von Michael Kämmerer
Beim letzten Landesliga-Auftritt steht nicht nur der Fußball im Mittelpunkt
TSV Abtswind – TSV Lengfeld 5:2 (1:1)
Servus, Landesliga, mach’s gut! Nach sechs Jahren verabschiedet sich der TSV Abtswind mit seinem Meisterstück, um in der Bayernliga sein Glück zu versuchen. Beim letzten Auftritt der Erfolgssaison gab es mit dem 5:2-Sieg gegen den TSV Lengfeld einen würdigen Abgang vor eigener Kulisse, auch wenn seit dem Spiel in Vach in der Vorwoche der Druck entwichen war. Dafür fiel das Rahmenprogramm, um dem Anlass gerecht zu werden, umfangreicher aus.
Thorsten Götzelmann erweckte den Eindruck, als ginge es um alles in der Welt. War seine Mannschaft nicht eine Woche zuvor bereits Meister geworden? War der Aufstieg etwa doch nicht unter Dach und Fach? Natürlich gab es daran keinen Zweifel mehr, doch Abtswinds scheidender Trainer konnte nicht aus seiner Haut. Der 45-Jährige war angespannt bis in die letzte Pore seines Körpers. Das bekamen am Samstagnachmittag alle zu spüren, die seine gewohnten Abläufe störten. Hier ein Fototermin, dort eine Ehrung, dann noch eine Geschenkübergabe. Götzelmann war das alles zu viel Getöse, zu viel Ablenkung, um den Fokus auf das abschließende Saisonspiel richten zu können. „Ich kann das nicht ablegen, das ist ein bisschen mein Fehler“, gab er später zu. „Mein inneres Ich lässt das nicht zu.“
Ausnahmsweise wollte Manager Christoph Mix der Mannschaft vor dem Spiel einen Besuch in der Kabine abstatten und erhielt keinen Einlass. „Ich bin hochkantig rausgeflogen“, erzählte Mix. „Wenn man als Interimstrainer die Chance hat, alle sieben Spiele zu gewinnen, darf man auch mal angespannt und verbissen sein.“ Entsprechend grimmig schaute Götzelmann, als seine Spieler kurz vor dem Anpfiff einzeln durch ein Spalier auf den Platz schritten, um die Glückwünsche von Bernd Reitstetter, dem Landesliga-Spielleiter des Bayerischen Fußball-Verbands, zu empfangen und aus den Händen der Abtswinder Weinprinzessin Lisa Kursawe die Medaillen zur Meisterschaft entgegenzunehmen. Die Miene des Trainers hellte sich erst einmal nicht auf.
Mürrisch und fluchend nahm Thorsten Götzelmann zur Kenntnis, was sein Team auf dem Spielfeld fabrizierte und wie es nach zehn Minuten in Rückstand geriet. Verteidiger Mathias Brunsch eroberte den Ball und war ihn prompt wieder los. Igor Mikic schnappte sich das Leder und traf zur 1:0-Führung der Gäste, während Adrian Graf und Schlussmann Florian Warschecha kurioserweise im selben Moment ausrutschten. Götzelmann war der Auftritt zu lasch. Er vermisste das Engagement, das seine Mannschaft in den zurückliegenden Wochen unter seiner Führung gezeigt hatte. So war Lengfeld als letztjähriger Aufsteiger, der sich vorzeitig für eine weitere Landesliga-Saison qualifiziert hatte, an diesem Tag ein durchaus ebenbürtiger Gegner.
Fünf Minuten vor der Pause nahm Abtswind erstmals richtig Schwung auf: Michael Herrmann kam über die linke Seite, legte in den Strafraum, wo Pascal Kamolz im Fallen den Ball verpasste, aber Daniel Endres für den 1:1-Ausgleich bereitstand. Die letzten Augenblicke des ersten Durchgangs gehörten den Spielern, die den Verein verlassen: Kamolz (TSV Unterpleichfeld) passte zu Endres (TG Höchberg), der die Großchance neben den Pfosten setzte (42. Minute). Den Schuss von Peter Mrugalla (SC Mainsondheim) kurz darauf schlug Lengfelds Thomas Popp von der Linie. Thorsten Götzelmanns Unmut hatte sich selbst zur Pause nicht gelegt: Nach kurzer Ansprache ließ er die Mannschaft in der Kabine allein und verbrachte die übrige Zeit auf der Bank.
Doch in den zweiten 45 Minuten sollte es besser werden. Nachdem Schlussmann Florian Warschecha stark gegen den Lengfelder Igor Mikic im Eins-gegen-eins gehalten hatte (50.), wurde es eine muntere Begegnung, in der sich der Meister vor allem durch die bessere Chancenverwertung auszeichnete. Im Zweikampf mit Niko Pfaffendorf ging Pascal Kamolz zu Boden. Ein absichtliches Fallen war es nicht, aber auch kein Foul, wie später beide Seiten meinten. Elfmeter gab es trotzdem, und den verwandelte Adrian Dußler gewohnt souverän (56.). Für Pascal Kamolz ging es in seinem letzten Spiel für Abtswind auch um die Torjägerkrone. Der satte Schuss zum 3:1 nach schönem Doppelpass mit Nicolas Wirsching und anschließendem Alleingang war das zwanzigste Saisontor des 32-Jährigen.
Zur selben Zeit hatte der Vacher Pascal Benes zweimal getroffen und war mit 21 Toren an Kamolz vorbeigezogen. In der 78. Minute bot sich die riesige Möglichkeit zum Gleichstand, doch der Abtswinder Angreifer schoss freistehend über das Gehäuse. Chancen dieser Güte hatte er sich in der Vergangenheit kaum entgehen lassen. Mit zusätzlich fünfzehn Vorlagen in dieser Spielzeit wurde Kamolz allerdings bester Scorer der Liga – zusammen mit seinem Teamkollegen Adrian Dußler. Das 4:2 in der 88. Minute war dessen fünfzehntes Saisontor. Mit der Vorarbeit für den 5:2-Endstand durch Jona Riedel (90.) leistete Dußler am Ende insgesamt zwanzig Vorlagen – ligaweiter Bestwert. Zwischenzeitlich hatte Igor Mikic per Elfmeter auf 2:3 verkürzt, nachdem er von Jonas Wirth gefoult worden war (73.).
Spielbericht eingestellt am 23.05.2018 19:30 Uhr