"Wir wollen den Gegner im Spielaufbau früh anlaufen. Sobald der Ball jedoch in unserer Spielhälfte ist, muss es brennen", so FCL-Trainer Alexander Grau vor dem Derby gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter, bei dem er hoffte, dass seine Mannen trotz zuletzt drei Niederlagen in Folge selbstbewusst in der Vorwärtsbewegung zum Abschluss kommen. Immerhin galt es den Mythos der Unbesiegbarkeit am heimischen Korbmarkt aufrecht zu erhalten. "Gewinnen und die Tabellenführung behaupten", gab jedoch FCE-Coach Michael Hutzler zu Protokoll, der zwar mit fünf Siegen in Serie an den Maindamm reiste, seine Truppe dennoch bestens auf einen unbequemen Gegner vorbereitete. "Die Atmosphäre in diesem Stadion ist traumhaft. Wer heute nicht heiß wie Frittenfett ist, der macht etwas verkehrt", genoss Hutzler schon vor Spielbeginn die prickelnde Stimmung auf den Rängen.
Obwohl Tobias Ulbricht (li.) dem Lichtenfelser zunächst das Leder vom Fuß spitzelt, bleibt Lukas Dietz letztlich am Ball.
Bernd Riemke
Knapp 600 Zuschauer boten dem kampfbetonten Derby einen würdigen Rahmen und die Fanlager beider Seiten sparten nicht mit lautstarken Anfeuerungsrufen, so dass sich nicht nur auf dem grünen Rasen ein packendes Duell entwickelte. Dort jedoch eines, bei dem die Gäste von Beginn an das Heft des Handelns in die Hand nahmen und mit viel Ballbesitzfußball nicht nur das Spielgerät in den eigenen Reihen, sondern auch den Gegner hinterherlaufen ließen. Klare Chancen sprangen dabei zwar zunächst nicht heraus, doch der Spitzenreiter spielte geduldig und hielt den Druck hoch. Die Hausherren kamen selten in Umschaltaktionen aus dem zentralen Mittelfeld heraus und so versuchten sie es im Spielaufbau häufiger mit langen Bällen auf ihre vier nominellen Offensivspieler. Christopher Schaller war der erste, der nach 24 Minuten mit seinem starken linken Fuß zum Abschluss kam, sein Ziel jedoch knapp verfehlte. Besser machten es die Gäste nach gut einer halben Stunde Spielzeit. „Wir müssen unsere rechte Seite zumachen, da Tobias Linz bei Bamberg zwar linker Außenverteidiger spielt, aber sehr viel Offensivdrang entwickelt“, wusste Alexander Grau worauf seine Hintermannschaft das Augenmerk richten sollte. In jener 31. Minute gelang das allerdings nichts. Der angesprochene Tobias Linz durfte über die linke FCE-Seite Tempo aufnehmen und war dann einfach nicht mehr zu halten. Im Strafraum behielt er kühlen Kopf und traf flach ins lange Eck zum viel umjubelten 0:1-Pausenstand, den sich die Gäste redlich verdienten. Viel lief über Marc Reischmann, der in der Zentrale zwar unaufällig, aber enorm effektiv agierte während Youngster Lukas Schmittschmitt nicht nur in der Vorbereitung zum Tor seine genialen Passfähigkeiten unter Beweis stellte.
Unorthodox, aber ffektiv behauptet Lukasz Jankowiak das Spielgerät gegen Robin Renner (re.).
Bernd Riemke
Hätte, hätte – Fahrradkette! Hätte Lukasz Jankowiak unmittelbar nach Wiederanpfiff als sich die FCE-Hintermannschaft überrumpeln und den Knippser mit polnischen Wurzeln alleine auf Keeper Dellermann zulaufen ließ zum Ausgleich getroffen, wer weiß, wie sich die Begegnung entwickelt hätte. Er tat es aber nicht! „Dafür haben wir einen Hüter“, brachte es ein strahlender Michael Hutzler nach dem Spiel lapidar auf den Punkt, wohlwissend, dass sein Torsteher seine Elf mit einer starken Parade vor dem ersten Auswärtsgegentor seit vier Spielen bewahrte (51.). Die Großchance hatte dennoch Initialwirkung, denn die Hausherren traten fortan mutiger auf, verzeichneten mehr Ballbesitz und sorgten so für ein mindestens gleichverteiltes Spiel. Der Gästetrainer erkannte die Zeichen der Zeit und forderte seine Mannen mit den Worten „Wir brauchen das zweite Tor“ nachhaltig, eine Vorentscheidung herbeizuführen. Diese taten umgehend, wie ihnen geheißen. Ausgangspunkt war wieder einmal Lukas Schmittschmitt, der Tobias Ulbricht im Strafraum bediente. Eine Drehung und einen klugen Rückpass später, landete das Runde bei Maximilian Großmann, der sich in bester Position nicht zweimal bitten ließ und kaltschnäuzig im Eckigen einnetzte (69.). Das 0:2 war in der Tat mehr als nur eine Vorentscheidung. Den Hausherren ist zu Gute zu halten, dass sie ihre ureigenen Tugenden in die Waagschale warfen, sich zu keiner Zeit aufgaben und bis zuletzt, um den Ehrentreffer bemüht waren, doch dem Spitzenreiter war nicht beizukommen. Vielmehr machte Robin Renner nach einem Flüchtigkeitsfehler im Spielaufbau der Gastgeber, den der FCE eiskalt ausnutzte in der 79. Minute mit dem 0:3 den Deckel drauf. „Das war ein typisches FCL-Gegentor der letzten Wochen“, monierte auch Alexander Grau diese individuellen Fehler, die dazu führen, dass Lichtenfels in den letzten drei Spielen elfmal das Leder aus dem Netz fischen musste.
Die Spieler nahmen die Glückwünsche der Fans dankend entgegen.
Bernd Riemke
Bamberg hingegen präsentierte sich abgezockt und entledigte sich der Derby-Hürde im Stile eines Spitzenteams, so dass Spieler und Trainer nach dem Schlusspfiff ausgelassen mit ihren Fans feiern durften. Diese präsentierten sich im Karl-Fleschutz-Stadion vorbildlich. Da im Vorfeld der Verdacht bestand, einige „Fans“ der gewaltbereiten Kategorie C würden sich ankündigen, trat die Polizei mit einem Aufgebot von gut zwanzig Beamten inklusive Hundeführern auf, führte akribische Einlasskontrollen durch und sorgte allein durch ihre Anwesenheit für einen ruhigen Ablauf. Dass ein Einschreiten der Uniformierten nicht nötig wurde, ist eine erfreuliche Randerscheinung des Oberfranken-Derbys, bei dem die FCE-Fans ihre Mannschaft unablässig friedlich anfeuerten und stimmgewaltig eine kribbelnde Atmosphäre entfachten.
Spielbericht eingestellt am 15.09.2018 21:10 Uhr