Beide Trainer konnten dabei auf ihre aktuell stärkste Formation zurückgreifen. Zumindest fast. Schließlich fehlte Markus Hässler sein Stammtorwart Mario Möschwitzer, der nach seiner Schienbeinkopf-Verletzung beim Spiel schon wieder ohne Krücken zusehen konnte und wohl bald ins Team zurückkehrt. Wieder mit dabei war Andre Keilwerth, der zuletzt auf der Bank Platz nahm und für Stefan Ermer in die Startelf rückte. Feuchts Coach Klaus Mösle vertraute der Formation, die zuletzt gegen den SV Friesen einen 3:0-Vorsprung in der Schlussphase noch verspielte.
Andreas Reuß erwies sich als schlagsicherer Aussenverteidiger.
Andreas Bär
Die Selbitzer ließen sich dabei vom großen Namen des ehemaligen Regionalligisten und Tabellenführers nicht beeindrucken. Im Gegenteil. Mit dem wieder auf der Sechserposition spielenden Thomas Mallik und Rico Raithel versuchten die Hausherren, die Räume zuzustellen und eine schnelle Balleroberung zu forcieren. Mit Erfolg. Die ansonsten so spielfreudigen Feuchter fanden keinen Bezug zu dem schwer bespielbaren Boden, verzettelten sich in langen Bällen und vielen einfachen Ballverlusten. Auf der anderen Seite schaffte es Selbitz nicht, die nicht sattelfest wirkende Feuchter Abwehr um Schwachpunkt Christoph Klier zielgenau auszuhebeln. Die dickste Chance besaß Kevin Winter, der nach Daniel Cavelius' Ablage an Nicolas Herzig scheiterte. Der avancierte gegen Friesen zum traurigen Helden, sah bei den Gegentoren nicht gut aus und zeigte in Selbitz seine Qualitäten. Zwei Minuten später schon wieder Kevin Winter - dieses Mal mit einer mustergültigen Vorlage. Dummerweise in der Rückwärtsbewegung und direkt in die Füße des pfeilschnellen Torjägers Sebastian Schulik, der im Stile eines solchen hätte abschließen sollen anstatt (erfolglos) abzulegen (14.). Immer wieder kamen die wieselflinken Feuchter gegen gut disponierte Selbitzer zu Chancen. Zumeist unter Beteilungung von Mario Swierkot. Der bediente mit einem herrlichen Diagonalball "Sergio" Pacurarius, dessen Flankenball an Freund und Feind vorbeiflog und wieder bei Swierkot landete, dessen Schrägschuss die SpVgg-Abwehr mit Mühe zur Ecke abfälschen konnte (26.). Besser machte es Rico Raithel. Bei einem von unzähligen Getümmel-Situationen im Strafraum legte Thomas Mallik ab auf seinen Sechser-Partner. Der fackelte nicht lange und jagte das Leder mit einem wuchtigen Spannstoß aus 16 Metern so etwas von humorlos über den Pfosten in die Maschen, dass Keeper Herzig nur staunend zusehen konnte - applaudieren wollte er Raithel freilich (noch) nicht. Das sollte später folgen, als der zum traurigen Helden avancierte. Zwei Minuten später war es Manndecker Maximilian Lang, der erstmals in diese Rolle schlüpfte. Ein feiner Diagonalball Swierkots auf Martin Kirbach landete via dessen Kopf bei Felix Spielbühler. Lang kam den Tick zu spät, Schiedsrichter Klerner zögerte (zu Recht) nicht lange und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Torjäger Sebastian Schulik ließ sich nicht lange bitten und glich aus. Zwei Minuten später hätte Feucht sogar schon in Führung gehen können. Doch Sebastian Schulik scheitert nach Swierkots sehenswerter Weiterleitung alleine vor Yilmaz auftauchend, da er zu zögerlich agierte und sich blocken ließ - geht man davon aus, dass er Ligatorjäger ist: Dann sogar kläglich. Auf der Gegenseite hat Selbitz mit Markus Bächer ebenfalls einen ausgemachten Torjäger. Der scheiterte mit einem 25-Meter-Aufsetzer an Herzig (47.).
Markus Bächer (blau) im Kopfballduell mit Andreas Reuß.
Andreas Bär
Nach dem Pausentee ging es dann ratz-fatz. Weitaus präsentere Feuchter nahmen dabei ein Schiedsrichtergeschenk mitsamt tatkräftiger Unterstützung von Keeper Yasin Yilmaz dankend an. Schiedsrichter Klerner wertete eine wohl faire Aktion von Pechvogel Maxi Lang als Trikotzupfer, Mario Swierkot jagte das Leder aus gut 30 Metern haltbar erscheinend in die Gambel - der Knockout für Selbitz, zumal Feucht nachlegte. Nur zwei Minuten später ließen Jannick Schuberth und Maxi Lang die nötige Konsequenz in der Rückwärtsbewegung vermissen, nach einem Ball auf den langen Pfosten tauchte Spielbühler vor Yilmaz auf und verwandelte eiskalt. Als sich dann Rico Raithel nach einem harten Einsteigen gegen Swierkot vor den Augen des Referees zu einer Kopfnuss hinreißen ließ und dafür die Rote Karte sah, war die Partie quasi gelaufen. Auch wenn Selbitz die große Chance auf den Anschlusstreffer hatte, als Bächer alleine vor Herzig auftauchend zu ungenau zielte und Feuchts Keeper keine Mühe hatte, zu klären (77.). Da war Selbitz nur noch zu neunt. Nach einem weiteren Foul im Mittelfeld musste auch Maximilian Lang vorzeitig zum Duschen. Den Schlusspunkt besorgte letztlich erneut der überragende Mario Swierkot, der Yilmaz mit einem wuchtigen Pfund aus spitzem Winkel keine Abwehrmöglichkeit ließ. Am Ende bewahrte der seine Farben vor einem Debakel. Zwei Mal klärte er gegen den glücklosen Torjäger Schulik, der beide Male alleine vor ihm auftauchte. Glück hatte er, dass ein Versuch von Joker Daniel Wolf - einst in der Selbitzer Nachbarschaft bei Bayern Hof aktiv - am Pfosten landete. Eine Vier-Tore-Niederlage wäre dann aber auch viel zu viel des Guten gewesen. Der Unterschied in einem über 90 Minuten dann doch recht anständig anzusehenden Kicks war wohl eher bei einem bis zwei Toren anzusiedeln. Auch wenn Feucht seine individuelle Offensivstärke immer wieder unter Beweis stellen konnte.
Der SC zieht durch den Sieg weiter einsam seine Kreise, hat bei sieben Zählern Vorsprung auf Röslau alle Möglichkeiten, die Rückkehr in die Bayernliga zu realisieren. Auf der anderen Seite hoffen die Selbitzer weiterhin auf den zweiten Platz - der zur Relegation berechtigt.
Spielbericht eingestellt am 28.03.2015 19:09 Uhr