"Wir müssen auf uns schauen und unsere Spiele gewinnen. Dafür ist es entscheidend, dass wir die gefährliche Offensive des Gegners in den Griff bekommen", sagte TSV-Coach Werner Thomas vor dem Auswärtsspiel beim SV Memmelsdorf. Im Aufstiegskampf der Landesliga Nordost stand für Neudrossenfeld am drittletzten Spieltag der schwere Gang in die Schmittenau an, nur mit einem Sieg würden die Aufstiegshoffnungen des Tabellendritten weiter bestehen bleiben. Die Aufgabe bei der Mannschaft von Gerd Schimmer sollte jedoch alles andere als einfach werden, zeigte sich der SVM zuletzt doch wieder stabiler und ging mit der Empfehlung von zwei Siegen in Serie in das Aufeinandertreffen mit dem TSV. Personelle Sorgen trugen beide Trainer mit sich herum, den Hausherren fehlten in Nikiforow, Kamm, Weber, Kane, Leim, Ogunjimi und Dayan zahlreiche arrivierte Spieler, bei Neudrossenfeld gesellten sich nach dem 4:1-Erfolg gegen Baiersdorf vor Wochenfrist Sascha Engelhardt und Sebastian Lattermann zum ebenfalls gut gefüllten Lazarett hinzu. Dafür feierte mit Jahn Löhrlein ein aus der Kreisliga-Reserve aufgerückter Angreifer sein Startelfdebüt und sollte der viertbesten Offensive der Liga Schwung verleihen.
Das lange Bein fährt SVM-Spielführer Michael Wernsdorfer (re.) aus, Claudio Bargenda (li.) ist trotzdem nicht zu stoppen.
Hendrik Kowalsky
Bei feuchtkalter Witterung war der Motor der Gastmannschaft sofort auf Betriebstemperatur, auf dem gut bespielbaren Hauptplatz im Schmittenau-Stadion übernahmen die Neudrossenfelder von Beginn an das Kommando. Mit konsequenter Zweikampfführung und schnörkellosem Umschaltspiel ließ der TSV die Gastgeber nicht ins Spiel kommen und gewann im Zentrum viele Bälle. Das hohe Pressing schmeckte dem SVM überhaupt nicht, immer wieder offenbarten die Hausherren große Lücken im Zentrum und mussten nach Fehlern im Spielaufbau hinterherlaufen. Ergebnistechnisch schlug die Überlegenheit des Tabellendritten erstmals in der 18. Minute zu Buche, aus dem linken Halbraum ging es nach einer weiteren Balleroberung ganz schnell, Jahn Löhrlein spielte einen perfekt getimten Ball in den Memmelsdorfer Strafraum, wo Stefan Kolb bereits heranrauschte und im Grätschen zum 0:1 vollendete! Ein feiner Treffer der Mannschaft von Werner Thomas, tolle Vorarbeit von Löhrlein, der mit seinem scharfen Flachpass die Lücke fand, cool vollstreckt von Kolb, der Thomas Schuberth im Tor des SVM keine Abwehrchance ließ. In der Folge ließ Neudrossenfeld nicht locker, weiter pressten die Gäste konsequent und setzten Memmelsdorf bei Ballbesitz sofort unter Druck, die Hausherren fanden einfach nicht ins Spiel hinein und taten sich gegen die bissigen Gäste vom roten Main sehr schwer. In der 26. Minute hätte Levin Pauli auf 2:0 erhöhen können, erneut fungierte Jahn Löhrlein mit einem Traumpass in die Tiefe als Vorlagengeber, Daniel Krüger verschätzte sich und musste Pauli ziehen lassen. Frei auf Thomas Schuberth zulaufend versagten dem Flügelspieler aber die Nerven und so rollte Paulis Abschluss knapp am linken Pfosten vorbei. Besser machte es Stefan Kolb sechs Zeigerumdrehungen später, in aussichtsreicher Position bekam Neudrossenfeld einen Freistoß zugesprochen. Torjäger Kolb nahm sich der Sache an und löste diese Aufgabe perfekt. Über die Mauer hob Stefan Kolb den Ball zum 0:2 in den rechten Giebel und ließ Neudrossenfeld jubeln! Wieder war Schlussmann Schuberth chancenlos, den Gastgebern schwammen zusehends die Felle davon, das war bis hierhin einfach zu wenig. Erst unmittelbar vor der Pause gab der SVM seinen ersten nennenswerten Torschuss ab, als Philipp Hörnes aus 19 Metern jedoch an Tobias Grüner im TSV-Gehäuse scheiterte, beendete der unaufgeregte Schiedsrichter Dr. Andreas Heidt den ersten Durchgang.
Zum Steilpass setzt Michael Wernsdorfer (re.) hier an, Claudio Bargenda (li.) läuft hoch an.
Hendrik Kowalsky
Leicht verbessert zeigte sich der SV Memmelsdorf zu Beginn der zweiten Hälfte, das erste Ausrufezeichen in Form eines Treffers setzten allerdings die Gäste. Erneut mussten die Hausherren das Leder im Spielaufbau preisgeben, Claudio Bargenta schaltete gedankenschnell und spielte einen langen Ball zu Jahn Löhrlein, der frei auf Keeper Schuberth zulaufen konnte. Zunächst schien der Debütant am Torhüter hängen zu bleiben, doch als der Abpraller erneut Löhrlein vor die Füße fiel, schob der Angreifer aus spitzem Winkel zum 0:3 ein und besorgte die vermeintliche Vorentscheidung! Wenige Augenblicke zuvor brachte Gerd Schimmer mit Henrik Schwinn eine frische Offensivkraft und nur kurz darauf sollte diese Hereinnahme Wirkung zeigen. Über die rechte Seite ging es in der 59. Minute endlich einmal schnell und flüssig nach vorne, so kam der bis dahin kaum zu sehende Dominik Sperlein in Schussposition, nachdem der Liga-Topscorer seinen Gegenspieler narrte, scheiterte Sperlein jedoch aus 13 Metern am glänzend parierenden Tobias Grüner. Technisch noch feiner löste es der SVM zwei Minuten später, auf dem linken Flügel wurde Philipp Hörnes bedient, der den Turbo zündete und scharf vor das Gästetor passte. Dort lauerte bereits Dominik Sperlein, der aus elf Metern flach links einschoss und auf 1:3 verkürzte! Spätestens jetzt war die Schimmer-Elf im Spiel angekommen, Körpersprache und Zweikampfverhalten stimmten nun, die Partie schlug eine neue Richtung ein. Fortan duellierten sich die Teams auf gutem Landesliganiveau, immer wieder wurde schnell und zielstrebig nach vorne gespielt, die Memmelsdorfer hatten sich keineswegs aufgegeben. Um das Comeback zu schaffen, musste der SVM aber zwangsweise mehr Risiko eingehen und so eröffnete sich Neudrossenfeld alsbald viel Platz zum Kontern. So auch in der 74. Minute, mit einem langen Ball wurde Stefan Kolb auf die Reise geschickt, die Fahne des Assistenten blieb unten, seinen Tunnelversuch lenkte Thomas Schuberth aber noch neben das Tor. So blieb die Begegnung spannend und als Dominik Sperlein in der 86. Minute ein Zuspiel von Daniel Krüger am Strafraum des TSV erlaufen und aus 16 Metern per Innenpfosten zum 2:3 verkürzen konnte, schien sich eine geradezu dramatische Schlussphase abzuzeichnen. Der Ausgang dieser lange Zeit so einseitigen Partie war plötzlich wieder offen, die Hausherren warfen nun alles nach vorne und kämpften um den kaum für möglich gehaltenen Ausgleichstreffer. Fallen sollte das 3:3 allerdings nicht, stattdessen war es abermals Stefan Kolb, der nach einem weiten Befreiungsschlag der Gäste plözlich allein auf das Memmelsdorfer Gehäuse zulief und mit seinem Schuss ins Glück aus 13 Metern den 2:4-Endstand besorgte!
Kompromisslos schlägt Nicolas Müller (li.) den Ball aus der Gefahrenzone, Claudio Bargenda (re.) kommt nicht mehr an den Ball.
Hendrik Kowalsky
Verdient nimmt der TSV Neudrossenfeld die drei Punkte mit nach Hause und bleibt nach dem achten ungeschlagenen Spiel in Serie an den Aufstiegsrängen dran. An der Konstellation hat sich allerdings nichts geändert, auch der FC Eintracht Bamberg und der 1.SC Feucht gewannen ihre Auswärtsspiele und haben vor dem 33. Spieltag weiter zwei bzw. drei Punkte Luft zur Mannschaft von Werner Thomas. Die Gäste stellten ihre Qualitäten insbesondere im ersten Durchgang unter Beweis, kampf- und spielstark zugleich bereitete der Tabellendritte dem Tabellenfünften zahlreiche Probleme und führte zur Pause hochverdient. Der dritte Treffer kurz nach dem Seitenwechsel schien bereits den Deckel auf den Auswärtssieg des TSV zu schreiben, doch plötzlich rafften sich die bis dahin schwachen Gastgeber doch noch auf. So wurde aus der bis dahin einseitigen Begegnung doch noch ein spannendes, sehr gut anzuschauendes Landesligaduell, nach dem die Memmelsdorfer mit weiterhin 48 Zählern Tabellenfünfter bleiben. Für Gerd Schimmer endete das Aufeinandertreffen mit seiner sportlichen Vergangenheit, spielten der SVM-Coach und Werner Thomas doch einst gemeinsam für den SC 08 Bamberg, nicht sehr erfreulich. Gerade die Schlussphase gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, dass die mangelhafte Körpersprache der ersten Hälfte mehr Ausnahme denn Regel ist. Beweisen kann das die Mannschaft vor der Sommerpause noch zweimal, am kommenden Samstag geht es zum punktgleichen SV Mitterteich, ehe das abschließende Heimspiel gegen den viertplatzierten SC Schwabach folgt. Auf Neudrossenfeld wartet der TSV Buch, der nach seinem Heimsieg gegen Quelle Fürth endgültig gerettet ist. Beim konstanten Aufsteiger SC Herzogenaurach beschließt der TSV dann die Spielzeit, sollte nicht doch noch eine Verlängerung in Form der Aufstiegsrelegation folgen.
Spielbericht eingestellt am 04.05.2019 22:37 Uhr