Der gegenseitige Respekt beider Übungsleiter war schon vor dem Anpfiff deutlich zu vernehmen, sowohl SVM-Trainer Rolf Vitzthum, als auch sein Erlanger Kollege betonten die Stärken ihres Gegners und wussten um die schwere Aufgabe, die ihren Mannschaften am heutigen Tage bevorstehen sollte. Die Rückrunde hat bereits begonnen, dennoch ist der ATSV noch ohne jede Niederlage und stellt neben der besten Offensive (58 Treffer) mit nur zwölf Gegentoren auch die stabilste Defensive der Landesliga Nordost. Kein Wunder also, dass die Favoritenrolle den Erlangern zukam, gewarnt war man vor Memmelsdorf trotzdem. Nicht nur, weil der SVM eine von drei Mannschaften ist, die dem Ligakrösus bisher Punkte abtrotzen konnte, sondern auch aufgrund von acht Spielen am Stück, in welchen die Vitzthum-Elf den Platz nicht als Verlierer verlassen musste. So konnte man bei ordentlichen äußeren Bedingungen und einem für die Jahreszeit gut bespielbaren Rasen in der Schmittenau eine interessante Begegnung erwarten, in welcher der Tabellenvierte dem Spitzenreiter womöglich ein Bein stellen könnte.
Den richtigen Moment zum Aufdrehen hat Phillipp Hörnes (li.) in dieser Situation erwischt, Ken Kishimoto (re.) verschafft sich einen regelwidrigen Vorteil und hält den Memmelsdorfer Außenspieler fest.
Hendrik Kowalsky
Die Hausherren begannen durchaus mutig, mit hohem Pressing liefen sie Erlangen früh an und erzwangen in der Anfangsphase leichtere Ballverluste bei den spielstarken Gästen, die sich erst sortieren mussten. Das gelang dem ATSV nach gut zehn gespielten Minuten aber immer besser und als die Skeraj-Elf in der 13. Minute erstmals gefährlich vor dem Gehäuse des SV Memmelsdorf auftauchte, hätte Sebastian Glasner den Aufstiegsfavoriten in Front bringen müssen. Doch nachdem Ferdinand List mit einem hohem Ball auf dem rechten Flügel in Szene gesetzt wurde und vor den Kasten der Gastgeber spielte, scheiterte Glasner frei vor Florian Dörnbrack zwischen den Memmeldorfer Pfosten und schoss links am Tor vorbei. Allmählich übernahm die favorisierte Gastmannschaft vor rund 150 Zuschauern das Kommando, mit viel Ballbesitz erspielte sich Erlangen ein optisches Übergewicht und hielt die Zügel in der Hand. Nach rund zwanzig Minuten war erneut Sebastian Glasner in einer guten Abschlussposition, seinen Schussversuch aus achtzehn Metern hielt Florian Dörnbrack jedoch problemlos fest. Wenn bei den Memmelsdorfer Angriffsbemühungen Torgefahr aufkommen sollte, war der zuletzt so treffsichere Dominik Schütz stets involviert. So auch in der 28. Minute, als er ein langes Zuspiel an der rechten Strafraumkante verarbeitete und an Gegenspieler Sebastian Marx vorbei in den Sechzehnmeterraum zog. Kurz vor dem Querpass auf die mitgelaufenen Teamkameraden wurde er jedoch durch Marx ins Straucheln gebracht, bekam den Strafstoß aber nicht zugesprochen. Das war eine mindestens knappe Entscheidung, Marx kam mit seinem Tackling von hinten eindeutig zu spät und verfehlte den Ball, Schütz aber rappelte sich wieder auf, wäre er liegen geblieben, wer weiß, was Schiedsrichter David Kern entschieden hätte. Vier Minuten später war es dann abermals Glasner, der die nächste große Möglichkeit zur Erlanger Führung aufgelegt bekam. Doch nach Flanke des starken Kevin Guerra scheiterte Glasner per Kopf und zielte aus sieben Metern links am Pfosten vorbei, frustrierte Mienen auf der Bank des ATSV. In der 38. Minute aber lieferte der Denker und Lenker im Erlanger Offensivspiel, Ahmet Kulabas, Grund zur Freude. Denn als Tim Ruhrseitz einen scheinbar unbedeutenden Pass aus der Memmelsdorfer Abwehrzentrale auf die rechte Außenbahn erahnte und dynamisch dazwischen spritzte, zog der bis dahin kaum mit Steilpässen gefütterte Linksaußen das Tempo an und spielte scharf in den Sechzehner, wo Kulabas per Direktabnahme zum 1:0 für den Spitzenreiter traf! Sauberer Treffer des ehemaligen Drittligaspielers, keine Abwehrchance für Dörnbrack und wenig später ging es mit einer knappen, aber verdienten ATSV-Führung in die Halbzeitpause.
Bissiges Duell um das Spielgerät zwischen Michael Wernsdorfer (li.) und Ahmet Kulabas (re.).
Hendrik Kowalsky
Nach dem Seitenwechsel agierten die in weiß gekleideten Gäste aus einer kompakten Defensive heraus, die Memmelsdorfer versuchten Druck aufzubauen, Erlangen arbeitete jedoch sauber gegen den Ball, machte die Räume dicht und schaltete nach Ballgewinn immer wieder schnell um. So auch in der 50. Minute, als Sebastian Glasner vor dem Strafraum für den gestarteten Kevin Guerra auflegte, der nach kurzem Antritt aber nicht genügend Druck hinter den Ball brachte. Der SVM schien sich die Zähne auszubeißen, mit der Führung im Rücken wirkte der ATSV höchst solide und ließ den Ball gefällig durch die eigenen Reihen laufen. Die ganz großen Torchancen blieben erst noch aus, bis in der 68. Minute der laufstarke Ken Kishimoto per Konter die Chance zur Vorentscheidung besaß. Nachdem er auf Zuspiel von Kulabas über die linke Seite frei auf Florian Dörnbrack zulaufen konnte, setzte er seinen Heber aus 14 Metern aber zu hoch an, da Spielgerät landete nur auf dem Tornetz. Rolf Vitzthum reagierte und stellte bald offensiv um, mit Tobias Seifert kam eine zweite Spitze dazu, Toyin Ogunjimi sollte Schwung in das lahmende offensive Mittelfeld des SVM bringen. Dennoch fehlte weiterhin die zündende Idee im letzten Drittel, die ATSV-Hintermannschaft stellte unter Beweis, warum man die mit Abstand beste Defensive der Liga vorzuweisen hat. Da Erlangen die sich ergebenden Räume aber ebenfalls nicht zu einem weiteren Treffer nutzen konnte, blieb das Spiel weiter spannend und in der 87. Minute hätte Dominik Schütz beinahe die einzig echte Unsicherheit in der Erlanger Viererkette ausnutzen können. Doch nachdem der Angreifer schon am Erlanger Schlussmann Michael Kraut vorbei war, wurde der Winkel aus elf Metern Torentfernung zu spitz und sein Abschluss segelte über den Kasten der Gäste. In der Schlussphase drückte Memmelsdorf erst auf den Ausgleich, ein Befreiungsangriff des ATSV sollte in der dritten Minute der Nachspielzeit aber die Entscheidung bringen. Denn als Vignon Amegan sich an der Eckfahne per Doppelpass von zwei Gegenspielern lösen konnte, zog er in den Sechzehner und zirkelte den Ball gekonnt zum 2:0-Endstand in den linken Giebel!
Der eingewechselte Labeat Ferizi (li.) zeigte sich sofort präsent und bestritt diverse Zweikämpfe, in dieser Situation bleibt er an Jonas Hummel (re.) dran.
Hendrik Kowalsky
Lange Zeit knapp, dennoch verdient nimmt der ATSV Erlangen also die vollen drei Punkte aus der Schmittenau mit und bleibt in der Landesliga Nordost das Maß aller Dinge. "Der Matchplan geht auf" war im Laufe des Spiels von der Erlanger Bank leise zu vernehmen, diese Aussage lässt sich bestätigen. Basierend auf hoher defensiver Effizienz wussten die Gäste häufig den richtigen Pass zu spielen, waren über die Außenbahnen mit beiden hoch stehenden Außenverteidigern stets gefährlich und hätten schon früher in Führung gehen können. So aber brauchte es einen Bock der Memmelsdorfer Hintermannschaft, um den Favoriten in Front zu bringen, der Sieg geriet danach kaum mehr wirklich in Gefahr. Mit nun 51 Punkten grüßen Shqipran Skeraj und seine Mannschaft weiterhin vom Platz an der Sonne und haben aktuell auf den ärgsten Verfolger TSV Buch elf Zähler Vorsprung, das ist wirklich beeindruckend. Für Memmelsdorf endet eine lange Serie ungeschlagener Spiele, dennoch gibt es keinen Grund sich zu schämen. Die Leistung der Schützlinge von Rolf Vitzthum war sicherlich nicht enttäuschend, gegen einen solch starken Gegner bedarf es aber eines perfekten Auftritts und das nötige Quäntchen Glück, um einen oder gar drei Punkte einzufahren.
Spielbericht eingestellt am 04.11.2017 20:52 Uhr