von sva01.de
Wenn man nach 25 Minuten bereits 0:4 zurückliegt und nach dem Abpfiff dann ein 3:4 auf der Anzeigetafel aufleuchtet, dann verdient das zweifellos Anerkennung, auch wenn nachher keiner so recht weiß, wie das eigentlich gelungen ist. So passiert der Viktoria im Relegations-Hinspiel gegen die SpVgg. Greuther Fürth vor 1.921 Zuschauern im Stadion am Schönbusch.
Keinen Harakiri-Fußball hatte Viktoria-Coach Jochen Seitz angekündigt und doch hatte das, was sein Team zwischen der 7. und 25. Minute ablieferte, viel mit dieser Form des rituellen Selbstmords zu tun. Maderer brachte seine Farben bereits in der 7. Minute in Front, als er den nach einem Pressschlag mit Keeper Neuberger den in Richtung Tor trudelnden Ball aus kurzer Distanz einköpfte. Steininger mit einem Doppelschlag (12./22.) sowie Raum (25.) schufen gegen die zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überforderte Dreierkette der Viktoria im Rekordtempo Fakten. Die Profis aus Mittelfranken waren in allen Belangen überlegen, kombinationssicher und athletisch, und ließen die Weiß-Blauen wie das aussehen, was sie faktisch und nach eigenem Bekunden ja auch sind – wie Amateure. Es hätte noch schlimmer kommen können in Hälfte eins, doch schlich sich jetzt schon Bruder Leichtfuß als 12. Mann in das Team der kleinen Kleeblätter ein. So verpasste Steiniger seinen dritten Treffer, als er frei vor Neuberger am Tor vorbeischoss. „Wir hätten vor der Pause noch das 5:0 und das 6:0 machen müssen“, ärgerte sich Timo Rost über die mangelhafte Orientierung am Maximalprinzip bei seinen Mannen. Auf der Seite der Viktoria war nur eine Doppelchance von Schnitzer und Desch in der 5. Minute beim jungfräulichen Spielstand von 0:0 zu verzeichnen.
Fürther „Verwaltung“ mit spätem Burnout
Jochen Seitz, der wohl die schwierigste Pausenansprache in seiner Laufbahn als Trainer der Viktoria halten musste, brachte nach der Pause Clay Verkaj und Sascha Wolfert bereits in der 33. Minute. Mit einer Viererkette operierend machte man nun hinten dicht, wohl auch, um weitere Gegentore und damit ein Debakel zu verhindern. Entgegen kam dabei freilich auch, dass den Grün-Weißen, wie allen Teams, die einem vermeintlich ungefährdeten Sieg entgegensteuern, ein gutes Stück ihrer Aggressivität verlustig ging. „Verwalten“ nennt sich das in der Amtssprache… Bis zur 75. Minute konnte man dies auch folgenlos tun, da die Viktoria weiterhin offensiv zu wenig zu bieten hatte, um Fürth in Verlegenheit zu bringen. Bezeichnenderweise war es dann ein Fürther, der eine Flanke zum 1:4 ins eigene Netz bugsierte. Gelächter dann auf den Rängen, als Stadionsprecher Franz Josef Fries ausrief: „Tor für die Viktoria. Torschütze… Eigentor“. Das Publikum macht halt immer, was es will…
Nun gut, ein Ehrentreffer, dachte sich wohl so ziemlich jeder, aber damit war es zum allgemeinen Erstaunen nicht getan. Als Sascha Wolfert in der 79. Spielminute auf Flanke von Daniele Toch per Kopf auf 2:4 verkürzte, raffte sich die Viktoria gegen jetzt zunehmend passive Fürther sogar noch zu einem Schlussspurt auf. So druckvoll und beeindruckend wie der in Seligenporten war der zwar nicht, aber gleichermaßen von Erfolg gekrönt. Quasi in der Schlussminute ging ein Fürther im Strafraum dermaßen „dumm“ gegen Clay Verkaj zu Werke, dass Schiedsrichter Treiber gar nichts anderes übrig blieb als auf den Punkt zu zeigen. Gökhan Aydin behielt die Nerven und verkürzte auf 3:4. Unmittelbar danach pfiff der Referee die Partie ab.
Fazit: Die Viktoria hat auch ihr viertes Relegations-Heimspiel binnen Jahresfrist verloren und darf sich dennoch glücklich schätzen, da nach dem Spielverlauf mit diesem Endergebnis keiner mehr gerechnet hätte. „Gut vorgearbeitet“ geht anders, aber andererseits ist ein Sieg mit zwei Toren Unterschied in Fürth nicht völlig abwegig. Vorausgesetzt, man lässt dieses Mal das Samurai-Schwert zu Hause…
Spielbericht eingestellt am 01.07.2017 10:40 Uhr