von Stefan Specht
So schnell kann es gehen bei den Kickers. Eine Woche vorher noch ein hart umkämpfter 1:0-Sieg in Herzogenaurach, der mental die Wende zum Positiven einleiten sollte. Nun aber gleich der Rückschlag mit dem gleichen Endergebnis, bei dem so alles unglücklich gelaufen ist, was nur danebengehen kann. Ein unnötig entstandener Foulelfmeter, der zum entscheidenden Tor führte, Pech im Abschluss und einige unglückliche Schiedsrichterentscheidungen waren ausschlaggebend für einen gebrauchten Nachmittag. „Wir hatten diesmal mit etwas Glück das bessere Ende für uns, nachdem wir uns bei den beiden Auftaktniederlagen nicht für unseren Aufwand belohnt haben“, gestand auch Gästetrainer Serdal Gündogan ein, dass für den Gegner mehr drin war. Sein Matchwinner war schließlich Torhüter Alexander Skowronek, der am Ende beider Halbzeiten jeweils eine Selber Großchance zunichtemachte.
Die kampfbetonte Partie begann gleich mit einem Aufreger. Ein durch einen Platzfehler bedingter Fehlpass von Schlussmann Skowronek landete bei Kevin Winter und den abgefälschten Distanzschuss des Kickers-Kapitäns, der sich Richtung Tor senkte, beförderte SG-Abwehrchef Mettin Copier vor der Linie mit der Hacke zur Ecke. Diese erreichte den hinter dem langen Pfosten lauernden Alexander Seidel, der aus spitzem Winkel den Ball nicht an Skowronek vorbeibrachte. Nach dieser überstandenen Selber Blitzoffensive starteten auch die Gäste erste Angriffe und es entwickelte sich kurzzeitig ein offener Schlagabtausch. Es dauerte aber nicht lange, bis die Partie zerfahrener und zu einem von vielen Ballverlusten geprägten Abnutzungskampf im Mittelfeld wurde.
Bis auf einmal ein Diagonalpass in den Selber Strafraum Christian Haag erreichte. Torwart Jonas Lang kam einen Tick zu spät und brachte ihn zu Fall, den fälligen Elfmeter verwandelte Ahmet Kulabas zur Gästeführung. Ansonsten blieben die Angriffsbemühungen beider Mannschaften – abgesehen von einem wegen Abseits nicht anerkannten Selber Kopfballtores durch Ertac Tonka – weiter eher überschaubar. Richtig aufregend wurde es erst wieder in der Schlussminute vor dem Pausenpfiff, wo der Ausgleich eigentlich Pflichtsache war. Johannes Hamann flankte von rechts auf den am Fünfmeterraum zentral vor dem Tor freistehenden Maximilian Christl. Der hätte sich das Eck aussuchen können, köpfte jedoch genau auf Skowronek, der seine Beine soeben noch zusammenbrachte und damit diese Hundertprozentige entschärfte.
Der Auftakt des zweiten Durchgangs verlief äußerst schwungvoll. Kickers-Keeper Lang verhinderte gegen Haag einen höheren Rückstand und auf der Gegenseite verzog Winter in guter Position aus der Luft. Dann war wieder der SG’ler Haag an der Reihe, er schloss nach gewonnenem Zweikampf alleine vor dem Tor zu hoch ab. Mit zunehmender Spieldauer rückte Schiedsrichter Matthias Kraus in den Mittelpunkt. Bei seiner Zweikampfbewertung und Kartenauslegung hatte er keine klare Linie und brachte damit beide Seiten – vorwiegend aber die der Selber, die später gerne einen Elfmeterpfiff für sich gesehen hätten – in Rage. Die Partie wurde immer hektischer.
Erste ernsthafte Konsequenz daraus war eine berechtigte Ampelkarte gegen den Fürther Vlad Stan-Prigoana nach einem taktischen Handspiel vor dem Strafraum. Auf dem Spielfeld war allerdings nur kurze Zeit später wieder nummerischer Gleichstand. Der bereits verwarnte Fernando Redondo foulte ein weiteres Mal strafbar und musste vom Platz. Dazwischen hätte es allerdings wegen einer brutalen Grätsche einen Platzverweis gegen Gästespieler Henoc Agbessi geben müssen. Mit Gelb kam er gnädig davon.
Unbeeindruckt davon, dass es statt 11 gegen 9 mit 10 gegen 10 weitergegangen ist, warfen die Kickers in der verbleibenden Spielzeit alles nach vorne. Die Fürther stemmten sich energisch gegen den drohenden Ausgleich, teils auch mit schauspielreifen Einlagen. Gegen die phasenweise dünn besetzte Selber Defensive kamen sie zudem zu mehreren guten Kontermöglichkeiten, die sie leichtfertig ungenutzt ließen. Die Schlussoffensive der Heimelf hätte dann aber fast doch noch den „Lucky-Punch“ eingebracht. In einer Strafraumsituation behauptete sich Tonka, zog platziert ab und verzweifelte an Skowronek, der blitzartig seinen Arm ausfuhr und damit den für sein Team den im Abstiegskampf wichtigen Dreier eintütete.
„Es war ein gutes und chancenreiches Landesligaspiel, das jeder hätte gewinnen können“, freute sich schließlich Gästecoach Gündogan über drei glückliche und wichtige Punkte. Sein Selber Kollege Martin Damrot musste hingegen einmal mehr eingestehen, dass der Lernprozess für seine junge Truppe noch lange nicht abgeschlossen ist: „Der Gegner war erfahrener und cleverer und hat so seinen schmeichelhaften 1:0-Erfolg über die Zeit gebracht. Für uns waren durchaus Möglichkeiten vorhanden, nur das Glück im Abschluss ist momentan eben nicht auf unserer Seite.“ Über den Auftritt des Schiedsrichters hüllte er besonnen den Mantel des Schweigens.
Spielbericht eingestellt am 18.10.2020 15:51 Uhr