von Stefan Specht
„Wir machen momentan aus unseren Möglichkeiten zu wenig Tore“. Diese Aussage hatte der Selber Trainer Martin Damrot bereits im Vorfeld dieses Verfolgerduells von sich gegeben, ohne natürlich ahnen zu können, dass er damit bezüglich der folgenden 90 Minuten den Nagel voll auf den Kopf getroffen hat. Chancen hatten die Kickers jedenfalls genug, um die Partie für sich zu entscheiden, ins Schwarze trafen jedoch die Gäste und nahmen so etwas glücklich drei Punkte mit nach Hause. „In der zweiten Halbzeit sind wir fast überhaupt nicht mehr ins Spiel gekommen“, zeigte sich Gästecoach Manuel Bergmüller sichtlich erleichtert darüber. Er bescheinigte seiner Mannschaft eine starke erste halbe Stunde, in der sie dominant war und auch das goldene Tor erzielt hat.
In dieser Phase wirkten die Platzherren häufig hilflos. Die Gäste machten im Mittelfeld die Räume eng und ließen keinen geordneten Spielaufbau zu. „Lange Bälle waren nicht gerade das probate Mittel, um die Fünfer-Abwehrkette zu knacken“, bemängelte Kickers-Co-Trainer Willi Mohr fehlende Kreativität gegen groß gewachsene TSV-Abwehrrecken. Nur als die Bucher einmal etwas zu weit aufgerückt waren, gab es viel Platz. Bei einem schnellen Konter über links passte Daniel Sedlacek nach innen zu Danny Wild, der am Fünfmeterraum freistehend den nicht leicht zu nehmenden Ball über das leere Tor semmelte. In der Folgezeit machten die Gäste mit zwei Distanzschüssen erstmals auf sich aufmerksam.
Ihr erster gelungener Spielzug führte gleich zum Erfolg. Mit einem Pass durch die Schnittstelle hebelten sie die Kickers-Abwehrkette aus und Marco Flora fand mit seiner Hereingabe von rechts Oliver Lahr. Der Mittelstürmer war vor dem Tor den berühmten Bruchteil einer Sekunde schneller und beförderte das Spielgerät über die Linie. Kurz darauf traf er ein weiteres Mal, stand dabei aber im Abseits. Den Selbern gelang weiterhin ziemlich wenig. „Wir haben die erste Halbzeit verschlafen“, stellte Co-Trainer Mohr ernüchternd fest. Erst kurz vor der Pause fanden sie eine Lücke in der gegnerischen Hintermannschaft. Über Fabian Bösel kam der Ball zu Andreas Knoll und dessen Schlenzer von der Strafraumgrenze landete am Pfosten. Am Ende durften die Kickers jedoch froh sein, nicht mit einem höheren Rückstand in die Kabine gehen zu müssen, denn Flora marschierte in der Nachspielzeit nach einem Steilpass alleine aufs Tor und scheiterte an Torwart Lukas Sourek.
Wesentlich schwungvoller als der erste Durchgang begann der zweite. Es waren noch keine zwei Minuten vorüber, da lief Sedlacek alleine Richtung Gästegehäuse und schob an Torhüter Patrick Bogner und am Tor vorbei. Dieses fahrlässige Auslassen einer Großchance wäre gleich darauf fast bestraft worden. Wie schon beim Führungstreffer bediente Flora von rechts kommend Lahr, doch diesmal setzte der den Ball daneben. Damit war es dann aber mit der Herrlichkeit des TSV Buch für lange Zeit vorbei. „Wir haben nach dem Seitenwechsel ein anderes Gesicht gezeigt und über das Mittelfeld Druck aufgebaut“, beschrieb Mohr die anschließende Selber Drangphase. Bogner musste erstmals richtig ernsthaft eingreifen, um den Abschluss bei einer Hereingabe zu verhindern. In der 64. Minute rettete Philipp Schindler kurz vor der Torlinie bei einem Kopfball von Petr Rehak.
Wenig später rückte Schiedsrichter Thomas Gscheidl in den Mittelpunkt. Fabian Bösel drang von halbrechts kommend mit einem Solo in den Strafraum ein und wurde dabei gleich mehrmals gefoult. Das letzte dieser Fouls wurde im Sechzehner begangen, doch statt auf Elfmeter zu entscheiden gab es zum Entsetzen der Kickers nur Freistoß, da der Unparteiische plötzlich das erste Foul ahndete, obwohl er vorher Vorteil laufen ließ. Nur kurz darauf erhielt Bösel auf der Sechzehn-Meter-Linie einen Tritt in die Hacken, Gscheidls Pfeife blieb stumm und die Selber Volksseele kochte. Der Schlussoffensive der Heimelf hielt die kompakte Hintermannschaft der Gäste dann allerdings stand. Sie ließ keine zwingenden Torchancen mehr zu. Auch vorne waren es die Bucher, die die letzten Akzente. Ein Freistoß von Flora aus mehr als 30 Metern streifte die Latte und in der Nachspielzeit lag bei zwei Kontern der zweite Treffer in der Luft. „Unser großes Manko war das Auslassen von Hundertprozentigen, deshalb hat der Gegner mit Glück das Ergebnis über die Zeit gebracht“, lautete das Fazit von Mohr über eine völlig unnötige Selber Heimniederlage.
Spielbericht eingestellt am 20.10.2019 20:43 Uhr