Beim 1:1 Mitte August hatte Ferdinand Hansel seine Farben nach 73 Minuten in Führung gebracht, nachdem man vorher schon einige Hochkaräter hatte liegen lassen. Doch die Höchberger Führung währte nur eine Viertelstunde. Dann glich Sebastian Stumpf in der Nachspielzeit doch noch aus und rettete seinem Team zumindest einen Zähler im Heimspiel. Ein glücklicher Punkt für Karlburg, ein unglücklicher für Höchberg. Zwei Punkte mehr auf dem Konto und man hätte sogar leichte Tuchfühlung auf die Spitzenplätze. Was aber ohnehin nicht dem Anspruch des Tabellenneunten entspricht. Eher wolle man den Klassenerhalt so schnell wie möglich in trockene Tücher bringen.
Dieser ist beim letztjährigen Fastabsteiger und momentanen Tabellenführer aus Karlburg bereits so gut wie eingetütet. Schon zur Winterpause fehlte nur noch ein einziger Punkt zur "magischen 40-Punkte-Marke", mit der man in der Regel sicher die Klasse hält. Da dieses Ziel nun bereits erreicht wurde, korregierte der Verein das Saisonziel auf einen einstelligen Tabellenplatz. Und die "Großen", denen mit wirklichen Aufstiegsambitionen, zu ärgern so lange es geht. Vernünftig würden die Einen sagen, zu tief gestapelt die Anderen. Immerhin hat die Mannschaft von Patrick Sträßer bereits vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, sogar sechs Zähler auf Platz Drei. Eine fantastische Entwicklung, die momentan seines Gleichen immer noch sucht.
Laufduell zwischen Jeffrey Karl (li.) und Marco Schiebel.
Sascha Kämmer
Die Suche nach den ersten Punkten im neuen Fußballjahr führte den Tabellenführer der Landesliga Nordwest am Samstagnachmittag also zum Tabellenneunten nach Höchberg. Im Zuge des unbeständigen Wetters wurde die Partie auf dem angrenzenden Kunstrasen ausgetragen. Bereits im Vorfeld kündigten heftige Windböen an, dass unangenehme neunzig Minuten bevorstehenden könnten. Eine dieser Windböen trug aber in der dritten Minute keine Schuld an der frühen Karlburger Führung: Jan Wabnitz hielt an der Strafraumgrenze einfach mal drauf, Alex Baier fälschte die Kugel ünglücklich ins eigene Netz ab. Der Tabellenführer lag in Front und das schon nach drei Minuten. Der Auftakt zu einem verrückten Landesligaspiel, zu welcher die Partie sich noch entwickeln sollte. Die Gäste bestimmten auch die erste Viertelstunde, spielten nach vorn und standen hinten sicher. Doch allmählich erwachte auch die TG Höchberg aus der Schockstarre angesichts des frühen Gegentreffers und kamen zu zwei guten Gelegenheiten: erst setzte sich Jeffrey Karl im Sechzehner gegen die Karlburger Hintermannschaft durch, brachte die Kugel an Gästekeeper Fabian Brand vorbei, Jan Wabnitz klärte aber gerade noch vor der Linie zur Ecke. Den Eckball von links brachte Ramon Schmitt in den Fünfer, wo Lucas Moser in den Ball spritzte, das Leder aber über die Latte bugsierte. Auf der Gegenseite feuerte nur wenige Minuten später Manuel Römlein einen Freistoß aus zwanzig Metern aufs Tor der Kracken, doch Dominik Daxhammer kratzte die Kugel mit einem sehenswerten Reflex aus dem rechten Eck. Inzwischen hatten die Hausherren das Spiel mehr und mehr unter Kontrolle bekommen, wurden von Minute zu Minute mutiger und erzielten schließlich auch den fälligen Ausgleich per Freistoß. Zentral, etwa einen Meter vor der Sechzehnergrenze schlenzte Alexander Priesnitz die Kugel gekonnt um die Karlburger Mauer herum und traf flach ins linke Eck (36.). Und kurz vor der Pause setzten die Kracken sogar noch einen drauf und gingen in Führung: Abpraller nach einem Standard im Karlburger Strafraum, das Leder fiel Lucas Moser vor die Füße, der sofort abzog. Fabian Brand parierte, doch gegen den Nachschuss von Moser war der Karlburger Schlussmann machtlos.
Die Führung zur Pause für die TG Höchberg war insgesamt verdient. Sie waren das agilere Team, das den Nackenschlag zu Spielbeginn gut weggesteckt hatte. Karlburg trat anfangs wie ein Tabellenführer auf, ließ dann aber deutlich nach und die Kracken ins Spiel kommen.
Keiner schenkte sich heute gegenseitig etwas. Auch in dieser Szene zwischen Lucas Moser (li.) und David Machau nicht.
Sascha Kämmer
Zum Wiederanpfiff war es den Gästen aber anzumerken, dass sie sich offenbar etwas für die zweite Hälfte vorgenommen hatten und nahmen sofort das Heft in die Hand. Auch offensiv investierte der Tabellenführer nun mehr, vor allem über die linke Außenbahn brachen die Spessarter immer wieder durch. Doch es mündete jeweils nur in Halbchancen, die Höchberger Abwehr war sattelfest, ließ wenig zu. Ein weiter Eckball von der rechten Seite flog nach einer knappen Stunde über den TGH-Sechzehner hinweg, erreichte Jan Wabnitz, der eine Flanke auf Marvin Schramm schlug, doch dieser köpfte freistehend über den Querbalken. Auf der anderen Seite machten es die Kracken zehn Minuten später besser: Der kurz zuvor eingewechselte Erik Schnell-Kretschmer führte den Ball im Mittelfeld, schickte den startenden Jeffrey Karl mit einem Traumpass auf die Reise. Karl umkurvte Fabian Brand gekonnt und schob zum 3:1 ein. Zwanzig Minuten plus Nachspielzeit waren noch zu gehen, doch allmählich schien der TSV Karlburg auf die erste Saisonniederlage auf fremden Platz zuzusteuern. Doch die Messe war noch nicht gelesen - noch lange nicht! Maurice Kübert schlug eine hohe Hereingabe von links in den gegnerischen Fünfer. Marco Schiebel hielt die Rübe hin, überköpfte den zögernden Dominik Daxhammer, bevor Tobias Riedner noch auf der Linie klären konnte. Höchbergs Strafraum fortan unter Dauerbelagerung, Karlburg warf nun alles in die Waagschale, um vielleicht doch nochmal ranzukommen. Doch es fehlte noch die zündende Idee, der entscheidende Pass. Immer war ein Kopf, Fuß oder anderes Höchberger Körperteil im Weg. Die Höchberger Hintermannschaft hielt dem Druck stand - bis zur 86.Minute: Getümmel im Sechzehner nach einem langen Karlburger Ball, Manuel Römlein kam zum Schuss, Daxhammer parierte, doch gegen den Nachschuss von Sebastian Stumpf war der Keeper machtlos. Der Anschlusstreffer, noch vier Minuten plus Nachspielzeit - und Karlburg drückte weiter. Langer Ball aus der eigenen Hälfte, Höchbergs Hintermannschaft bekam die Kugel nicht geklärt, Steffen Bachmann grätschte in die Kugel und erzielte tatsächlich den fast nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich. Neben und auch auf dem Platz waren die Emotionen nun auf dem Siedepunkt. Diskussionen, kleinere Rudelbildungen - das hatte vier Minuten Nachspielzeit zur Folge. Karlburg im Ballbesitz, manch einer muss wohl gedacht haben: Die werden doch wohl nicht.....? Doch, genau das. Wieder ein langer Ball aus der eignen Hälfte, Dominik Daxhammer flog an der Kugel vorbei, Dominik Römlein bedankte sich und schob zum vielumjubelten 4:3 ein. Der Siegtreffer und gleichzeitig die letzte Aktion des Spiels.
Maurice Kübert beim Kopfball.
Sascha Kämmer
Ein total verrücktes Spiel, das an Spannung kaum zu überbieten war. Erst der frühe Karlburger Führungstreffer, dann die beste Höchberger Phase, die in der Pausenführung mündete. Das 3:1 zwanzig Minuten vor dem Ende, als der Höchberger Sieg immer wahrscheinlicher wurde. Und dann das Aufbäumen Karlburgs, das einen 1:3-Rückstand noch binnen acht Minuten in ein 4:3 verwandelte.
Über eine Mannschaft zu sagen, die in den letzten Minuten nochmal so einen Willen und Kampfgeist aufbringt und nochmal eindrucksvoll zurückkommt, sie hätten den Sieg nicht verdient gehabt, wäre nur eines - respektlos. Der Sieg war verdient, doch eine Punkteteilung wäre, über die volle Distanz gesehen, das logischere Ergebnis gewesen. Denn auch die Jungs von Thomas Kaiser hatten heute alles gegeben, waren ein ebenbürtiger Gegner.
In der Tabelle rangiert der TSV Karlburg nun sieben Punkte vor dem ASV Rimpar, die erst am morgigen Sonntag spielen werden. Beeindruckend auch die Auswärtsbilanz: der Sieg in Höchberg war der neunte Sieg in der Fremde im zehnten Auswärtsspiel der laufenden Saison. Am nächsten Wochenende wird der FC Fuchsstadt zu Gast sein.
Die TG Höchberg könnte am morgigen Sonntag vom TSV Unterpleichfeld überholt werden und auf Platz Zehn abrutschen. Was aber sicherlich kein Drama wäre, denn der Abstand auf die Abstiegszone beträgt nach wie vor zwölf Punkte. Erneut bereits am Samstag bestreiten die Kracken ihr nächstes Saisonspiel. Dann ist die Mannschaft von Thomas Kaiser beim TSV Lengfeld zu Gast.
Spielbericht eingestellt am 09.03.2019 21:49 Uhr