Trainingslager in der Türkei. Testspiele gegen höherklassige Gegner erfolgreich bestritten. Der ASV Vach wird seinem Ruf als absolute Spitzenmannschaft absolut gerecht. Das wussten auch die Steiner, die dennoch drei Punkte vor dem Landesliga-Dino beheimatet sind. Im Hinspiel setzte sich der BOL-Absteiger noch mit 3:1 durch. Es galt für die Hausherren demnach etwas gut zu machen. Bis auf drei Mann konnte Coach Uwe Kroll in Bestbesetzung antreten. Und seine Jungs sollten ihn nicht enttäuschen.
Die Steiner baten zum Tanz: Tim Kreim (rechts) macht vor, wie's geht. Theodoros Fringelis (Nr. 16) kann nur staunend zusehen.
Christian Dotterweich
Dass die Vacher ihren Betriebsunfall „Abstieg“ wieder vergessen machen wollen, ist kein Geheimnis. Dass die Steiner „vorne mitspielen“ mal vorsichtig als Ziel ausgaben, lässt erahnen, welche Brisanz im Auftakt zum neuen Jahr steckte. Beide Teams wollen was reißen und so begann die Partie gleich mit 100%. 4-2-3-1 hieß die Taktik, die sich Armin Appelt gegen die Steiner ausgedacht hatte. Die Hausherren wussten, dass die Vacher nominell die beste Mannschaft der Bezirksliga sind: Sie verfügen über eine der besten Offensiven der Liga und mit Felix Hörrlein über einen überdurchschnittlichen Keeper. Angst hatten die Steiner nicht und Uwe Kroll bot mit Kolb und Elibol zwei Stürmer auf und nur einen Sechser (Rawaz Ali). Die Vacher waren bemüht, den Ball in ihren Reihen zu halten, aber leisteten sich von Beginn an dumme Abspielfehler. Die Steiner nahmen diese Geschenke dankbar an: Erman Elibol wurde im Strafraum von den Füßen geholt, nachdem der FC einen schönen Angriff über rechts vortrug. Den fälligen Elfer verwandelte Rawaz Ali sicher nach nur elf Minuten. Nur Sekunden später war es wiederum der überragende Elibol, der zum richtigen Zeitpunkt startete und nach dem richtigen Zuspiel alleine vor Hörrlein überlegt zum 2:0 einschob. Welch ein Start! Die Vacher waren logischerweise völlig verunsichert. Zu keiner Zeit kam der Titelkandidat ins Spiel. Die Gäste wirkten, als sonnten sie sich noch in der türkischen Sonne und wussten noch gar nicht, dass die Saison wieder beginnt. Erman Elibol war das völlig wurscht. Nach einer knappen halben Stunde Spielzeit tauchte er wieder alleine vor dem Vacher Tor auf und passte wunderbar uneigennützig quer auf seinen Sturmpartner Kolb, der freudestrahlend einschieben konnte. Was nun?, dachten sich die Vacher Anhänger und Spieler. Armin Appelt schwankte zwischen ständiger Motivation und kurzzeitiger Resignation. Nach dem 0:3 platzte es dann doch aus ihm heraus: „Wir spielen einen Scheißdreck!“ Und er reagierte: Stürmer Bernd Geinzer kam ins Spiel. Pommer auf links, Fringelis auf rechts und Jovanovic in die Mitte. Ein 4-4-2 sollte den Steiner nun Einhalt gebieten. Wenn Christian Hanfs Heber kurz vor dem Pausenpfiff sein Ziel nicht verfehlt hätte … undenkbar aus Vacher Sicht.
Rawaz Ali (rechts) brillierte auf der Sechser-Position und stahl sich ab und an auch mit nach vorne. Dort traf er unter anderem auf Klaus Fierus: einer der beiden Sechser der Vacher.
Christian Dotterweich
Na, die Vacher müssen ja nun mit einer Trotzreaktion aus der Kabine kommen! Das erwarteten alle knapp 200 Zuschauer. Und tatsächlich waren die Gäste die Ballführenden nach dem Wiederanpfiff. Mit der 3:0-Führung im Rücken ließen die Steiner jedoch keine Zweifel am Spitzenspiel-Sieg und ihren Aufstiegs-Chancen. Konsequent wurde hinten agiert. Ein Benjamin Pommer – immerhin Bayernliga-Erfahrung mit Seligenporten und derzeit 14 Bezirkliga-Tore) oder auch Winterpausen-Neuzugang Cemil Aydogmus (Landesliga-Spieler in Vach und bei Quelle Fürth) trugen ihre Nummern nur spazieren. Von Torgefahr zu sprechen, wäre eine Beleidigung für jeden (gefährlichen) Angreifer. Die Steiner hingegen lieferten eine tadellose Vorstellung ab. Der Kroll-Truppe reichten gelegentliche Konter, um die 90 Minuten zu absolvieren. Die Vacher brachten an diesem sonnigen Nachmittag nichts, aber auch gar nichts zu Werke. Abspielfehler, Stockfehler, Ratlosigkeit, Ideenlosigkeit: Phasenweise konnte man von manchen wenigstens noch den Willen sehen, wie etwa dem eingewechselten Dirk Henning, der lautstark immer wieder mehr Einsatz forderte. Doch die „Ritter von der traurigen Gestalt“ ritten gen Sonnenuntergang und kämpften irgendwie auch gegen Windmühlen, wie einst der bedauernswerte Don Quijote. Der Kopfball von Bernd Geinzer nach einer weiten Flanke soll hier nicht unterschlagen werden. Denn das war die einzige nennenswerte Chance der Appelt-Ritter (89.). Die Steiner retteten ihr verdientes 3:0 über die Zeit, gönnten Erman Elibol den verdienten Applaus und brachten in den Schlussminuten zwei Spieler aus der zweiten Reihe. Eine Demontage für die Vacher Edel-Kicker.
Fazit: Fußball ist glücklicherweise ein Mannschaftssport. Elf beziehungsweise 15 Einzelkönner müssen nicht zwingend eine herausragende Mannschaft sein – sie können eine werden. Damit hat der Vacher Coach nun zu kämpfen. Die Steiner mit ihrem herrlich unverkrampften und schnörkellosen Auftreten können sich wohlverdient in den Fasching stürzen. Helau!
Spielbericht eingestellt am 06.03.2011 21:09 Uhr