von Michael Kämmerer
Verteidiger Sven Gibfried lässt das Rechnen lieber sein
TSV Abtswind – TG Höchberg 2:0 (1:0)
Thorsten Götzelmanns Heimpremiere ist ganz nach seinem Geschmack ausgegangen: Der TSV Abtswind blieb unter dem neuen Trainer ohne Gegentor. Das hatte der Tabellenführer in den fünf Spielen zuvor nicht vollbracht. Mit der nötigen Geduld fielen vorne die Treffer beim 2:0-Sieg gegen die TG Höchberg. Um sich im Kampf um die Meisterschaft zu behaupten, hat Abtswind im Saisonendspurt wieder in den Erfolgsmodus geschaltet. Götzelmanns Bilanz von drei Siegen ist makellos.
Was kann ein Trainerwechsel in der Kürze der Zeit bewirken? Seit zwei Wochen ist Thorsten Götzelmann beim TSV Abtswind zurück auf dem Trainingsplatz und an der Seitenlinie. Der Erfolg gibt ihm Recht. Unter dem Nachfolger von Petr Skarabela, der gleichzeitig dessen Vorgänger war, hat der Landesliga-Erste die maximale Ausbeute von neun Zählern eingefahren. Ob seine Methoden bereits gefruchtet haben, darauf mag Götzelmann derzeit keine abschließende Antwort geben. „Punktuell“ – das ist das Wort, das dem 45-Jährigen in dem Zusammenhang häufiger über die Lippen kommt. „Punktuell zeigen die Spieler das, was ich von ihnen verlange“, sagt Götzelmann. Und weiter: „Punktuell sieht man, wie ich mir das Spiel vorstelle. Bis es richtig fruchtet, braucht es Zeit.“ Zeit, die Götzelmann als Interimslösung eigentlich nicht hat.
Für sieben Spiele hat er sich darauf eingelassen, den Vorsprung an der Spitze ins Ziel zu retten und den Klub erstmals in seiner Geschichte noch in die Bayernliga zu bringen. Drei Partien hat Götzelmann, für den nach der Saison wieder Schluss sein wird, bereits hinter sich. Und wenn er mit seinem Team auch die nächsten drei Aufgaben so erfolgreich bewältigt – das würde einen Sieg am vorletzten Spieltag gegen Verfolger Vach bedeuten –, hat er seine Mission sogar vorzeitig mit dem Aufstieg erfüllt. Derlei Zahlenspiele beschäftigen einen wie Sven Gibfried (im Bild) offensichtlich nicht. „In der Schule war ich in Mathe eigentlich ganz gut“, sagt der Abtswinder Verteidiger. „Aber ich rechne nie, wenn es um die Tabelle geht, sondern schaue immer nur von Spiel zu Spiel.“ Gibfried war diese Saison noch nicht auf viele Einsätze gekommen. Doch seit der neue Trainer eine Dreierkette in der Abwehr installiert hat, ist der 26-Jährige in der Startelf gesetzt.
Für Thorsten Götzelmann ist die geänderte Formation ein Mittel, um seinem Spielverständnis nahezukommen. „Mit Mathias Brunsch, Sven Gibfried und Adrian Graf haben wir gute Defensivleute“, sagt der Übungsleiter. „Wenn die Drei miteinander harmonieren, wird es für den Gegner schwer durchzukommen.“ Ein System wie dieses braucht intensives Training. Dafür funktionierte es gegen Höchberg ansatzweise bereits ganz gut. Alles konnte Abtswind nicht verhindern, aber zumindest setzte es diesmal kein Gegentor. Das hatte in letzter Konsequenz mit Florian Warschecha zu tun. Der Schlussmann, der sich weiterhin mit Julian Schneider die Einsätze teilt, zeigte ein ums andere Mal seine Klasse. Ferdinand Hansels Schuss lenkte er mit den Fingerkuppen über die Latte (6. Minute). Gegen den völlig freien David Bröer riskierte er im wahrsten Sinne des Wortes Kopf und Kragen, um sein Team vor dem Rückstand zu bewahren, konnte aber nach kurzer Behandlung weiterspielen (31.). Bei der nächsten Parade in der 56. Minute wehrte Warschecha Daniel Wollers Freistoß mit einer Flugeinlage ab.
Die von Thorsten Götzelmann geforderte kontrollierte Offensive brauchte ihre Zeit, um in Schwung zu kommen. Der Führungstreffer durch den abermals im Sturm aufgebotenen Philipp Hummel fiel bei Abtswinds erster richtiger Torgelegenheit. Vierzig Minuten waren da bereits vergangen, als Nicolas Wirsching und Daniel Endres den Ball schön weiterleiteten und Hummel im richtigen Moment den Abschluss suchte. Pascal Kamolz saß unterdessen auf der Bank. Die ganze Woche hatte der erfolgreichste Angreifer der Liga wegen eines gereizten Oberschenkelmuskels nicht trainieren können. Das Risiko einer schlimmeren Verletzung war zu groß, so dass er nur für die letzten zwanzig Minuten als Absicherung vor der Abwehr eingewechselt wurde. Mit den Blessuren war es diesmal ohnehin so eine Sache: Mathias Brunsch flog bei einem Zweikampf hochkant über die Spielfeldbegrenzung. Und als der Abwehrrecke bei einer Ecke kurz vor der Halbzeit mit Höchbergs Torhüter Nicolas Riegler aneinandergeriet, erlitt er eine so gravierende Prellung, dass er vom Feld musste.
Ersatzmann Daniel Hämmerlein erwischte es nicht viel besser: Nach 25 Minuten brach die alte Zerrung wieder auf. Sein Einsatz war somit nur von kurzer Dauer. Dafür richteten es die anderen gegen die robust auftretenden Gäste. Höchbergs Lucas Moser erwischte Adrian Dußler in der ersten Hälfte im Fuß, doch statt Elfmeter gab es Gelb für eine angebliche Schwalbe. Viele Chancen bekam die Heimelf nicht, nachdem Höchberg im zweiten Abschnitt mit einem Mann mehr verteidigte. Daniel Endres kam in der 77. Minute ein einziges Mal zum Zug, doch der Ball flog genau in die Hände des Keepers. Dafür trat Adrian Dußler in der Schlussminute entscheidend in Erscheinung: Als Frank Hartlehnerts Angriff abgegrätscht wurde, kam das Leder zu Abtswinds Antreiber. Mit einem überlegten Schuss ins lange Eck erzielte er mit seinem 13. Saisontor den 2:0-Endstand. „In den letzten Spielen geht es nur noch um die Punkte“, stellte Thorsten Götzelmann später fest. Wenn es dabei bleibt, hat er alles richtig gemacht.
Spielbericht eingestellt am 22.04.2018 09:14 Uhr