Vor der Partie war die Laune der Gäste deutlich besser als die der Mitterteicher. „Nachdem wir 14 Mal in Mittelfranken unterwegs sind, ist es einmal ganz angenehm, in 20 Minuten über die Autobahn beim Auswärtsspiel zu sein“, freute sich Martin Damrot auf das Kräftemessen. Auch sonst hatte er wenig Grund zum Klagen. Trotz der zuletzt etwas mageren Punktausbeute waren die Selber schnell in der Landesliga angekommen und durften sich eher nach oben als nach unten orientieren. Rein personell war auch der bärenstarke Stürmer Danny Wild wieder von der Partie, der mit dem zuletzt etwas angeschlagene Daniel Sedlacek das Sturmduo bildete. Deutlich schwieriger war die Personalsituation bei der Heimelf, denn neben den Langzeitverletzten und Verhinderten musste am Vormittag auch noch der erkrankte Kapitän Manuel Dürbeck absagen. Trotzdem richtete Coach Andreas Lang den Blick nach vorne. „Wir brauchen unbedingt einen Sieg, um den Anschluss ans Mittelfeld nicht zu verlieren – zumal uns in den nächsten Wochen weitere schwere Spiele erwarten. Es ist also eine richtungsweisende Begegnung.“ Dafür hatte er nach dem Ausfall seines Spielführers einen neuen Schlachtplan ausgeheckt.
Der Mitterteicher David Dobras (li.) zeigte gleich Zweikampfstärke.
Hans Wunder
"Ich habe kurzfristig von Viererkette auf Fünferkette umgestellt", berichtete Lang. Zentraler Mann war dabei sein Co-Trainer Christoph Hegenbart, der im Abwehrzentrum die Defensivarbeit gegen die torhungrigen Gäste organisieren sollte. Das gelang zunächst recht gut und nach vorne konnte Mitterteich gleich einen Nadelstich setzen. Aus halbrechter Position zog Dobras ab und nachdem Kickers-Keeper Sourek zur Ecke geklärt hatte, strich anschließend der Kopfball von Stich (5.) gut einen Meter am Kasten vorbei. Damit deutete sich bereits an, dass es ein Duell auf Augenhöhe werden würde. Fraglich war allerdings, wie stabil die einheimische Abwehr ist. Den ehemalige Regionalligastürmer Wild konnte die SV-Abwehr zunächst zwar an die Kette legen, aber als sich Sedlacek die Kugel erkämpfte und zum Heber ansetzte, brannte es erstmals vor dem einheimischen Kasten (14.). Danach gab es viel Mittelfeldgeplänkel, bevor die Partie nach einer halben Stunde wieder Fahrt aufnahm. Nachdem Mitterteich vergeblich abseits reklamiert hatte, wurde Wild per Querpass in Szene gesetzt und hatte die große Chance zur Gästeführung. Doch der ehemalige Auerbacher zögerte zu lange, schlug dann auch noch einen Haken und brachte nur einen Roller auf das Tor (33.). Die anschließenden Minuten bis zum Pausentee gehörten dann aber den Gastgebern. Erst hätte Kiessling einen weiten Torwartabschlag fast im Netz untergebracht und dann betätigte sich der frühere Weidener als Vorbereiter. Bei seinem Flügellauf zog er bis zur Torauslinie, passte flach in die Mitte und der mitgelaufene Grünauer musste nur noch in den leeren Kasten zum 1:0 (40.) vollstrecken. Jetzt bekamen die Selber richtig Bauchschmerzen, weil zu diesem Zeitpunkt mit Kapitän Redondo und Spielertrainer Damrot schon zwei Führungskräfte verletzt draußen waren.
Auch gegen Mauricio Göhlert (Nr. 6) hatte Danny Wild einen schweren Stand.
Hans Wunder
Nach dem Seitenwechsel konnte es für die Gäste nach dem Rückstand und dem Verlust von zwei zentralen Abwehrmännern eigentlich nur heißen: "Angriff ist die beste Verteidigung." Doch der bis dahin so gefürchtete Kickers-Sturm war an diesem Tag nur ein laues Lüftchen. "Wir haben es einfach nicht geschafft, unsere individuelle Qualität auf den Platz zu bringen", räumte Danny Wild nach der Partie ein. Zwar probierte es Kevin Winter von der Strafraumlinie und setzte das Spielgerät einen Meter über den Kasten. Das war aber schon die beste Gelegenheit der Selber im zweiten Abschnitt, die sich in den Zweikämpfen nicht durchsetzen konnten und viel zu verhalten agierten. Dagegen wollten die Gastgeber nun wissen - und hatten auch die nötigen Räume dazu. Als Kickers-Verteidiger Fabian Bösel beim Diagonalpass ausrutschte, hatte er noch Glück, dass Daniel Lauterbach zu weit nach außen abgedrängt wurde und der Winkel beim Abschluss schon etwas spitz war. Wenig später schlug es aber erneut im Gästetor ein. Daniel Stich erkämpfte sich im Mittelfeld die Kugel und nun rollte der Konter über Özdemir und Grünauer, bis Kiessling aus sechs Metern nur noch zum 2:0 (74.) einschieben musste. Nun schwammen der Damrot-Elf die Felle in Windeseile davon, weil der bereits gelbverwarnte Waldemar Schneider sich, am Boden liegend, mit seinem Handspiel einen Vorteil verschaffte und nun den gelbroten Karton sah. Wenig später ereilte Mannschaftskollegen Andreas Knoll das gleiche Schicksal. Erst foulte der ehemalige Hofer den eingewechselten Özdemir und wurde verwarnt. Und zwei Minuten später (85.) streckte er im Strafraum den agilen Kießling nieder, der anschließend zum 3:0-Endstand (87.) verwandelte.
Zweikampfsieger Daniel Stich (re.): Der Mitterteicher klärt gegen Daniel Sedlacek.
Hans Wunder
Es ist wohl die erste Talsohle, die die Damrot-Elf zu durchschreiten hat. Denn in Mitterteich lieferte man nach den Worten des Trainers einen blutleeren Auftritt ab, kam zurecht ins Hintertreffen und ist nun seit vier Spielen ohne Sieg. Bange muss dem Aufsteiger trotzdem nicht werden, denn in der Truppe findet man viele Strategen, die dafür sorgen können, dass die Sache in der nächsten Woche schon wieder anders aussieht. Dabei sehnt man natürlich die Rückkehr von Abwehrkante Vaclav Heger herbei. Aufatmen dagegen in der Oberpfalz. Mit einem couragierten Auftritt hat man sich eindrucksvoll zurückgemeldet und darf mit den Rückkehrern wie Hegenbarth, Lauterbach oder Wildenauer darauf hoffen, dass man sich schnell von den hinteren Rängen absetzen kann.
Spielbericht eingestellt am 03.10.2019 20:02 Uhr