Am 29. Spieltag der Landesliga Nordwest erwartete den Tabellenzwölften, die SpVgg Stegaurach, eine - wie Spielertrainer Tobias Eichhorn vor dem Anpfiff formulierte - "Herkulesaufgabe" gegen den Tabellenzweiten aus Ansbach. Tatsächlich war der Gast aus Mittelfranken mit einer unfassbaren Bilanz von nur einer (!) Niederlage aus den zurückliegenden 19 Spielen angereist - Platz 1 in der Rückrundentabelle. "Wir wollen geduldig aus unserer Grundordnung herausspielen, aber auch versuchen, über Pressing auf Sieg zu spielen", kündigte Ansbachs Coach Fredi Skurka einen erfrischenden Auftritt seiner Mannschaft an. Schließlich ging es um wichtige Punkte im Kampf um den Aufstieg, denn der kesse Aufsteiger aus Kahl macht sich als punktgleicher Tabellendritter auch noch berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg. Sorgen, von denen ein anderer Aufsteiger nur träumen kann: die SpVgg Stegaurach. "Wir machen für unseren Aufwand das Maximum, von daher kann man mit dem zwölften Tabellenplatz zufrieden sein", sagte Trainer Tobias Eichhorn, der gleichzeitig bedauerte, dass man in den zurückliegenden Spielen die Vorentscheidung in Sachen Klassenerhalt verpasst hatte. So trennte die SpVgg Stegaurach vor dem Spiel lediglich ein Sieg vom ersten Relegtionspatz. Kaum verwunderlich also, dass Gäste-Coach Fredi Skurka, der wie sein Stegauracher Kollege personell aus dem Vollen schöpfen konnte, einen "Kampf" erwartete.
Ansbach war oftmals einen Schritt schneller: Hier ist Rechtsverteidiger Patrick Soldner (li.) vor Stegaurachs Mittelfeldmotor Pascal Scharfenberg (re.) am Ball.
S. Neubauer
Beide Trainer begannen im beliebten 4-2-3-1-System mit zwei spiel- und kampfstarken Sechsern sowie einer einzigen Sturmspitze. Als sich die Heimmannschaft noch um einen geordneten Spielaufbau kümmerte, klingelte es bereits im Kasten von Dominik Neblicht. Bastian Herzner war aus 18 Metern zum Abschluss gekommen. Den zur Seite parierten Ball ersprintete sich Mittelfeldmann Michael Gassner, der gedankenschnell zum mitgelaufenen Bastian Herzner querlegte, der fünf Meter vor dem leeren Tor keine Probleme hatte, den Ball über die Linie zu drücken (3.). Diese frühe Führung spielte der Gastmannschaft in die Karten. Wie von Trainer Fredi Skurka angekündigt, ließen seine Spieler den Ball geduldig durch die eigenen Reihen zirkulieren. Den Spielaufbau übernahmen die Innenverteidiger Raul Crisan und Sven Hendel, aber vor allem Kapitän und Mittelfeldmotor Christoph Hasselmeier, der das gesamte Spiel seiner Mannschaft an sich riss. Immer wieder suchten die Gästeakteure den technisch starken Mittelstürmer Bastian Herzner, der die Bälle festmachte, direkt weiterleitete oder zu eigenen Aktionen nutzte. Dem Heimteam aus Stegaurach fiel gegen den ball- und kombinationssicheren Tabellenzweiten aus Mittelfranken wenig ein. Eine einzige Torchance konnte die gastegebende SpVgg im ersten Durchgang für sich verbuchen, als Philipp Jäger nach einem zu kurz abgewehrten Ball aus 15 Metern zum Torabschluss gekommen war (36.). Das Bemühen und die Einstellung konnte man dem Team von Tobias Eichhorn keineswegs absprechen, doch die Spielkontrolle hatte Ansbach bereits nach fünf Minuten komplett übernommen. Allerdings gerieten sich ernstzunehmende Torchancen trotz eines gefühlten Ballbesitzverhältnisses von 70:30 für Ansbach als Mangelware. In der 20. Minute verfehlte ein Schuss aus der Drehung vom umtriebigen Michael Gassner nur knapp das Stegauracher Gehäuse. Derselbe Akteur zielte in der 41. Minute aus halbrechter Position nur knapp über das Tor und Bastian Weiß verpasste nach einem Freistoß von Christoph Hasselmeier das vorentscheidende 0:2 vor dem Pausenpfiff (45.). Auf der anderen Seite hatte Schiedsrichter Marcel Geuß in der 25. Minute eine kritische Situation zu lösen: Heim-Akteur Pascal Scharfenberg hatte sich an der Strafraumgrenze gegen zwei Ansbacher Spieler durchgesetzt und war nach einem Rempler von Christoph Hasselmeier zu Fall gekommen. Zum Entsetzen der 80 Zuschauer blieb der fällige Elfmeter- bzw. Freistoßpfiff aus - eine zumindest diskussionswürdige Entscheidung. Mit einem verdienten 1:0 für Ansbach ging es in die Pause, in der Stegaurach-Coach Tobias Eichhorn die richtigen Worte gefunden zu haben schien.
Ansbachs Spielgestalter Michael Gassner (vorne) war einer der Aktivposten seiner Mannschaft. Hier versenkt er Stegaurachs Sturmspitze Christos Makrigiannis.
S. Neubauer
Die heimische Spielvereinigung präsentierte sich nach der Halbzeitpause als das aktivere und laufstärkere Team. Dennoch verpasste es die Heimmannschaft, sich klare Torgelegenheiten oder gar ein Übergewicht herauszuspielen. So dauerte es nicht lange, ehe sich die SpVgg Ansbach wieder stabilisieren und ihr auf Dominanz angelegtes Spiel neu beleben konnte. Michael Gassner feuerte in der 54. Minute aus 18 Metern den ersten Warnschuss ab, sein Abschluss landete aber nur am langen Pfosten. Nachdem Stegaurach das Spiel bis dato offen gestalten konnte, sorgte der wendige Gassner in der 68 .Minute für die (kuriose) Vorentscheidung: Sein Steilpass auf Bastian Herzner wehrte der ansonsten bärenstarke Heim-Verteidiger Christian Ott zur Strafraummitte und damit genau in den Laufweg von Michael Gassner ab, der etwas glücklich den herausstürmenden Dominik Neblicht mit einem Tunnel überwand. Auf der anderen Seite ergaben sich für Sturmtank Christos Makrigiannis, der an diesem Tag nicht zu überzugen wusste, zwei kleinere Torchancen: In der 69. Minute verfehlte er mit einem Drehschuss das Tor, eine Minute später köpfte er einen Freistoß in die Arme von Gästekeeper Florian Körner. Die vagen Aufholbemühungen konterte Ansbach im Stile einer Spitzenmannschaft: Bastian Herzner verwertete eine tolle Flanke von der rechten Seite von Patrick Soldner mit einem Kopfball aus zehn Metern zentraler Position ins lange untere Eck (71.). Damit war das Spiel entschieden, auch wenn Spielertrainer Tobias Eichhorn in der Endphase versuchte, für seine Farben den Anschluss zu erzielen (86./89.). Der 3:0-Sieg ging völlig in Ordnung, da der Tabellenzweite aus Ansbach das Spiel über 80 Minuten kontrollierte und dominierte. Der Gast präsentierte sich nicht nur als ball- und kombinationssicherer, er ließ auch insgesamt die reifere Spielanlage erkennen. Stegaurach fehlte dagegen das Rezept, um das souveräne Spiel der Ansbacher zu durchbrechen, an mancher Stelle sicher auch die notwendige Qualität. Dennoch lieferte die heimische SpVgg im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein kämpferisch und spielerisch gutes Spiel ab - gegen eine mannschaftlich geschlossene und formstarke SpVgg Ansbach reicht das allerdings derzeit nicht aus, um zu Punkten zu kommen.
Für beide Mannschaften geht es in den verbleibenden drei Spielen um wichtige Punkte gegen den Ab- bzw. für den Aufstieg. Kahl und Ansbach marschieren nach ihren Siegen weiter im Gleichschritt und erhöhen den Druck auf Tabellenführer Abtswind. Für Stegaurach gilt es gegen die starken Gegner aus Kahl und Neustadt, noch die nötigen Punkte einzufahren, um möglichen Relegationsspielen zu entgehen. In der derzeitigen Form fällt es schwer, die SpVgg Ansbach nicht zum Topfavoriten auf den Aufstieg zu zählen. Das Team von Fredi Skurka spielt mit Verstand und ist zudem hochkarätig besetzt. Besonders Innenverteidiger Raul Crisan, Kapitän Christoph Hasselmeier, Mittelfeldwirbler Michael Gassner und Sturmspitze Bastian Herzner ragen aus der starken Ansbacher Mannschaft hervor. Doch auch der SpVgg Stegaurach braucht vor den kommenden Aufgaben nicht bange zu sein. Die Mannschaft von Tobias Eichhorn arbeitet defensiv sehr diszipliniert, verschiebt gut und hat mit Christian Ott einen erstklassigen Innenverteidiger. In der Offensive besteht dagegen Optimierungsbedarf. Gelingt es Eichhorn dem Team mehr Torgefahr zu vermitteln, sollte die Mannschaft aus dem Bamberger Umland auch zukünftig in der Landesliga spielen.
Spielbericht eingestellt am 03.05.2014 22:36 Uhr