Dass am Ende einer regulären Saison noch nicht alle Entscheidungen in einer Liga gefallen sind, kommt im Prinzip fast jedes Jahr vor. Aber dass am letzten Spieltag nicht alle Spiele durchgeführt werden können, sicher nur alle Jubeljahre. In der Bezirksliga Nord gibt es heuer diese äußerst seltene Konstellation. Das Spiel FC Stein gegen Cagri Spor Nürnberg konnte wegen eines Unwetters nicht ausgetragen werden und wird am kommenden Dienstag um 18.30 Uhr nachgeholt. Vom Ausgang dieser Partie sind außer Cagri Spor drei Mannschaften abhängig. Verliert Cagri Spor, dann stehen sie auf dem Relegationsplatz und Neunkirchen, Post SV Nürnberg und Röttenbach haben den Klassenerhalt sicher. Bei einem Remis schließt Cagri Spor zu den drei vorher genannten Teams auf und der Schleuderplatz wird unter den vier Vereinen ausgespielt. Bei einem Sieg ist Cagri Spor gerettet und die anderen Drei rittern um den Relegationsplatz. Alle Augen werden am Dienstag auf die Nachholpartie gerichtet sein.
Gleich steht es 1:0. Spielertrainer Norman Matschke (Nr. 4) wird den Freistoß herrlich über die Mauer in linke obere Eck zirkeln.
René Hoffmann
Beim Warmmachen verletzte sich Neunkirchens Ersatzkeeper Christian Kühnel so schwer am Knie, dass er gleich ins Krankenhaus gefahren werden musste. Daraufhin musste Alexander Disselberger einspringen, der normal in der Reserve das Tor hütet. Eine große Bürde, in so einem entscheidenden Match ins kalte Wasser geworfen zu werden. Vielleicht war es der Umstand des überraschenden Torwartwechsels, der die Hausherren etwas verhalten beginnen ließ. In den ersten Minuten machten nämlich die Erlanger direkt deutlich, dass sie hier mit einem Sieg heimfahren und somit weiterhin den Klassenerhalt in der eigenen Hand halten wollten. In der elften Minute gingen jedoch die Gastgeber mit ihrem ersten Schuss aufs Tor in Führung. Norman Matschke verwandelte einen direkten Freistoß aus knapp 25 Metern traumhaft über die Mauer ins linke obere Eck – da gab es für Andi Sichert im Kasten der Spieli nix zu halten. Doch die Erlanger zeigten sich keineswegs geschockt, kamen praktisch im Gegenzug zum Ausgleich. Fabian Melzer, in den Anfangsminuten der auffälligste Akteur, zirkelte eine schöne Flanke genau auf den Kopf von Thomas Michels, der aus sechs Metern eiskalt vollstreckte. Damit waren bei allen Beteiligten die Lebensgeister geweckt und es ging munter hin und her, wenn auch Torchancen die Ausnahme blieben. Zwei Möglichkeiten für die SpVgg hatte Fabian Melzer, der erst mit seinem Schuss an Torwart Alexander Disselberger scheiterte und dann einen Freistoß an die Außenkante des Lattenkreuzes setzte. Mitte der ersten Halbzeit tauchte dann Neunkirchen auch mal wieder vor dem Gäste-Tor auf, doch Markus Angermüller schloss aus 14 Metern zu unplatziert ab, so dass Andi Sichert den Ball mühelos parieren konnte. Nach gut einer halben Stunde konnte der TSV dann zum zweiten Mal jubeln. Nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte, der vom Rücken eines Erlanger Abwehrspielers abprallte, war Andre Percht zur Stelle und brachte seine Farben mit einer schönen Direktabnahme aus elf Metern wieder in Front. Gleich darauf hätte er auf 3:1 stellen können, doch sein Direktschuss nach gutem Rückpass von Markus Conrad strich knapp am kurzen Giebel vorbei. Auf der Gegenseite hatte der einzige Stürmer der Gäste, Thomas Michels, die Möglichkeit auszugleichen, traf aber den Ball aus aussichtsreicher Position nicht richtig und verzog. Mit einer glücklichen 2:1-Führung für Neunkirchen ging es in die Pause.
Thomas Michels holt Michael Köhler unsanft von den Beinen.
René Hoffmann
Nach dem Wechsel plätscherte das Spiel so vor sich hin, von Abstiegskampf weit und breit keine Spur. Die erste nennenswerte Szene ereignete sich in Minute 57, als ein weiter Schlag aus der Erlanger Hälfte den jungen Keeper der Heimelf gehörig ins Schwitzen brachte und er die Latte zu Hilfe nehmen musste, um den Ball zu klären. Ansonsten hatte es den Anschein, dass die Spieli nicht mehr tun konnte und Neunkirchen nicht mehr tun wollte. Das Einzige was jetzt zunahm war die Härte und so gab es um die 60. Minute rum drei Mal den Gelben Karton. Die erste herausgespielte Tormöglichkeit der zweiten Hälfte datierte aus der 67. Minute, als der eben eingewechselte Felix Schulze-Zachau nach einem Doppelpass mit Thomas Michels aus spitzem Winkel um einige Meter verzog. In der 71. Minute die erste Offensivaktion der Hausherren. Manuel Menges verlängerte einen langen Freistoß von Norman Matschke, doch der Ball verfehlte das Tor doch deutlich. Eine Minute danach wurde ein Freistoß der Neunkirchener abgewehrt und die Spieli startete über links in Person von Dominik Beier einen schnellen Konterangriff. Seine Hereingabe fast von der Grundlinie verunglückte ihm zwar, doch Thomas Michels kam weit hinter dem zweiten Pfosten doch noch irgendwie mit dem Kopf an den Ball und konnte das Leder zum Erstaunen aller einnetzen. Somit war plötzlich wieder alles offen und beide Mannschaften brauchten ein Tor. Wieder ein langer Ball, diesmal ein Freistoß von Christian Müller, stellte Alexander Disselberger vor große Schwierigkeiten, der den aufspringenden Ball nur mit Mühe über die Latte lenken konnte. Knapp zehn Minuten vor dem Ende zog die Spieli den letzten Joker. Spielertrainer Frank Hirschberger wechselte sich ein und begab sich sofort ins Sturmzentrum, um mit seiner Kopfballstärke nochmal für Gefahr zu sorgen. Die erste Kopfballgelegenheit hatte dann jedoch Spielführer Christinan Müller, doch er kam nicht hinter den Ball und köpfte weit drüber. In der 84. Minute waren die Hausherren dann schlagartig nur noch zu zehnt. Andre Pritzke wurde wegen Ballwegschlagens vom Unparteiischen vorzeitig zum Duschen geschickt. Zwei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit wäre der Schachzug der Spieli beinahe aufgegangen, doch Torwart Alexander Disselberger lenkte einen Kopfballwischer von Frank Hirschberger mit einem hervorragenden Reflex um den Pfosten. Und auch bei der nächste Aktion hielt der junge Keeper seinem Team den Punkt fest, als er nach einem gefährlichen Schuss von Christian Müller auf dem Posten war. In der Nachspielzeit hätte dann TSV-Kapitän Michael Köhler zum umjubelten Helden der Neunkirchener werden können. Nach einem Konter tauchte er, von Tobias Müller allerdings noch unfair gestört, frei vor Torwart Andi Sichert auf und scheiterte mit seinem Abschluss am gut reagierenden Keeper. Mit etwas mehr Ruhe hätte er den mitgelaufenen Andre Percht vielleicht gesehen und quer spielen können. Aber hätte, wenn und aber zählt auch im Fußball nicht und so bleib es beim insgesamt nicht ungerechten Unentschieden, welches der SpVgg Erlangen den Abstieg in die Kreisliga einbrachte. Ob und zu was das Remis für Neunkirchen gut war, wird sich frühestens am Dienstagabend rausstellen.
Nach zwei erfolgreichen Jahren mit Platz zwei und vier hätte vor der Spielzeit sicher niemand auf die SpVgg Erlangen als Absteiger getippt. Warum auch? Aber wenn in einer Saison mal der Wurm drin ist, dann ist es ganz schwer, den Hebel wieder umzulegen. Vor allem wenn die Mannschaft aus vielen jungen Spielern besteht, für die Abstiegskampf bisher ein Fremdwort war. Aber die Mannschaft und der ganze Verein besitzt, gestützt auf eine sehr gute Jugendarbeit, so viel Potential, dass von einer baldigen Rückkehr in die Bezirksliga ausgegangen werden darf. Beim TSV Neunkirchen ruhen die Hoffnungen, wie auch die des TSV Röttenbach und des Post SV Nürnberg, nun auf dem FC Stein. Ansonsten geht eine eh schon lange Saison nochmal in die Verlängerung, was natürlich unbedingt verhindert werden sollte. Allerdings müssen sich die Matschke-Jungs schon selbst an die Nase fassen, denn der letzte Schritt in Form eines einzigen Heimsieges gegen Hüttenbach beziehungsweise SpVgg Erlangen konnte nicht getan werden, auch wenn die Aufholjagd nach der Winterpause schon aller Ehren wert war. Besten Falls kommt ihnen der FC Stein zu Hilfe, schlechtesten Falls haben sie immer noch alles in der eigenen Hand.
Spielbericht eingestellt am 06.06.2011 06:28 Uhr