von colak
Es war ein Derby, es war das Aufeinandertreffen der Verfolger von Spitzenreiter Buckenhofen - und es war ein Duell der Trainersysteme. Während Quelle-Coach Adler an den üblichen Bewegungen an der Seitenlinie erkannt werden konnte, war Turgay Karali deutlich schwerer auszumachen. Der hatte sich nämlich ein Trikot übergezogen und stand im Tor. Karali ist Spielertrainer. Ein attraktives Spiel seiner Mannschaft erhofften sich auch die rund 120 Zuschauer, aber da die Begegnung anfangs richtige Magerkost war, holten sie sich ihre Unterhaltung woanders. Auf den klammen Bänken der Tribüne des Bertolt-Brecht-Sportplatzes wurde Gegrilltes konsumiert und angeregt über die Vorzüge des Leasings von Jahreswagen kommuniziert. Nebenher fiel zwar auch das 0:1 für die Gäste aus Fürth, aber auch dieses Tor taugte nicht als Wachmacher, das Spiel blieb schwach. Denn was die beiden Teams im zweiten Abschnitt ablieferten, war sowohl eines Derbys als auch Spitzenspiels würdig. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff vollendete Torjäger Bölük einen schönen Angriff über links, nur vier Minuten nach dem Ausgleich zirkelte Avci einen Ball in den Winkel und seine Füther wieder in Front. Das Spiel hatte endlich Fahrt aufgenommen, denn auch diese Führung hielt nicht lange. Dergahspor glich in der 58. Minute erneut aus und konnte nur zwei Minuten später durch Romeo sogar in Führung gehen. Alle Spieler lagen aufeinander, Karali nicht. Der stand regungslos in seinem Sechzehnmeterraum und schaute skeptisch. Die Zuschauer allerdings waren endlich eingenommen von diesem Spektakel und von vier Toren in 15 Minuten. Lediglich eine kurze Verschnaufpause gönnte sich das Spiel anschließend, um dann in der 77. Minute zum großen Schlussspektakel auszuholen. Gäste-Kapitän Richert erkämpfte den Ausgleich, eine Minute später verwickelte sich Dergahspors Schlussmann in einen Zweikampf, der Gegner fiel, und die Folge für den bereits verwarnten Keeper war die Ampelkarte. Da dieser bekanntermaßen neben seinem Job auf der Linie auch noch weitere Aufgaben zu erfüllen hatte, verloren die Türken auf diese Weise auch noch ihren Trainer. Karali musste auf die Tribüne und konnte dort endlich zeigen, dass auch in ihm ein ganz konventioneller Coach steckt. Unermüdlich lief er auf den rutschigen Holzdielen auf und ab, gab lautstark Durchhalteparolen und taktische Anweisungen. Eine davon war dann auch verantwortlich für die erneute Führung der dezimierten Türken in der 83. Minute. Es folgte ein Platzverweis für Fürth, die Partie schien einen weiteren Richtungswechsel vorgenommen zu haben. Letztlich war es ein dramaturgisch perfekt gesetztes Eigentor, das den Erfolg der Nürnberger verhinderte. Zwei weitere Platzverweise später pfiff der bediente Schiedsrichter schließlich das Spiel ab. Die Zuschauer zogen davon, gesättigt von Kebab und Tee, Toren und Karten. Sie hatten ihr Geld gut angelegt.
Spielbericht eingestellt am 04.10.2010 20:49 Uhr