Mit breiter Brust reiste der oberpfälzische Tabellenführer ASV Neumarkt nach Hochfranken zur Grünen Au. Zwei Siege im Jahr 2016 im Gepäck, doch nicht ganz glücklich über die Platzverhältnisse war Neumarkts Coach Dominik Haussner. Die Spielansetzung lag in der Schwebe: man überlegte, das Spiel wegen des tiefen Geläufs abzusagen. „Es wird schwierig, es spielerisch auf dem tiefen Boden lösen zu können“, gab sich Haussner kritisch, der ein 50:50 – Spiel gegen Selbitz erwartete, die ohne Cavellius (Nasenbeinbruch), Redondo und Bächer antreten mussten. Er sah die Stärken des Gastgebers in der Offensive, erwartete Lücken in der Abwehrkette, die die schnellen Angreifer um Top-Torjäger Schödl verwerten müssten. Und damit sollte der ASV-Übungsleiter auch recht behalten.
Martin Damrot (re.) wird von Ferdinand Buchner gehalten - Elfmeter!
Fabian Nelkel
Denn viele Chancen konnte sich der Ligaprimus in der dicht gestaffelten Abwehr der SpVgg Selbitz nicht erspielen. Eine sollte in Durchgang Eins zum Führungstreffer reichen. Auf dem schwer bespielbaren Geläuf auf der „Grünen Au“ entwickelte sich ein flottes Spiel im Zentrum. Selbitz bekam ein leichtes Übergewicht und baute zumeist über die linke Seite Druck auf. Den durchgestarteten Damrot konnte Buchner nur noch durch Halten bremsen. Ohne zu Zögern zeigte der Unparteiische auf den Punkt. Winter trat zum fälligen Strafstoß an, scheiterte per schwachem Schuss am starken Schlussmann Bachner. Die Hausherren haderten noch mit der liegengelassenen Torchance, als Möschwitzer schon die Murmel aus dem Netz fischte. Quasi im Gegenzug war Schödl auf und davon, musste nur noch Möschwitzer umspielen und zum 0:1 einschieben. Trotz der Führung war ASV-Coach Hausner mit der Leistung seiner Schützlinge, die sich über weite Strecken wenig angriffslustig zeigten, nicht zufrieden und schickte bereits nach 15 Minuten die Joker zum Warmlaufen. Der Rückstand traf die Hausherren ins Mark. Erst in der Schlussviertelstunde des ersten Durchgangs fanden sie zurück zu ihrem Spiel, als das Spiel wieder an Fahrt aufnahm und zunehmend ruppiger wurde. Nachdem Kapitän Bindner Schuberth an der Grundlinie zu Fall gebracht hatte, hätte Schiedsrichter Schwarzmann durchaus auf den Punkt zeigen können. Doch der Pfiff blieb ebenso aus, wie die Ampelkarte gegen Bindner, der gegen Hübler unnötig einstieg. Das Spiel verlagerte sich weiter in die Gästehälfte. Selbitz’ beste Gelegenheit vereitelte erneut Schlussmann Bachner, als Ermer bei einem Winter-Freistoß am höchsten stieg und den Keeper zu einer Glanztat zwang. Neumarkt ruhte sich auf dem knappen Vorsprung aus, wurde nur durch Buchners Distanzschuss gefährlich.
Andre Keilwerth ließ wie hier gegen Markus Auner nur wenig in der Defensive zu.
Fabian Nelkel
Im zweiten Durchgang entwickelte sich das Duell zu einem echten „Drecksauspiel“. Er beinhaltete nahezu alles: Dramatik, Tore, Platzverweise, Wortgefechte und dreckige Zweikämpfe. Der Selbitzer Acker tat natürlich das Seinige dazu. Der Pausentee war getrunken, schon meldete sich Selbitz in der Offensive zurück. Sie versuchten dort fortzusetzen, wo sie im ersten Durchgang aufhörten. Das Toreschießen überließ man jedoch den Gästen. Eger schickte Schödl, der im Laufduell Lang stehen ließ und ohne Mühe zum zweiten Mal einschob. Er beweis einmal mehr seine Torjägerqualitäten – kaum zu sehen, doppelt getroffen. Die Partie schien schon nach 50 Minuten entschieden, doch da machten die Oberpfälzer die Rechnung ohne den ehemaligen Bayernligisten. Denn mit Kampf und Willen kämpfte sich die SpVgg zurück ins Spiel. Der Anschlusstreffer von Damrot setzte nochmals Kräfte frei (58.). Winters Freistoß aus dem Halbfeld fand den Außenstürmer, der unhaltbar zum 1:2 ins lange Eck verlängerte. Nur fünf Minuten später hatte Schott den Ausgleichstreffer auf dem Fuß, doch sein Abschluss aus der Drehung verfehlte das Gehäuse. Selbitz warf alles nach vorne und roch die Punkte. Als der Schiedsrichter in der 68. Spielminute erneut auf den Punkt zeigte, kochten die Emotionen hoch. Schott ließ sich nicht zweimal bitten und netzte zum Ausgleich ein, während Neumarkts Coach des Feldes verwiesen wurde. Er solle weit im Spielfeld stehend gemeckert haben. Neumarkt stand mit dem Rücken zur Wand, musste sogar um ein Pünktchen fürchten. Die Emotionen schaukelten sich in jedem Zweikampf weiter hoch – der Unparteiische versäumte es gänzlich, die Gemüter zu beruhigen. Vielmehr sorgte er für weiteren Zündstoff bei den Gästen, als er Mazanec nach seinem überharten Einsteigen gegen Gezer zum Duschen schickte. Selbitz war weiter am Drücker, für mehr reichte es nicht. Man merkte beiden Teams den Kräfteverschleiß auf dem tiefen Boden über 80 Minuten an. Auch Neumarkt konnte nichts mehr zusetzen. Schödls Abschluss (84.) verfehlte das Eckige. So blieb es bei einem letztlich gerechten Remis.
Es war ein schwarzer Samstag für die Oberpfälzer. Denn nach der 0:2 Führung schien eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Am Ende verlor Neumarkt nicht nur sicher geglaubte drei Punkte, sondern auch durch das Unentschieden vorerst die Tabellenspitze und Spieler Mazanec, der nach dem Platzverweis mehrere Spiele fehlen wird. Selbitz bewies Moral und blieb auch im vierten Spiel unter Neucoach Henrik Schödel ungeschlagen. Schon am Ostermontag gilt es für beide Teams nachzulegen, wenn Selbitz auf Buch trifft und Neumarkt erneut nach Oberfranken zum SSV Kasendorf muss.
Spielbericht eingestellt am 26.03.2016 19:08 Uhr