Kasim wer? Mit einer faustdicken Überraschung wartete der Baiersdorfer Coach Enzo Penna auf. Einen unbekannten 18-jährigen A-Jugendlichen mit Namen Kasim Ataseyen warf der Trainer einfach mal ins kalte Wasser. Auf der Bank nahmen dafür gestandene Größen wie Taner Koc und Tommaso Cavallo Platz. "Vielleicht wird der Mut einmal belohnt", forderte der Trainerfuchs vor der Partie. Es war "keine einfache Entscheidung", so Penna. Aber die Erklärung klingt plausibel: "Wir wollen auch mit der Zweiten Mannschaft so weit wie möglich kommen." Und um diese in die Kreisliga zu bringen, müssen nun einige Spieler eine Doppelbelastung mit BOL und Kreisklasse auf sich nehmen. Dies überraschte den Schwabacher Coach dennoch etwas und Reiner Eisenberger hoffte seinerseits, dass die angeschlagenen Ferdinand Eck und der länger verletzte Florian Dziajlo ihre Leistung abrufen könnten.
Baiersdorfs Überraschungs-Stürmer Kasim Ataseyen (rechts) konnte sich so gut wie nie in Szene setzen - auch wenn es hier danach aussieht.
Christian Dotterweich
Ganz vorsichtig tasteten sich beide Mannschaften ab. Die punktgleichen Spitzenteams waren sich der Lage bewusst: Wer heute gewinnt, hat nicht nur einen psychologischen Vorsprung. Rainer Eisenberger brachte ebenso wie sein Gegenüber nur eine nominelle Spitze. Doch Ferdinand Eck auf Seiten des SC war ein ganz anderes Kaliber, als Kasim Ataseyen vom Baiersdorfer SV. Interessanter waren auf beiden Seiten die offensiven Mittelfeldspieler Cescutti und Todorovic (BSV) und Adlung und Distler (SC 04). Nach nur drei Minuten wäre fast etwas eingetreten, dass man Baiersdorf so gar nicht mehr kennt: Torjubel. Doch der Schiedsrichter Assistent entschied nach dem Pass von Enrico Cescutti auf Milan Todorovic auf Abseits. So blieb es erstmal beim 0:0 – und beim größten Sorgenkind der Penna-Elf: der Chancenverwertung. Danach konnte sich die Gäste-Mannschaft wieder sortieren und ließ den Ball gut in den eigenen Reihen laufen. Die Baiersdorfer ließen die Schwabacher bis zur Mittellinie auch gewähren. Und wenn man sie lässt, dann zeigen sie auch, was sie können. Mit einem feinen Spielzug über die starke linke Seite setzte sich Dominik Distler schön durch und passte nach innen auf Ferdinand Eck, der nur noch einzuschieben brauchte. Dennoch erarbeitete sich die Heimmannschaft in der Folgezeit eine Ballhoheit. Die Schwabacher blieben mit ihren überfallartigen Kontern brandgefährlich. Unter anderem Dominik Distler hätte mit einem Querpass, statt selbst abzuschließen, das 2:0 vorbereiten können. Eine der ganz, ganz wenigen guten Chancen für die Hausherren datierte aus der 37. Minute, als Milan Todorovic aus der Drehung abzog und am glänzend aufgelegten Keeper Thomas Raffel scheiterte. 0:1 hinten! Enzo Penna musste reagieren. Seine Mannschaft spielt gefällig, aber erfolglos. Taner Koc und Tommaso Cavallo kamen beide nach der Halbzeit. Und es sollte sich durchaus bezahlt machen.
Die entscheidende Szene: Stefan Singer kommt zu spät und foult als letzter Mann den SC-Stürmer Eck. Daraufhin musste der Baiersdorfer Abwehrspieler mit Rot vom Platz.
Christian Dotterweich
Wie ein Rudel Raubtiere wartete Schwabach weiter ab, um im richtigen Moment zuschlagen zu können. Eine dieser Angriffe endete dramatisch, denn als letzter Mann wusste sich Stefan Singer nur noch durch ein Foul gegen den auf das Tor zumarschierenden Schwabacher zu retten. Die Konsequenz war klar: Rot! Zum Rückstand jetzt also auch noch ab der 51. Minute die Unterzahl. Doch die Baiersdorfer wehrten sich. Und wie! Die Schwabacher sahen sich die meiste Zeit in der Defensive, denn Baiersdorf agierte. Mit der Lenk- und Denkzentrale im Mittelfeld des BSV, Taner Koc, waren die Meerrettich-Kicker mit zehn Mann besser, als ohne ihn zu elft. Die Schwabacher zogen sich weit zurück und von einer zahlenmäßigen Überlegenheit war nicht viel zu sehen. Analog zu Hälfte Eins, blieben sie lauernd in ihrer eigenen Hälfte und überließen den Baiersdorfern das Spiel. Doch weder die stürmenden Baiersdorfer, noch die elf Schwacher konnten Kapital aus ihrem jeweiligen Kapital schlagen. Fast hätte aber dennoch Milan Todorovic den Ausgleich erzielt, als er auf rechts von Tommaso Cavallo gut angespielt wurde. Doch auch aus aussichtsreicher Position scheiterte der BSV-Spieler am Schwabacher Keeper. Bei konzentrierteren Abspielen in die Spitze und mehr Pressing hätte die Gästeelf schon früher alles klar machen können und müssen. Es dauerte bis zur 77. Spielminute, ehe Dominik Distler, der einen Tag vorher seinen 19. Geburtstag feierte, im Stile eines abgezockten Stürmers zum 2:0 traf. Alleine vor dem Keeper, umspielte der Schwabacher Shootingstar Marc Schiffer und verwandelte eiskalt. Beide Mannschaften hatte dann genau noch eine Chance, die aber beide nicht nutzen konnten. Damit verliert Baiersdorf seit langem Platz Zwei an Schwabach. Der SC Feucht hat nun zwei Spiele weniger, als der BSV und kann den Zwei-Punkte-Rückstand auch noch wettmachen.
Spielbericht eingestellt am 17.04.2010 23:30 Uhr