von Michael Kämmerer
Der Stellvertreter im Tor besteht das Spitzenspiel mit Bravour
TSV Abtswind – ASV Vach 2:1 (1:0)
Aus der Vorsaison rührten gewisse Zweifel: Kann der TSV Abtswind überhaupt Spiele gegen direkte Aufstiegskonkurrenten gewinnen? Letztes Jahr setzte es gegen Schweinfurt 05 II und Jahn Forchheim ausnahmslos Niederlagen. So konnte das für die Truppe von Petr Skarabela nichts mit der Bayernliga werden. Nun ist der ASV Vach der einzige Widersacher, der in der Lage ist, Abtswind den Sprung in höhere Sphären streitig zu machen. Nach seiner 1:2-Niederlage spricht selbst der Gegner nur noch vom zweiten Platz.
Als Greuther Fürths Präsident Helmut Hack nach einer Stunde das Spiel verließ und zu einem privaten Termin aufbrach, hatte er das Beste noch gar nicht gesehen. Zwischen Abtswind und Vach bekamen die letzten dreißig Minuten noch einmal richtig Würze. Als der starke Rico Röder für die Gäste auf 1:2 verkürzte, entwickelte sich eine besonders heiße Angelegenheit zwischen dem Tabellenführer und dem Verfolger, der selbst in Unterzahl – Kai Hufnagel musste mit Gelb-Rot runter – die Chance auf den Ausgleich besaß. Wie Helmut Hack reizte rund 450 Zuschauer der Spitzenvergleich der Landesliga Nordwest, die ihr Kommen an diesem sonnig-warmen Oktober-Samstag nicht bereuten. Selbst Vachs Trainer Norbert Hofmann, der nach dem Schlusspfiff noch gegen das Schiedsrichter-Gespann gepoltert hatte, wollte sich den Abend durch die Niederlage nicht vermiesen lassen.
„Dass man in Abtswind verliert, damit muss man rechnen“, sagte der 66-jährige Altmeister. Wie für die Hausherren stand nach der Partie auch für die Mittelfranken der Besuch des Abtswinder Weinfests an. Verständlich, dass sich TSV-Trainer Petr Skarabela in Spendierlaune zeigte. „Ich bezahle ihm den Schoppen auf dem Weinfest“, sagte der Fürther Ex-Profi mit Blick auf seinen Vacher Kollegen. Auf dem Platz schenkten seine Abtswinder dem Gegner ein. Das war nicht unbedingt zu erwarten: Wenn es in der Vergangenheit um alles ging, versagten Skarabelas Jungs regelmäßig die Füße und die Nerven. „Ich bin froh, dass wir endlich gegen einen direkten Konkurrenten gewonnen haben“, meinte der Trainer. Trotzdem war eine Portion Glück vonnöten, um die Punkte zu holen, die den Vorsprung an der Tabellenspitze auf sechs Zähler ausweiteten.
In der vierten Minute der Nachspielzeit wurde es vor dem Abtswinder Tor ganz schön turbulent. Es war der letzte vehemente Versuch der Gäste, den selbst nach Skarabelas Auffassung verdienten Ausgleich zu erzwingen. Vachs Genc Bajrami und sein Widersacher Mathias Brunsch rangelten im Torraum um den Ball, ehe sich Torwart Patrick Hefner auf die Kugel stürzte. Am Ende fehlten dem Fürther Vorortklub ein paar Zentimeter. Und ein Elfmeter, wie ihn Trainer Norbert Hofmann forderte, der sich in den emotionsgeladenen Momenten nach dem Schlusspfiff wie seine Spieler nicht mit der Niederlage abfinden wollte und dabei die Unparteiischen ins Visier nahm. „Mich ärgert, dass der Schiedsrichter nicht den Mut hatte, Strafstoß zu pfeifen“, sagte Hofmann.
Er läuft und läuft und läuft: Abtswinds Frank Hartlehnert (rechts) hat den Vacher Dominik Zametzer abgehängt und flankt vor Kai Hufnagel (links).
Nichtsdestotrotz zeigte er großen Respekt vor der Leistung und der Stärke Abtswinds – ebenso wie es Petr Skarabela mit Blick auf die Vacher tat. „Abtswind steht zu Recht vorne“, stellte Hofmann fest. „Aufgeben werden wir nicht, aber man muss realistisch sein.“ Vor allem dann, wenn der TSV aus dem Vollen schöpfen kann. Neun Spieler saßen am Samstag auf der Bank. Mit Adrian Dußler und Pascal Kamolz standen dennoch zwei Akteure von Beginn an auf dem Platz, die angeschlagen aufliefen und dennoch unverzichtbar waren. Kamolz mit seinem achten Saisontor traf genau zur rechten Zeit, um die Gäste einzubremsen, die bis dahin einige Vorteile hatten. Abtswinds Ausnahmestürmer ließ sich selbst mit dem Rücken zum Tor nicht von seiner Angriffslust abbringen und vollendete in der 29. Minute zur Führung, die Peter Mrugalla und Steffen Barthel eingeleitet hatten. Das 1:0 tat den Gastgebern gut, um ins Spiel zu kommen.
Gerade über links kamen mit Frank Hartlehnert und Przemyslaw Szuszkiewicz mehrere Angriffszüge zustande, die selbst dem imposanten, weil physisch herausragenden Vacher Verteidigerduo Bastian Leikam und Michael Mirschberger einiges abverlangte. Wenn die Mittelfranken aber nach vorne spielten, dauerte es nicht lange, bis der Ball in die Gefahrenzone gelangte. Rico Röder, Nico Haas und Sammy Röder brachten aus dem Mittelfeld mächtig Wirbel ins Spiel. Schlussmann Patrick Hefner wehrte ab, als Rico Röder bis zur Grundlinie durchgebrochen war. Mathias Brunsch warf sich in Röders Schuss. Und kurz vor der Halbzeit verpasste Vachs Pascal Benes um Haaresbreite. Doch die Tore erzielte erst mal nur Abtswind, weil in der 47. Minute das Zusammenspiel so perfekt über mehrere Stationen lief, dass Pascal Kamolz von Dominik Zametzer nur durch ein Foul zu stoppen war.
Adrian Dußlers 2:0 per Elfmeter stellte die Weichen, reichte aber noch nicht, weil zunehmend Hektik Einzug hielt. Rico Röder verkürzte in der 67. Minute nach Zametzers Zuspiel auf 1:2 und läutete eine intensive Schlussphase ein, in der Abtswind nach Entlastung rang. Die gab es selbst dann nicht, als Vachs Kai Hufnagel Pascal Kamolz regelwidrig ausbremste und Gelb-Rot sah (79. Minute). Sekunden vor dem Ende packte dann Patrick Hefner entscheidend zu und rettete den Sieg. „Er ist unser Matchwinner“, sagte Petr Skarabela voller Anerkennung für den Zwanzigjährigen, der aufgrund der Rotsperre von Stammkeeper Julian Schneider zwischen die Pfosten rückte. „Ohne Spielpraxis war es für mich nicht einfach“, erklärte Hefner. „Am Anfang habe ich eine gewisse Anspannung gespürt.“ Aller Nervosität zum Trotz: Was er diesmal anpackte, löste er mit Bravour.
Spielbericht eingestellt am 15.10.2017 10:41 Uhr