von Stefan Specht
Dass in der Landesliga nicht gleich alle Bäume in den Himmel wachsen, bekamen die Kickers gegen den äußerst unangenehmen und im spielerischen Bereich mit Vorteilen ausgestatteten Bayernliga-Absteiger aus Erlangen zu spüren. Der zeigte dem gastgebenden Senkrechtstarter in einigen Situationen die Grenzen auf. „Wir haben in der ersten Halbzeit ein sehr starkes Auswärtsspiel gezeigt, durch das frühe Anlaufen des Gegners wurde dessen Spielfluss im Keim erstickt“, nannte FSV-Sportvorstand Norbert Hofmann einen der Gründe für den Sieg seiner Mannschaft. Als einziges Manko sah er, dass zwei Großchancen nicht zu einer Pausenführung genutzt wurden. Ein weiterer entscheidender Faktor war für Hofmann die Phase nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich: „Da waren wir wieder sortiert und mit unseren schnellen Spitzen gefährlich. Insgesamt gesehen haben wir verdient gewonnen.“ Die Analyse des Selber Trainers Martin Damrot sah ähnlich aus. „Im Großen und Ganzen war es eine verdiente Niederlage, weil der Gegner von der ersten Minute an mehr fürs Spiel gemacht hat“, erkannte er die Leistung des Siegers an. Was er positiv herauszuheben hatte, war das Umwandeln des Zwei-Tore-Rückstandes in ein 2:2.
Zunächst sah es allerdings nicht nach einem solch torreichen Spiel aus. Die Heimelf erhielt einen frühen Rückschlag, nachdem ihr Abwehrchef Fernando Redondo beim Aufwärmen unglücklich gefallen war und in den Anfangsminuten ausscheiden musste. Sie wirkte übernervös und schaffte es nicht, den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten. Was aber auch der eingangs erwähnten Spielweise des FSV geschuldet war. Doch auch der hatte seine Probleme im Spielaufbau, so dass das Spielgerät in der ersten viertel Stunde häufig im Sekundentakt von der einen Mannschaft zur anderen ging. So dauerte es bis zur 16. Minute, ehe die Gäste nach einer Freistoßflanke, die von Dominik Hofmann am Fünfmeterraum haarscharf verpasst wurde, erstmals gefährlich vor dem Tor auftauchten. Auch die erste Selber Möglichkeit resultierte aus einer Standardsituation.
Fällig wäre das 0:1 Mitte der ersten Halbzeit gewesen. Die Platzherren brachten den Ball mehrmals nicht aus der Gefahrenzone und eine scharfe flache Hereingabe landete beim völlig freistehenden Ex-Selber Dominic Rewig, der aus drei Metern nur den Pfosten des leeren Tores traf. Fünf Minuten vor der Pause hatten die Gäste ihre nächste Hundertprozentige. Bei einem schnellen Gegenstoß kam es zu einem Überzahlspiel im Strafraum, doch es wurde viel zu lange mit dem Abschluss gezögert und ein Abwehrbein bereinigte die Situation gerade noch. Mit dem torlosen Pausenstand konnten die Kickers demnach deutlich besser leben als ihr Kontrahent.
Der zweite Durchgang begann mit einem Selber Freistoß neben das Tor. Gleich darauf drang auf der Gegenseite der quirlige Moritz Fischer in den Sechzehner ein. Kevin Winter stellte seinen Körper zwischen Ball und Gegenspieler, der auflief und zu Fall kam. Der junge Schiedsrichter Matthias Zahn, der bei seinem Landesligadebüt nicht in jeder Situation den nötigen Überblick bewies, sah dies als elfmeterwürdig an. FSV-Kapitän Maximilian Bauernschmitt verwandelte den Strafstoß sicher. Es kam nun immer mehr Hektik auf, was unter anderem an den zahlreichen theatralischen Schreieinlagen der Gäste lag. Nach zehnminütigem Leerlauf hatten die Brucker weitere Gelegenheiten und eine Ecke köpfte Brandon Lala ungehindert zum 0:2 ein. Damit schien die Partie vorzeitig gelaufen, die Kickers wirkten angezählt.
Doch weit gefehlt, plötzlich rappelte sich die Heimelf auf und hatte ihre stärkste Phase. Ein weiter Freistoß erreichte Danny Wild, der aus kurzer Distanz volley draufhielt und im reaktionsschnellen Torhüter Christopher Teuber seinen Meister fand. Grund zum Jubeln gab es wenig später. Nach einem Ballgewinn ging es schnell nach vorne, Andreas Knoll bediente den im Strafraum lauernden Daniel Sedlacek und der traf flach ins lange Eck. Bei seinem Torabschluss wurde er aber brutal von den Beinen geholt und musste ausgewechselt werden. Den Schiedsrichter interessierte das herzlich wenig, der Übeltäter kam ungestraft davon. Die Kickers machten weiter Druck und Knoll verfehlte eine Winter-Hereingabe. Dann spielte Waldemar Schneider weit auf Knoll, der für Wild ablegte. Dessen Schuss aus gut 20 Metern schlug zum umjubelten Ausgleich im Netz ein.
Ihre Hoffnung, das Spiel komplett drehen zu können, erhielt knapp 20 Minuten vor dem Ende einen herben Dämpfer. Der bereits verwarnte Petr Rehak beschwerte sich über eine Freistoßentscheidung des Schiedsrichters und musste mit der Ampelkarte vom Platz. Zehn Minuten später folgte die nächste Schlüsselszene. Der gerade eingewechselte Julian Müller verlor auf der linken Außenbahn ein Laufduell mit Fischer. Der zog nach innen, marschierte alleine Richtung Tor und legte uneigennützig quer zu Joker Klaus Faßold, der nur noch ins leere Selber Tor einschieben brauchte. „Wir hätten vielleicht anders wechseln können, aber das war eben ein Lernprozess“, gab sich Martin Damrot nach dem Spiel selbstkritisch. Die Platzherren kamen zwar noch zu einer Freistoßchance, Winter zirkelte aber den Ball knapp daneben. In der Schlussminute machten die Gäste mit einem Konter den Deckel drauf. Fischer blieb erneut Sieger gegen Müller, der im Sechzehner ins Leere grätschte und dabei auch noch am Boden den Ball mit dem Arm mitnahm. Auch das zweite Elfmeterduell entschied Bauernschmitt gegen Lukas Sourek für sich.
Spielbericht eingestellt am 04.08.2019 13:31 Uhr