Der Trainer des SV Schwaig, Tomas Di Stasio, schrieb höchstpersönlich in der Stadionzeitung Folgendes: „Die Tabellensituation weist unserem Gegner eine leichte Favoritenstellung zu, dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir dem in der Vorsaison noch in der Landesliga spielenden ASV Zirndorf wie bereits im Hinspiel Paroli bieten können“. Er forderte von seiner Mannschaft, „hellwach“ zu agieren und eine „geschlossene Teamleistung“ abzurufen. Personell setzte Di Stasio auf die gleiche Startformation wie am Sonntag gegen den SC Eltersdorf 2 (4:2). Stammkeeper Heiko Saß hatte seine zweiwöchige Rotsperre abgebrummt, saß aber nur auf der Bank. Dort nahm auch wieder Christian Vitzethum Platz. Es stand wieder Patrick Rutte zwischen den Pfosten. Vom Stamm fehlen derzeit einige Spieler: Kapitän Lorenz ist verletzt, Kern und Sörgel sind im Urlaub. „Wir wollen voll auf Sieg spielen. Wir wollen nicht taktieren. Das können wir gar nicht“, umriss Di Stasio im Gespräch vor dem Spiel die Marschroute. Er habe in der Wintervorbereitung an der Fitness seines Teams gearbeitet. Was ihm zuletzt gut gefallen hat, war das vertikale Spiel nach vorne. Hingegen könnte die Chancenauswertung wesentlich besser sein.
Zirndorfs Trainer Martin Hermann äußerte vor dem Spiel Respekt, aber keine Angst vor den großen Namen im Kader des Tabellendritten, der vier Punkte hinter dem ASV steht. Die Gäste mussten bei diesem Dienstagabend-Spiel auf Torhüter Stefan Lösel (Urlaub), Kapitän Florian Schuster (14 Saisontore, Leistenzerrung) und Winter-Neuzugang Sebastian Bieber (vom TSV Cadolzburg, erkrankt) verzichten. Im Vergleich zum Sonntag-Spiel gegen den FSV Erlangen-Bruck 2 (4:0) wollte Hermann mit Wonner für Oswald beginnen. Doch da Takmak es bei diesem Abendspiel nicht rechtzeitig bis zum Anstoß schaffte, stand Oswald kurzfristig doch in der Startelf. Im Duell mit den nominell starken Schwaigern setzt Hermann auf die mannschaftliche Geschlossenheit und auf das Selbstvertrauen nach zuletzt erfolgreichen Wochen (fünf Siege aus den letzten sechs Spielen). Als Ziel für das Schwaig-Spiel spricht der Gäste-Trainer (in seiner fünften Saison bei den Bibertstädtern) ganz offen von „einem Dreier“, um einen Verfolger auf Distanz zu halten. Damit könnten die Zirndorfer auch die 1:2-Hinspielniederlage vom Freitag, 2. August, vergessen machen. Nach dem Abstieg aus der Landesliga Nordost geht man dem Thema Wiederaufstieg nicht aus dem Weg und versucht, sportlich mit breiter Brust das Bestmögliche zu erreichen.
Schwaigs Kapitän und Innenverteidiger Fabian Dünfelder (links) setzte früh in der Partie (4.) hier im Duell mit dem Zirndorfer Torjäger Matthias Köhnlein (15 Saisontore) ein Zeichen mit konsequenter Zweikampfführung.
Ralph Strobl
Die Heimelf setzte anfangs eindrucksvoll das um, was ihr Trainer von ihr erwartete. Mit Vollgas wurden die Zirndorfer angelaufen und gleich unter Druck gesetzt. Die Gäste versuchten in den ersten Minuten durchaus, mit Bällen auf ihren Mittelstürmer Matthias Köhnlein (15 Saisontore) nach vorne zu kommen. Doch die Schwaiger Abwehr um den zuverlässigen Kapitän Fabian Dünfelder (rechter Innenverteidiger) und dem zweikampfstarken rechten Außenverteidiger Ingo Platschek stand wie eine Eins. Der einzige Torschussversuch der Zirndorfer in den ersten 30 Minuten war ein Freistoß von Kapitän Stephan Richter. Doch der Ball von der linken Seite wurde von der Zwei-Mann-Mauer zur Ecke abgewehrt (7.).
Zwei Minuten später gingen die sehr leidenschaftlich und zielstrebig zu Werke gehenden Gastgeber mit 1:0 in Führung. Markus Bauer brachte einen 40-Meter-Freistoß aus dem rechten Halbfeld hoch und weit in Richtung Fünfmeterraum. Dort stand in halblinker Verbindung Knipser Christoph Weber (vor dem Spiel mit 18 Treffern Zweiter der Torschützenliste der Liga), der mit einem Kopfball ins lange Eck maßgenau einnetzte. Am zweiten Pfosten wäre auch noch Daniel Wolf zum Abstauben gestanden, musste aber nicht mehr eingreifen, da das Leder bereits drin war. In der Folgezeit blieben die heißlaufenden Gastgeber im Vorwärtsgang und waren durch den lauf- und dribbelstarken Markus Bauer auf der linken Seite stets gefährlich. Das 2:0 (16.) war eine feine Einzelleistung von Christoph Weber, der mit einem ansatzlosen 18-Meter-Flachschuss genau in die linke untere Ecke dem Zirndorfer Torhüter Johannes Tschinkl keine Abwehrchance ließ. Drei Minuten später fädelte der regionalligaerfahrene Weber (freistehend vor dem Tor auftauchend) bei Zirndorfs Torhüter Tschinkl geschickt ein, und der Schiedsrichter pfiff diesen Elfmeter aus der Kategorie „Kann man geben, muss man aber nicht“. Vom Punkt zeigte Weber keine Nerven und verwandelte mit einem strammen Schuss in die linke Ecke unhaltbar. Nach diesem Weber-Hattrick innerhalb von elf Minuten trauten die Zuschauer fast ihren Augen nicht. Denn auf der elektronischen Anzeigentafel (seit dieser Saison in Betrieb) leuchtete nach 20 Spielminuten um 18.52 Uhr der Spielstand 3:0. Der Dritte Schwaig hatte den Zweiten Zirndorf schier überrumpelt und die Weichen frühzeitig auf Sieg gestellt.
In Minute 23 brach nach wiederholt gutem Vertikalspiel der Schwaiger Sechser Marco Ranft über die halbrechte Seite durch. Am Sechzehner kam Zirndorfs Torhüter Tschinkl herausgelaufen und verkürzte den Winkel. Ranfts Torschuss ging ans Außennetz.
Erst nach 37 Minuten hatten sich die Gäste von der wahnsinnig starken Sturm- und Drangphase der hochmotivierten Gastgeber erholt. Heiko Redl setzte einen gut getretenen 25-Meter-Freistoß über das Tor (37.). Eine Freistoßflanke flach in Richtung Tor wehrte Schwaigs Keeper Rutte aufmerksam ab (41.). Die Halbzeitführung der überzeugenden Schwaiger war verdient. Doch zum Ende der ersten 45 Minuten kamen die Gäste schon besser ins Spiel.
Diese Freistoßflanke von Zirndorfs Kapitän Stephan Richter wurde zur Ecke abgewehrt, so dass Schwaigs aufmerksamer Keeper Patrick Rutte nicht eingreifen musste (9.).
Ralph Strobl
Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer im Vergleich zur ersten Halbzeit einen ganz anders sich präsentierenden Tabellenzweiten ASV Zirndorf. Dies lag zum einen an einer zweifachen Auswechslung: Für Trainer-Sohn Tobias Hermann und Sven Oswald spielten fortan Nicolas Müller und Marcus Schmitt, die beide richtig gut für Betrieb sorgten. Gleich in der ersten Minuten nach Widerbeginn verzeichneten die Gäste zwei Eckbälle (in der zweiten Halbzeit insgesamt sieben), und in Minute 51 verkürzten die nun sehr engagierten Gäste auf 3:1. Torjäger Köhnlein flankte von rechts scharf und flach in den Strafraum, und der eingewechselte Schmitt hielt etwa am Fünfmeterraum den Fuß hin. Die Zirndorfer zeigten nun eine ganz andere Körpersprache als in den ersten 45 Minuten und brachten die in der ersten Halbzeit noch so souveränen Schwaiger durchaus in Bedrängnis. Müller traf aus 18 Metern den Pfosten (60.), und der starke Torhüter Rutte rettete gegen den durchgebrochenen Köhnlein (62.). In dieser Phase hatten die Gastgeber schon einige Konterchancen, trafen aber das Tor nicht. Der agile Bauer zum Beispiel zielte aus halblinker Position knapp am langen Eck vorbei (66.). In Minute 70 konnte Bauer auf Höhe der Mittellinie nur durch ein klares Foul von Müller gestoppt werden, doch anstatt Gelb kam der Zirndorfer mit einer Ermahnung vom Schiedsrichter davon. Zwei Minuten später wechselte Gäste-Trainer Hermann zum dritten Mal: Für Wonner kam der ursprünglich für die Startelf vorgesehene Takmak. Wieder zwei Minuten später forderten die Gäste zu Recht einen Elfmeter. Denn das Tackling eines Schwaigers rechts im Strafraum gegen Schmitt war ein klares Foul und deshalb mit Elfmeter zu ahnden. Doch die Pfeife des in der zweiten Halbzeit nicht mehr überzeugenden Landesliga-Referees blieb stumm. In der 78. Minute kam Köhnlein nach einem ungestümen Einsatz gegen Bauer an der Torauslinie auch ungeschoren davon.
In der Schlussphase hätten beide Teams, die 90 Minuten lang in einem wahren Spitzenspiel den Zuschauern einiges boten, noch treffen können. Der sehr präsente Zirndorfer Einwechselspieler Müller (83., 90./+3), Joker Schmitt (Kopfball 85., Rutte lenkt Ball über die Latte) und bei einem weiteren 20-Meter-Schuss aus dem Hinterhalt (den wieder Rutte entschärfte, 86.) hätten die Gäste mindestens noch einen Treffer verdient gehabt. Auf der Gegenseite überrließ Weber uneigennützig dem kurz davor eingewechselten Jens Zitting den Torschuss (84.), und Daniel Wolf war freistehend nach einem schönen Zuspiel von der Torauslinie zu verspielt, so dass ein Zirndorfer den Ball vor dem eigen Kasten abwehren konnte (89.). Nach 4:16 Minuten Nachspielzeit war Schluss. Schwaig hatte drei wichtige Zähler im Meisterschaftsrennen im Sack. Zirndorf hat nur ein Spiel verloren, bleibt aber mit einem Punkt Vorsprung Tabellenzweiter.
Die Leistung des SV Schwaig in den ersten 30 Minuten genügt allerhöchsten Ansprüchen für Bezirksligaverhältnisse. Damit können die Gastgeber berechtigte Hoffnungen beziehungsweise Ambitionen zumindest in Richtung zweiten Platz (der zu Relegationsspielen in Richtung Landesliga berechtigen würde) hegen und anmelden. Einzig die Chancenauswertung lässt noch zu wünschen übrig, was sich bei engeren Spielen auch mal negativ bemerkbar machen könnte. Der SVS ist in mehrerer Hinsicht eine Spitzenmannschaft, die ihr Potenzial „nur“ jede Woche abrufen muss. Mit sechs höherklassig erfahrenen Kickern (Weber, Möller und Streubert in der Regionalliga sowie Bauer, Wolf und Vitzethum in der Bayernliga) hat der Pegnitzgrund-Vertreter den wohl qualitativ besten Kader der Liga. Eine gewisse Erfolgsspur ist vorgezeichnet.
Der ASV Zirndorf wurde in Schwaig in den ersten 30 Minuten regelrecht auseinandergenommen, fing sich aber dann, was sich für eine Spitzenmannschaft und für einen Ex-Landesligisten auch gehört. In der zweiten Halbzeit zeigte die Herrmann-Elf (auch ohne den einen oder anderen Stammspieler), was in ihr steckt und dass sie zu Recht oben in der Tabelle mitspielt. Im Konzert mit den Top-Teams der Liga, Baiersdorf, Schwaig und TV 48 Erlangen, wird es sicherlich bis zum letzten Spieltag spannend, wer die ersten beiden Tabellenplätze belegt.
Der SV Schwaig gastiert am (Oster-) Samstag, 19. April, bereits um 14 Uhr beim Zwölften, FC Bayern Kickers Nürnberg. Der ASV Zirndorf hat es zeitgleich mit dem Elften FC Stein zu tun. Am Samstag, 26. April, um 15 Uhr erwartet der Landesliga-Absteiger mit dem Tabellenführer Baiersdorfer SV den nächsten Hochkaräter der Liga in einem Spitzenspiel.
Spielbericht eingestellt am 16.04.2014 12:21 Uhr