in der Kabine bleiben und SCE-Coach Andi Speer setzte nun mehr auf Angriff, als er mit Oliver Wurzbacher einen zweiten Stürmer aufs Feld schickte. Die Eltersdorfer kamen munter aus der Kabine. Doch beide Teams egalisierten sich. Und vor allem konnte die junge und noch Landesliga-unerfahrene Brucker Hintermannschaft die beiden Sturmhünen Sekulic und Wurzbacher im Zaum halten. Die beiden Riesen konnten aus dem Größen-Vorteil kein Kapital schlagen. Was aber auch daran lag, dass intelligente Zuspiele von ihrem (ausgewechselten) Zehner fehlten. Eine nimmermüde Brucker Mannschaft hielt nicht nur standfest dagegen, sondern konnte selbst einige Akzente setzen. So war es nicht unverdient – und vor allem wieder äußerst effektiv –, als der fleißige Adem Selmani mit einem abgefälschten Flachschuss den erneuten Führungstreffer der Gäste vorlegen konnte. Den Hausherren fehlte die Idee und die Lücke in der Brucker Abwehr schien sich auch nicht aufzutun. Normann Wagner spürte, dass ein Sieg seiner frechen Elf drin war. Mutig nahm er Filippo Carelli von der Viererkette raus und brachte mit Steffen Fahner einen echten Strafraum-Stürmer. Und dieser bewies, was ihm viele ob seiner Statur nicht zutrauten. Immer anspielbar ist der junge Mann aus der Bezirksliga ein Unruheherd und ein echte Killer. Was sein Trainer vor dem Spiel prophezeite, bewies der 21-Jährige zehn Minuten vor dem Ende. An der Strafraum-Grenze angespielt, ließ er einen Gegenspieler geschickt aussteigen, drehte sich, legte sich die Kugel auf den schwächeren linken Fuß und zirkelte das Leder elegant zum entscheidenden 1:3 in die Maschen. Der bei der Mannschaft jetzt schon beliebte „kleine Dicke“ setzte damit dem SC Eltersdorf den Todesstoß, der es während der gesamten 90 Minuten versäumte, Kapital aus seinen Chancen zu schlagen.
Der einstige Tabellenführer der Landesliga findet sich damit im Mittelmaß wieder. Der BOL-Aufsteiger aus Bruck setzte dagegen mit dem Dreier zu einem großen Sprung an: Heraus aus der Abstiegszone – und nun punktgleich mit dem Stadtrivalen. Zwei Punkte hinter Ammerthal sind die bissigen Brucker damit aktuell zweitbester Aufsteiger.
Spielbericht eingestellt am 13.03.2010 00:42 Uhr