von Stefan Specht
Erste Aufregungen gab es bereits vor Spielbeginn. Auf Selber Seite konnte Jaroslav Kura wegen Magen-Darm-Beschwerden nicht mitwirken und musste durch den ebenfalls gesundheitlich angeschlagenen Johannes Hamann ersetzt werden. Ein ähnliches Schicksal traf die Gäste. Beim Aufwärmen verletzte sich William Rahe, für ihn rückte Tim Scheuerer in die Startelf.
Während sich die Kickers gut erholt von ihrer Niederlage in Feucht gezeigt haben, ging es für die in den letzten Wochen arg gebeutelten Herzogenauracher knüppeldick weiter. Wie schon in der Vorwoche gegen den SV Mitterteich war in Selb erneut die Hintermannschaft eine große Schwachstelle und der Angriff nicht in der Lage, gute Torchancen zu verwerten. „Eigentlich haben wir sehr großen Kader, aber durch viele Ausfälle waren wir sogar gezwungen, Umstellungen vorzunehmen und so manchen Akteur auf ungewohnter Position einzusetzen“, machte FC-Spielertrainer Jakob Karches seine aktuellen Probleme deutlich. Die Selber freuen sich hingegen, durch ihren zweiten 5:0-Heimsieg in Folge weiterhin Tuchfühlung zu den vorderen Tabellenplätzen zu haben. „Wir hatten spielerisch klare Vorteile und haben deshalb auch völlig verdient gewonnen“, stellte ihr Kapitän Fernando Redondo treffend fest.
Die Partie hätte für die Kickers nicht besser beginnen können. Gerade einmal eine halbe Minute war gespielt, da erreichte eine weite von links über die unsortierte Gästeabwehr hinweg getretene Winter-Flanke den im Strafraum lauernden Danny Wild, der den Ball herunterpflückte und mit einem trockenen Flachschuss ins lange Eck den frühen Führungstreffer erzielte. Dadurch beflügelt attackierte die Heimelf ihren Gegner weiterhin intensiv und brachte ihn das eine oder andere Mal in Verlegenheit. Schon nach fünf Minuten klingelte es ein zweites Mal im Herzogenauracher Gehäuse. Mit einem weiten Einwurf schickte Wild Daniel Sedlacek auf die Reise. Der Selber Youngster zog aus ganz spitzem Winkel einfach mal aus der Luft ab und traf maßgenau hoch ins Netz. „Die Anfangsminuten haben wir völlig verschlafen“, lautete das Fazit von Karches. Und es hätte wenig später noch schlimmer kommen können. Sedlacek war von links kommend alleine durch und schob an Torhüter Benedikt Lösch, aber auch am Tor vorbei.
Danach wendete sich allerdings der Spielverlauf. Die Platzherren wirkten nicht mehr so konsequent und die „Pumas“ witterten Morgenluft. Zwischen der 19. und der 25. Minute brannte es gleich vier Mal lichterloh vor dem FC-Gehäuse. Erst ließ Michael Thomann im Strafraum Petr Rehak stehen und hatte aus spitzem Winkel nur noch Torwart Armin Maisel vor sich. Seine Hereingabe vor das Tor ging jedoch ins Leere. Nur eine Minute danach war Thomann nach klugem Steilpass alleine durch und scheiterte an Maisel. In diesem Takt bleibend versiebte Alexander Ronneburg die nächste Großchance zum Anschlusstreffer. Mit einem Lupfer bedient hätte er Maisel volley fast getunnelt, von dessen Unterschenkel prallte der Ball an den Pfosten.
Kurz nach dieser glücklich überstandenen Druckphase erholten sich die Kickers und schlugen prompt zurück. Einen Freistoß von Kevin Winter köpfte Rehak an die Unterkante der Latte. Der kurz vor das Tor zurückspringende Ball landete am Körper vom unglücklichen Keeper Lösch und kullerte über die Linie. „Wir waren nach dem frühen Rückstand gut drin, haben dann aber das 3:0 kassiert und so haben einige Spieler die Köpfe hängengelassen“, bedauerte Gästecoach Karches den kurzzeitigen ungenutzten Chancenwucher seines Teams. Ab diesem Zeitpunkt lagen die Vorteile klar auf Selber Seite, der Pfosten verhinderte eine noch höhere Pausenführung.
Ihr nächstes Zeichen setzte die Heimelf gleich nach dem Wiederanpfiff. Sedlacek ließ vor dem Strafraum seinen Gegenspieler Maik Schmitt alt aussehen und schlenzte geschickt ins linke Eck. Danach gab es fast nur noch Einbahnstraßenfußball. Die Gäste waren zwar nach wie vor bemüht, nach vorne Akzente zu setzen, blieben aber meist schon im Ansatz hängen. Für lange Zeit blieb ein tückischer Ball, den der überzeugende Maisel meisterte, die erste wirkliche Torannäherung. Eine richtig zwingende Möglichkeit gab es erst kurz vor dem Schlusspfiff, doch auch hier blieb Maisel bei einem schnellen Gegenstoß über Kevin Rockwell der Sieger.
Auf der Gegenseite gab es hingegen noch zahlreiche weitere, teilweise hochkarätige Gelegenheiten. Die Gäste hätten sich nicht beschweren dürfen, wenn sie im weiteren Spielverlauf den ein oder anderen weiteren Gegentreffer hätten hinnehmen müssen. So dauerte es bis in die Schlussphase hinein, ehe es bei ihnen ein fünftes Mal – wenn auch etwas regelwidrig, wie Waldemar Schneider auch eingestand – eingeschlagen hat. Der Selber „Sechser“ gewann an der Mittellinie mit nicht ganz sauberen Mitteln einen Zweikampf und spielte dem eingewechselten Cem Parlakkilic in den Lauf. Gegenspieler im Strafraum düpiert, überlegt abgeschlossen – 5:0.
„Unsere Mannschaft hat gemerkt, dass die Niederlage in Feucht aufgearbeitet werden musste, und hat den Gegner von Anfang an mit Pressing überrascht“, freute sich Kickers-Spielleiter Christopher Lang über die passende Antwort auf das Spiel vom Dienstag. „Wir dürfen das jetzt aber nicht überbewerten und müssen schnell den Fokus auf das schwere Auswärtsspiel in Fürth legen“, warnt er jedoch gleichzeitig vor zu großer Euphorie. Auf der anderen Seite war natürlich Enttäuschung angesagt. „Wir haben uns viel zu viele individuelle Fehler geleistet“, so FC-Spielertrainer Karches.
Spielbericht eingestellt am 01.09.2019 22:55 Uhr