Während Friesens Trainer Christoph Böger seine routinierte Achse komplett zur Verfügung hatte, musste sein Gegenüber, Thomas Adler, weiterhin auf einige wichtige Akteure verzichten - zudem war auch sein Torjäger Volkan Avci verletzungsbedingt nicht mit an Bord. Verstecken wollten sich beide aber nicht. Mit einer offensiven Grundaufstellung wollten sie das Duell der beiden Verfolger - will man bei der Weidener Dominanz in der Liga überhaupt noch von Verfolgern reden - für sich entscheiden. Die Quelle aus Fürth musste nach sechs Siegen und drei Remis dabei die erste Saison-Heimniederlage hinnehmen.
Maurice Koch kommt vor Sandro Ried und Dominik Cortus (rechts) ans Leder.
Andreas Bär
Die bekanntermaßen spielstarken Friesener sicherten sich dabei einen schnellen Vorteil. Nach einem Ballverlust Wellhöfers im Mittelfeld schob die Böger-Elf gewohnt konsequent und schnell nach vorne, ließ das Leder direkt laufen und Alexander Hurec vollstreckte in Torjägermanier schon nach fünf Minuten. Wer sich auf einen fußballerischen Leckerbissen freute, der wurde danach aber bitterlichst enttäuscht. Bei bitterkalten Temperaturen wollte man vor allem mit zwei Akteuren nicht tauschen: Die beiden Keeper Christian Krüger und Tobias Mayer blieben komplett beschäftigungslos, band sie nicht zwischendurch ein eigener Mitspieler in den Spielaufbau ein. Es war Fußballmagerkost auf hohem Niveau. Friesen verstand es immer wieder, den gefälligen Aufbau der Fürther um Dominik Wellhöfer mit kleinen, aber nie unfairen Fouls zu unterbinden. Die Folge: Haufenweise Freistöße für die Hausherren aus dem Halbfeld, die aber im Gegensatz zu den letzten Wochen ausnahmslos völlig wirkungslos verpufften. Immer wieder versuchten Sandro Ried und Co. die Bälle scharf zum Tor hin zu treten - immer wieder versäumte es die SG-Offensivabteilung aber in die Tiefe zu stoßen und daraus auch Zählbares zu machen. Auf der anderen Seite sorgten nicht einmal Standardsituationen für Gefahr. Immer wieder verzettelten sich die Friesener um Regisseur Maurice Koch und verloren die Bälle so schnell sie sie erobert hatten. Beschäftigungsnachweis von Keeper Christian Krüger vor dem Pausentee: Ein Ball kam auf sein Tor und den musste er aus den Maschen holen.
Aleksander Hurec im Duell gegen Sandro Ried (blau).
Andreas Bär
Auch nach dem Pausentee erfüllte sich Maurice Kochs Versprechen, wonach die Partie besser werden sollte, nur in Teilen. Es blieb eine weitere Viertelstunde ein Spitzenspiel auf hart verdaubarem Niveau. Doch es sollte zumindest, was den Spannungsfaktor angeht, besser werden. Nachdem Dominik Cortus im Strafraum Rene Schubart zu Fall brachte, er tauchte nach einer brillianten Ballweiterleitung von Aleksander Hurec dort auf, zeigte Referee Haase auf den Elfmeterpunkt. Der Auftakt einer für vieles entschädigenden Phase in der Partie. Christian Krüger tauchte sehenswert ab und fieselte den von Frank Fugmann gut getretenen Elfmeter direkt neben dem Pfosten weg (61.). Im Gegenzug der nächste Aufreger: Nur Sekunden später fällte der im Offensivbereich auffällige Robin Hutter seinen Gegenspieler an der Mittellinie recht robust, Schiri Haase zeigte ihm ohne zu zögern den Roten Karton - hart, aber durchaus vertretbar. Was nach dem frühen Tor noch immer fehlte: Eine Torchance aus dem Spiel heraus. Nach einem Rückpass des grundsoliden Defensiv-Routiniers Lars Mayer auf Namensvetter Tobias im Friesener Kasten, wollte der das Spielgerät nach vorne dreschen. Doch oh Schreck für den SV-Anhang: Er servierte das Leder punktgenau auf den draufschiebenden Quelle-Defensivmann Michael Gambel, von dem aus der Ball nur um Haaresbreite über die Latte trudelte (75.). Zwei Minuten später war es dann tatsächlich soweit. Eine richtig herausgespielte Möglichkeit, die nicht aus einer Standardsituation resultierte. Joker Adrian Swiechowitz bediente Marcel Fürsattel, der am überragend reagierenden Mayer scheiterte und den Nachschuss am Pfosten vorbeisetzte (77.). Wie so oft wurde die mit mehr Ballbesitz aufwartende Quelle für die fahrlässige Chancenverwertung postwendend bestraft. Nach einem Schubser von Maximilian Schmidt an Aleksander Hurec zeigte Haase erneut auf den Punkt und Schmidt noch dazu den Roten Karton. Der eingewechselte Johannes Müller machte es besser und sorgte mit seinem Foulelfmeter für die scheinbare Vorentscheidung. Aber nur scheinbar eben. Die SG Quelle wehrte sich in einfacher wie auch in doppelter Unterzahl weit besser als noch mit elf Mann und präsentierte sich plötzlich nicht nur ballsicher sondern auch offensiv präsent und gefährlich. Marcel Fürsattel visierte mit seinem Kopfball genauso über den Kasten wie Michael Gambel (86./87.). In der Nachspielzeit wurde der hohe Aufwand dann doch noch belohnt. Mit einem Freistoß war Adrian Siechowitz erfolgreich und verkürzte. Und fast wäre es in der 96. Minute soweit gewesen. Gegen die nach Woitschitzkes Ampelkarte auch nur noch mit zehn Mann agierenden Friesener scheiterte Raab mit einem 16-Meter-Schuss nur um Haaresbreite am Ausgleich. Das wäre es noch gewesen in einer Partie, die zwar fußballerisch nur ganz selten überzeugen konnte, aber durch ihren Spannungsbogen dann doch noch recht unterhaltsam wurde.
Friesen will am nächsten Wochenende erneut nachlegen. Nach dem furiosen Erfolg gegen Weiden feierte die Böger-Elf den dritten Sieg in Folge und muss nun erneut nach Fürth reisen: Als nächster Gastgeber wartet der FSV Stadeln. Für die SG Quelle Fürth geht es nach zwei Niederlagen gegen die Ligaführenden darum, den Kontakt nach oben nicht abreißen zu lassen. Vor allem hofft Trainer Thomas Adler dabei auf seine Rückkehrer, die nach teils langen Verletzungspausen noch nicht wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte sind und daher gegen Friesen nur auf der Bank Platz nahmen.
Spielbericht eingestellt am 28.10.2012 21:40 Uhr